Atomausstieg:"Keine nachteiligen Wirkungen auf CO2-Emissionen"

Sieben Atomkraftwerke wurden in Deutschland bereits vom Netz genommen. Die Befürworter der Kernkraft hatten stets gewarnt, dass der Atomausstieg zu mehr Kohlendioxidemissionen führe. Doch der CO2-Ausstoß der Energie- und Industrieanlagen ist nicht gestiegen, meldet das Umweltbundesamt. Im Gegenteil.

"Der im März 2011 begonnene Atomausstieg hat offensichtlich keine nachteiligen Wirkungen auf die CO2-Emissionen in Deutschland." So fasst Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes, Berechnungen zum Kohlendioxid-Ausstoß zusammen. Trotz des vergleichsweise hohen Wirtschaftswachstums sind die Emissionen der deutschen Industrieanlagen im vergangenen Jahr demnach nicht gestiegen, sondern sogar um ein Prozent gesunken.

Das sind gute Nachrichten, da von den 17 Atomkraftwerken, die im vergangenen Jahr noch die ausreichende Energieversorgung gewährleisten sollten, für acht die Betriebsgenehmigung erloschen ist. Befürworter der Atomkraft weisen regelmäßig darauf hin, dass die Anlagen benötigt würden, um eine weitere Zunahme der Kohlendioxidemissionen zu verhindern und den Klimawandel zu bremsen.

Doch die 1640 emissionshandelspflichtigen Energie- und Industrieanlagen, die für den Emissionshandel überwacht werden, hätten "trotz sehr starker Konjunktur und Atomausstieg" etwa 450 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen und seien knapp unter der Obergrenze geblieben, auf die sich Deutschland für die Handelsperiode 2008 - 2012 für den Emissionshandelssektor festgelegt hat, berichtet die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) beim Umweltbundesamt (UBA) in Dessau. Die überwachten Anlagen verursachen etwa die Hälfte aller CO2-Emissionen in Deutschland.

Mit diesen Emissionswerten setze sich der Rückgang seit 2008 fort. Insbesondere im Energiesektor konnten gegenüber 2010 Emissionen eingespart werden. Wie weit der Ausstoß zurückgegangen wäre, wenn alle Atomkraftwerke noch Strom liefern würden, erklärte Flasbarth nicht.

Mit Blick auf das starke deutsche Wirtschaftswachstum von rund drei Prozent im Jahr 2011 zeigt sich Flasbarth zufolge, dass auch der Emissionshandelssektor zur Verbesserung der Kohlenstoffintensität beigetragen habe. "Dieser Trend stimmt hoffnungsvoll für die dritte Handelsperiode 2013 - 2020 und belegt den Spielraum für eine mögliche Anpassung des europäischen Klimaziels", sagte der Präsident des Umweltbundesamtes.

Die Emissionshandelsstelle prüft zur Zeit die Emissionsberichte des vergangenen Jahres. Eine umfassende Auswertung der Ergebnisse soll am 15. Mai 2012 veröffentlicht werden.

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