Astronomie:Methan auf dem Mars

Die Nasa hat auf dem Mars große Ausbrüche von Methan beobachtet. Das Gas könnte geochemischer Natur sein - oder von Bakterien stammen.

Alexander Stirn

Der Rote Planet ist womöglich nicht so tot wie bislang gedacht. Auf dem Mars haben Astronomen Regionen ausgemacht, die von Zeit zu Zeit Methanwolken ausstoßen - ein Gas, das auf der Erde fast nur von Lebewesen produziert wird.

Astronomie: Auf dem Mars gibt es Regionen, die von Zeit zu Zeit Methanwolken ausstoßen (rot).

Auf dem Mars gibt es Regionen, die von Zeit zu Zeit Methanwolken ausstoßen (rot).

(Foto: Foto: Nasa)

Dass unter dem Marsboden Bakterien ihr Unwesen treiben, ist damit allerdings noch lange nicht gesagt. "Derzeit fehlen uns die Daten, um zu beurteilen, ob biologische oder geologische Prozesse das Methan produzieren", sagt Michael Mumma, Marsforscher der US-Raumfahrtbehörde Nasa. "Eines ist aber sicher: Der Planet lebt noch immer, und sei es nur im geologischen Sinne."

Bereits 2003 will Mumma eine erste Methanwolke auf dem Mars entdeckt haben. Auch die europäische Sonde Mars Express wurde 2004 fündig. Auf nachfolgenden Aufnahmen war das Methan allerdings wieder verschwunden.

In der Fachwelt wurde die Entdeckung daher mit Skepsis aufgenommen - zumal sich niemand erklären konnte, woher das Gas stammt. Beobachtungen über mehrere Jahre und alle Jahreszeiten hinweg belegen nun, dass das Methan tatsächlich existiert. Es entweicht allerdings nur im Frühjahr und Sommer, dann jedoch in riesigen Mengen: Die größte Wolke, die die Astronomen beobachten konnten, umfasste 19.000 Tonnen des Gases.

Offensichtlich, so die Spekulation der Forscher, führen steigende Temperaturen während des marsianischen Frühlings dazu, dass der Permafrostboden teilweise verschwindet. Dadurch öffnen sich Ritzen und Spalten, aus denen das gespeicherte Methan entweichen kann. Das bedeutet aber auch, dass der Stoff im Innern des Planeten in großen Mengen gespeichert sein muss.

Bakterien könnten dafür durchaus verantwortlich sein: Auf der Erde sind mehrere Regionen bekannt, in denen es sich Mikroben in mehreren Kilometern Tiefe gut gehen lassen, während sie von Wasser, Wärme und Kohlendioxid leben. Unter der Permafrost-Decke des Mars kann Ähnliches passieren. Oder passiert sein. Denn das nun entdeckte Methan könnte schon vor Millionen Jahren von mittlerweile verschwundenen Bakterien produziert und nun lediglich ausgestoßen worden sein.

Gleiches gilt für geologische Prozesse, die zweite plausible Erklärung für den Methanfund. Auf der Erde bildet sich das Gas beispielsweise, wenn Eisenoxid in andere Mineralien umgewandelt wird. Auch geothermische Prozesse würden den an der Luft unbeständigen Stoff erzeugen. Allerdings gibt es keine Hinweise auf aktuelle vulkanische Aktivitäten auf dem Mars, das Gas müsste folglich in alten Vulkan-Strukturen gefangen sein, die es nun freigeben.

Was wirklich die Ursache der Methan-Wolken ist, wird nur eine Untersuchung vor Ort zeigen. Die nächste Mars-Mission der Nasa, das Mars Science Laboratory (MSL), könnte diese Aufgabe übernehmen. Der Rover ist darauf ausgelegt, die Zusammensetzung von Molekülen - und damit ihre Herkunft - zu ergründen. Allerdings werden solche Erkenntnisse noch etwas auf sich warten lassen: Wegen technischer Probleme ist die MSL-Mission gerade auf Ende 2011 verschoben worden.

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