Atomendlager:Gabriel kritisiert früheren Asse-Betreiber

Die Pannenserie in Asse reißt nicht ab: Umweltminister Gabriel spricht von einem der "schlimmsten Beispiele für verantwortungslosen Umgang" mit Atommüll.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat den früheren Betreiber des maroden Atommülllagers Asse in Niedersachsen kritisiert. Die Schachtanlage Asse II sei "eines der schlimmsten Beispiele für verantwortungslosen Umgang mit dem Thema Atommüll-Endlagerung", sagte Gabriel in Berlin.

Atomendlager: Fässer mit radioaktiv verseuchter Lauge im Atommülllager Asse II.

Fässer mit radioaktiv verseuchter Lauge im Atommülllager Asse II.

(Foto: Foto: ddp)

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), das die Helmholtz-Gemeinschaft nach einer Reihe von Problemen mit der Asse abgelöst hatte, saniere das Lager derzeit. Auf die jüngste Panne in Asse ging Gabriel nicht direkt ein. Er kündigte aber neue Sicherheitskriterien für Endlager an.

In Asse werden die Probleme nämlich immer größer. Das BfS entdeckte in der ohnehin einsturzgefährdeten Schachtanlage erneut radioaktiv belastete Lauge - unter anderem am tiefsten Punkt der Grube. BfS-Präsident Wolfram König sagte im Radiosender NDR Info: "Von der Lauge geht keine Gefahr aus, aber sie ist mit Radionukliden belastet."

Die zulässigen Grenzwerte werden laut Behörde aber nicht überschritten. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland forderte nach den neuen Laugenfunden, die Debatte um Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke zu beenden.

Ansammlung von Salzlösungen

Die Stabilität des Salzbergwerks in Niedersachsen mit etwa 126.000 Fässern mit Atommüll ist stark gefährdet, weil täglich 12.000 Liter Wasser von außen eindringen. Aus Sicht des Strahlenschutzamtes - seit Jahresanfang Betreiber der Asse - hätte der schwach und mittel radioaktive Abfall nie in der Grube gelagert werden dürfen.

Bei einem Kontrollgang der Schachtanlage sei nun in 950 Metern Tiefe eine Ansammlung von neuen Salzlösungen festgestellt worden, teilte das BfS mit. Eine weitere Stelle mit Lauge entdeckten Mitarbeiter auf der 925-Meter-Sohle. In diesen Lösungen wurden Werte für Cäsium 137 von 121 Becquerel pro Liter festgestellt und für Tritium von 27.000 Becquerel je Liter. Beide Werte lägen unterhalb der Freigrenzen der Strahlenschutzverordnung.

Vermutlich kommen die jetzt entdeckten, radioaktiv belasteten Laugen-Ansammlungen aus einem benachbarten Hohlraum auf der 950-Meter-Sohle, dem sogenannten Tiefenaufschluss. Dorthin hatte das Helmholtz Zentrum München von 2005 bis 2008 ohne Genehmigung mit Cäsium kontaminierte Lauge gepumpt, die sich weiter oben im Bergwerk angesammelt hatte.

Die Grenzwerte waren in dieser Lösung deutlich überschritten. Die neuen Salzlösungen sind laut Strahlenschutzamt wahrscheinlich durch den hohen Gebirgsdruck herausgepresst worden. "Das Wasser sucht sich seinen Weg", sagte ein Sprecher des BfS.

Atomkraft nicht wahlentscheidend

Die Strahlenschützer leiteten Schutzvorkehrungen ein und sperrten das Gebiet ab. Es solle ausgeschlossen werden, "dass solche Stoffe in andere Teile der Grube verschleppt werden", sagte BfS-Präsident König. Gefahr für die Beschäftigten bestehe nicht. In den betroffenen Regionen arbeiten die Bergleute nach Darstellung der Behörde normalerweise nicht.

Trotz der Probleme mit der Endlagerung und den jüngsten Pannen im Atomkraftwerk Krümmel hat das Thema Atomkraft für zwei Drittel der Bundesbürger keine große Bedeutung für ihre Entscheidung bei der Bundestagswahl im September.

In einer Forsa-Umfrage für das Hamburger Magazin Stern erklärten nur 29 Prozent, dass die Kernenergie einen großen oder sogar sehr großen Stellenwert für ihr Parteivotum besitzt. Zudem sprach sich exakt die Hälfte der Befragten für den im Atomkonsens vorgesehenen Ausstieg bis 2021 aus. Ihnen gegenüber stehen 44 Prozent der Deutschen, die für eine längere Laufzeit sind.

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