Astronomie:Gibt es heftige Schneestürme auf dem Mars?

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Der Nordpol des Mars könnte Schauplatz heftiger Schneestürme sein. (Foto: NASA/JPL-Caltech/MSSS)
  • Wie Simulationen zeigen, könnte auf unserem Nachbarplaneten durch Fallböen heftiges Schneegestöber entstehen.
  • In der Nacht sorgen sinkende Temperaturen für Turbulenzen in den Wolken, sie werden destabilisiert.
  • Der Schnee ist vergleichbar mit unserem irdischen Frost.

Von Jonathan Ponstingl

Wenn es auf dem Mars Nacht wird, sorgen kräftige Winde für Schneestürme. Das berichten Forscher um den Franzosen Aymeric Spiga von der Université Pierre et Marie Curie in Paris im Fachjournal Nature Geoscience. In mehreren Versuchen haben sie die Meteorologie in den bewölkten Regionen des Roten Planeten simuliert.

Richtiger Schneefall galt dort bislang als unwahrscheinlich. Die Atmosphäre unseres Nachbarplaneten ist wesentlich dünner als jene der Erde. Deshalb kann sie nur wenig Wasserdampf aufnehmen und enthält kaum Feuchtigkeit. Dennoch konnte die US-Raumsonde Phoenix 2008 Wolken in der Atmosphäre des Mars ausmachen, die aus Wassereis-Partikeln bestehen. Auch in einer von der Sonde entnommenen Bodenprobe endeckten die Wissenschaftler Eis.

Die Eiswolken über der marsianischen Arktis waren eines der ersten Phänomene der Atmosphäre, die Wissenschaftler auf dem Mars beobachteten. Sie gingen davon aus, dass die Wassereis-Partikel der Wolken in mehreren Stunden und nur vereinzelt in Richtung Boden sinken.

Fallen die Temperaturen in der Nacht, entstehen heftige Fallwinde

Die aktuelle Simulation des Teams um Spiga widerlegt diese Annahme nun. In der marsianischen Nacht fallen die Temperaturen deutlich. Das rapide Abkühlen der Wassereis-Partikel führt zu Turbulenzen innerhalb der Wolken, sie werden instabil.

Diese Instabilität sorgt für kleine, aber kräftige Fallböen unterhalb der Wolke, die in Richtung Boden strömen. Statt wie bisher angenommen in mehreren Stunden, können die Wassereis-Partikel in wenigen Minuten und in heftigen Winden auf den Boden treffen. Treffen die Simulationen zu, hätte dieses Wetterphänomen erheblichen Einfluss auf den Wasserzyklus des Mars.

Raumsonde der Nasa
:"Phoenix" landet auf dem Mars

Nach einem riskanten Landemanöver ist die Marssonde Phoenix auf dem Roten Planeten aufgesetzt. Sie soll dort nach Hinweisen auf Leben suchen.

Aymeric Spiga, Experte für planetarische Atmosphären, vergleicht den Prozess mit irdischen Fallböen unter Gewitter- oder Sturmwolken. Bei diesem kleinen, lokalen Wetterphänomen trägt kalte und dichte Luft Regen oder Schnee. Durch starke, abwärtsgerichtete Luftströmungen sinken die Niederschläge aus den Wolken schnell ab.

Wer sich nun irdische Winterfreuden vorstellt, wird leider enttäuscht. Der Schnee ist nicht mit den weißen Flocken zu vergleichen, wie man sie von der Erde kennt. Eine dichte Schneedecke wird es auf dem Mars wohl kaum geben. Er besteht dort vielmehr aus kleinen Partikeln, die sich auf der Oberfläche ablagern und an irdischen Frost erinnern.

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