Astronomie:"Todesstern" zerstörte eigene Planeten

Astronomie: Im fernen Sternsystem WD 1145+017 wurde ein Planet von der Schwerkraft seines Sterns zerrissen, hier eine zeichnerische Darstellung der Szene.

Im fernen Sternsystem WD 1145+017 wurde ein Planet von der Schwerkraft seines Sterns zerrissen, hier eine zeichnerische Darstellung der Szene.

(Foto: Mark A. Garlick)

Im einem fernen Sternsystem ist es zu einer kosmischen Katastrophe gekommen: Ein Stern hat die Planeten in seiner Nähe zerrissen. Das könnte auch der Erde bevorstehen.

Von Robert Gast

Im Kino ist das mit der Weltenzerstörung ganz einfach: Ein Schurke drückt auf einen Knopf, dann schießt der Todesstern einen Laserstrahl durchs All und verwandelt einen Planeten in ein Trümmerfeld. Die Szene stammt aus der Filmreihe "Star Wars", deren siebter Teil im Dezember in die Kinos kommt. Darin soll der Todesstern erneut eine Rolle spielen, wie vor wenigen Tagen bekannt wurde.

Wer so lange nicht warten will, kann gen Sternenhimmel schauen. Dort sind zerstörte Planeten und aggressive Sterne auch ohne von Menschen erbaute Weltenzerbrösler ein häufiges Phänomen. Astronomen haben nun zwei besonders eindrucksvolle Beispiele für die Zerstörungskräfte des Kosmos präsentiert.

Da ist zunächst das 160 000 Lichtjahre entfernte Sternsystem VFTS 352. Dort umkreisen sich zwei gleichgroße Sterne in so geringem Abstand, dass ihre Außenhüllen überlappen, wie Astronomen aus Aufnahmen des Very Large Telescope in Chile folgern. Früher oder später könnten die Sterne verschmelzen und so letztlich eine gewaltige Explosion auslösen, berichtet das Team um Leonardo Almeida von der Universität São Paulo im Fachmagazin The Astrophysical Journal.

Nur Trümmer und Staub hinterließ der Stern in seinem Umfeld

Auch im Sternsystem WD 1145+017 möchte man nicht leben. Dort, in 570 Lichtjahren Entfernung, verspeist ein Weißer Zwergstern gerade die Planeten in seiner Nähe. Mindestens einer der Felskörper wurde von der Schwerkraft seiner Sonne auseinandergerissen, berichten Astronomen um Andrew Vanderburg von der Universität Cambridge in Nature. Trümmer und Staub ziehen nun wie Schleier vor dem Stern vorüber. Deshalb konnte das Weltraumteleskop Kepler, das nach Helligkeitsschwankungen von Sternen Ausschau hält, die Szene dokumentieren.

Weiße Zwergsterne sind alte Sonnen, denen der Brennstoff ausgegangen ist. In jungen Sternen verschmelzen zunächst sämtliche Wasserstoffatomkerne zu Heliumkernen. Wenn nach einigen Milliarden Jahren sämtlicher Wasserstoff aufgebraucht ist, verschmilzt das Helium zu noch schwereren Atomkernen. In dieser Phase bläht sich ein Stern gewaltig auf. Anschließend fällt der Gasball wieder in sich zusammen und bildet eine extrem kompakte, milchig schimmernde Kugel - einen Weißen Zwerg.

Die Schwerkraft des Weißen Zwergs könnte bis zu sechs Planeten zerrissen haben

Wenn eine Sonne schlagartig ihre Größe ändert, werden die Planeten aus ihrer Umlaufbahn geworfen. Mit der Zeit rücken die Felskugeln immer näher an den ausgebrannten Stern heran, vermuten Vanderburg und seine Kollegen. Kommt eine von ihnen dem Weißen Zwerg zu nahe, wird sie von der enormen Schwerkraft auseinandergerissen. Sechs Welten könnte dieses Schicksal im Sternsystem WD 1145+017 ereilt haben, schätzen die Astronomen.

In ferner Zukunft könnte solch eine Katastrophe auch die Erde treffen, glauben Forscher. In sieben Milliarden Jahren wird die Sonne ausbrennen und schließlich zu einem Weißen Zwerg werden. Spätestens dann wird es im Sonnensystem ähnlich zerstörerisch zugehen wie in der Nähe des Sterns WD 1145+017.

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