Seit Menschen in den Himmel schauen, fragen sie sich, ob es jenseits unseres Sonnensystems weitere Planeten gibt, auf denen Leben möglich wäre. Unzählige Science-Fiction-Bücher und -Filme leben von dieser Idee.
Um festzustellen, ob es überhaupt Planeten außerhalb unseres Sonnensystems gibt - sogenannte exosolare Planeten -, sucht die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit dem Weltraumteleskop Kepler das All ab.
Bereits vor etwa zwanzig Jahren fanden Astronomen den ersten Hinweis auf einen solchen Himmelskörper. Mit Hilfe des Kepler-Teleskops, das 2009 seine Arbeit aufgenommen hat, ist die Zahl der möglichen Kandidaten auf mehr als 2300 gestiegen. Und 48 davon befinden sich offenbar in der sogenannten bewohnbaren Zone um ihre Sonne. Das heißt, auf ihrer Oberfläche dürfte eine Temperatur herrschen, die die Existenz von flüssigem Wasser ermöglicht - die Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen.
Allerdings ist noch lange nicht klar, ob es sich tatsächlich um Planeten handelt. Das konnten die Forscher mit Hilfe des Teleskops nämlich erst für 29 der etwa 2300 Kandidaten bestätigen.
Nun haben die Wissenschaftler festgestellt, dass einer der Kandidaten in der passenden Zone tatsächlich ein Planet ist: Kepler-22b. Das wurde auf einer Konferenz im Ames-Forschungszentrum der Nasa auf dem Areal des Moffett Federal Airfield bei San Francisco verkündet. Auf der Oberfläche des Himmelskörpers betrage die Temperatur etwa 21 Grad Celsius, teilten die Forscher mit. "Das Schicksal meinte es gut mit uns bei der Entdeckung dieses Planeten", sagte Kepler-Chefwissenschaftler William Borucki.
Den ersten Hinweis auf Kepler-22b habe das Weltraumteleskop bereits drei Tage nach der offiziellen Inbetriebnahme im Frühjahr 2009 geliefert.
600 Lichtjahre von der Erde entfernt
Kepler-22b ist 600 Lichtjahre von der Erde entfernt. Er umkreist einen Stern, der etwas kleiner und kühler ist als unsere Sonne. Seine Umlaufbahn liegt so, dass er alle 290 Tage so zwischen das Teleskop und den Stern gerät, dass ein winziger Teil des Lichts, welches das Gerät empfängt, blockiert wird. Auf dieser Grundlage identifizierten Wissenschaftler die Existenz und den Orbit des Planeten, versuchten seine Größe festzustellen und die Frage zu beantworten, ob er über eine Atmosphäre verfügt. Bislang steht fest, dass Kepler-22b den 2,4-fachen Radius der Erde besitzt.
Seine Zusammensetzung und seine Masse sind dagegen noch unbekannt. Es könnte sein, dass er eine feste Oberfläche besitzt, wie die Erde. "Es gibt eine gute Chance, dass es ein Gesteinsplanet ist", sagte Borucki. Es gibt vielleicht sogar einen Ozean. Wahrscheinlich wäre er dann mit riesigen Mengen Eis bedeckt. Genauso gut könnte es sich aber um einen Gasplaneten wie Uranus oder Neptun handeln. Dieser Frage gehen die Forscher weiter nach.
Insgesamt haben die Astronomen etwa 700 exosolare Planeten aufgespürt. Bei den meisten handelt es sich um Gasriesen wie Jupiter oder Saturn, die ihre Sonnen in geringem Abstand umkreisen.
Dennoch hatten auch frühere Beobachtungen bereits potentiell erdähnliche Planeten in oder am Rande der bewohnbaren Zonen ihrer Heimatsterne gefunden. Allerdings sind manche von ihnen umstritten. So hatten Wissenschaftler mit Hilfe des Keck-Teleskops auf Hawaii einen sehr erdähnlichen Planeten entdeckt, der den Stern Gliese 581 umkreist, etwa 20 Lichtjahre von der Erde entfernt. Andere Forscher stellten die Existenz des Himmelskörpers allerdings bald darauf in Frage.
Im Falle von Kepler-22b sind sich die Astronomen allerdings sicher: "Dies ist ein wesentlicher Meilenstein bei der Suche nach einem Zwilling der Erde", betonte Kepler-Forscher Douglas Hudgins. Die Suche selbst ist damit jedoch nicht beendet. Denn dass Keppler-22b tatsächlich eine zweite Erde ist, kann man nicht behaupten.
Immerhin belegt der Fund, der im Fachblatt Astrophysical Journal veröffentlicht werden soll, dass sich die Suche lohnt.