Astronomie:Babyfernsehen im All

Astronomen haben die Geburt eines Exoplaneten beobachtet. Der Gasriese PDS 70b ist 22 Mal soweit von seinem Stern entfernt, wie die Erde von der Sonne und viel größer als Jupiter. Bislang war es kaum möglich, Planeten während ihrer Entstehung zu finden.

Wissenschaftler haben einen extrem jungen Exoplaneten im Stadium seiner Entstehung entdeckt und untersucht. Der Gasriese mit der Bezeichnung PDS 70 b befindet sich noch in der Umgebung seiner Geburt und dürfte weiterhin neue Materie an sich ziehen, teilte das Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg mit.

Die Suche nach Exoplaneten, also Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, ergab bislang etwa 3800 Exemplare mit unterschiedlichen Größen, Massen sowie Abständen von ihren Muttersternen. Wie Planeten entstehen, weiß man aber immer noch nicht genau. Zwar entwickelten Wissenschaftler Theorien und Modelle dafür. Jedoch war es bislang kaum möglich, Planeten im Zustand ihrer Entstehung nachzuweisen, den Prozess direkt zu untersuchen und mit den Berechnungen der Modelle zu vergleichen.

Genau das ist den Angaben zufolge nun Astronomen des MPIA und des Konsortiums des Sphere-Instruments am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile gelungen. Der Planet PDS 70 b wurde in einer Entfernung von 22 Astronomischen Einheiten von seinem Zentralgestirn PDS 70 entdeckt. Er ist damit 22 Mal soweit von seiner Sonne entfernt wie die Erde von unserer Sonne. Den Astronomen ist es gelungen, die atmosphärischen und physikalischen Eigenschaften des Exoplaneten zu bestimmen. Die Analyse ergab, dass PDS 70 b ein riesiger Gasplanet mit der mehrfachen Masse des Jupiter ist, des größten Planeten in unserem Sonnensystem. Die Daten zeigen außerdem, dass der heiße Exoplanet von Wolken umgeben ist, welche die Strahlung des Planetenkerns und seiner Atmosphäre modifizieren. Auch bestätigte PDS 70 b die Vorstellung, dass sich Gasplaneten wie Jupiter in großer Entfernung von ihrem Zentralstern bilden sollten.

Nach zehn Jahren der Entwicklung neuer, leistungsstarker astronomischer Instrumente zeigt die Entdeckung, "dass wir endlich in der Lage sind, Planeten direkt bei ihrer Entstehung zu finden und zu studieren", sagt Thomas Henning Direktor am MPIA und Autor der nun vorgelegten Studien. "Ein lang gehegter Traum wird wahr."

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