Astronomie:Ein Monster von Planet

Astronomie: So könnte der Exoplanet "Kepler-10c" aussehen. Das Jahr dauert dort nur 45 Tage. Die rote Kugel ist der kleinere Schwesterplanet "Kepler-10b".

So könnte der Exoplanet "Kepler-10c" aussehen. Das Jahr dauert dort nur 45 Tage. Die rote Kugel ist der kleinere Schwesterplanet "Kepler-10b".

(Foto: David A. Aguilar (CfA))

Eine "Megaerde" haben Astronomen in 560 Lichtjahren Entfernung erspäht - eine riesige, feste Felsenwelt. Bislang galten solche Himmelskörper als unmöglich. Der Fund bringt Kosmologen ins Rätseln.

Von Christoph Behrens

Astronomen haben einen neuen erdähnlichen Planeten entdeckt, der rund 17 Mal so viel wie die Erde wiegt und überwiegend aus Gestein bestehen soll. Bislang hielten Astrophysiker einen Riesenplaneten aus festem Material für unmöglich. Bei so viel Masse würde ein solches Gestirn das leichte Element Wasserstoff anziehen und unweigerlich zu einem Gasriesen wie Jupiter werden, vermutete man.

Doch der Exoplanet "Kepler-10c" widerlegt diese These nun. In 560 Lichtjahren Entfernung von der Erde spürte das Weltraumteleskop Kepler den Himmelskörper auf. Zuerst tippten Astronomen bei ihm auf einen neptunähnlichen Planeten, umschlossen von einer dicken Gashülle. Umso überraschter waren die Forscher, als sie die Masse des Planeten mit einem weiteren Teleskop genau bestimmten: "Kepler-10c" war viel schwerer als erwartet, ein klarer Beleg für eine felsige Oberfläche. Wegen der ungewöhnlichen Größe und Beschaffenheit schlagen die Forscher für derartige Himmelskörper die Bezeichnung "Megaerde" vor. "Das ist der Godzilla unter den Erden!", schrieb Dimitar Sasselov, einer der beteiligten Astronomen von der US-Universität Harvard, in einer Presseerklärung.

Über die Lebensfreundlichkeit des fernen Planeten sagt der Befund "Megaerde" allein noch nichts. Der Begriff bezieht sich nur auf die Masse des Himmelskörpers. Doch der ferne Planet birgt ein weiteres Rätsel: Das Sternensystem von "Kepler-10c" ist mit elf Milliarden Jahren sehr alt, es entstand weniger als drei Milliarden Jahre nach dem Urknall.

Rätselhafte Entstehung

Das junge Universum enthielt aber fast nur leichte Elemente wie Wasserstoff und Helium. Schwerere Stoffe wie Silizium und Eisen, also auch die Ingredienzen für felsiges Gestein, waren hingegen rar. Erst in der Glut der ersten Sterne entstanden diese schwereren Bestandteile, ein womöglich Jahrmilliarden dauernder Prozess. Das hohe Alter von Kepler ist ein Indiz dafür, dass dies womöglich viel schneller ging als gedacht, und komplexere Elemente sich früher zu felsigen Planeten zusammenballten. "Und wenn Felsen entstehen können", so Harvard-Astronom Sasselov, "dann vielleicht auch Leben."

Wie der Riesenplanet entstehen konnte, ist noch rätselhaft. "Wir vermuten, dass Gasriesen einen recht großen festen Kern haben können", sagt Tilman Spohn vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Dieser schwere Kern halte das leichte Gas an der Oberfläche fest. Bei der Geburt von "Kepler-10c" fehlte womöglich schlicht das Gas in der Umgebung, sodass nur der Kern entstand. Der Exoplanet wäre dann einfach ein halbvollendeter Gasplanet ohne Gas. "Oder er hat seine Hülle verloren", vermutet Spohn, "vielleicht durch eine Kollision mit einem anderen Planeten."

Auch das hohe Alter sei keineswegs gesichert. Denn die Astronomen können das Alter von Exoplaneten nicht direkt bestimmen, sie vermuten schlicht, dass diese etwa zur gleichen Zeit wie ihre Sterne entstanden. Diese Annahme müsse nicht zutreffen, sagt Spohn. "Es kann auch einfach ein alter Stern und ein junger Planet sein."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: