Astronauten auf dem Mond:Am Wendepunkt

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Insgesamt 24 Männer sind zum Mond geflogen. Die Reise zum Erdtrabanten hat ihr Leben geprägt - und ihm zum Teil eine überraschende Wende gegeben. Nur wenige kehrten ins All zurück.

C. Schrader

In den Bann eines fremden Himmelskörpers sind bisher erst 24 Menschen geraten; sie alle sind Männer und sie alle sind Amerikaner.

Sechsmal im All: John Young, Kommandant von Apollo 16. (Foto: Foto: dpa)

Das Schwerefeld des Mondes hat zwischen Heiligabend 1968 und dem 14. Dezember 1972 jeweils für einige Tage das Leben der Nasa-Astronauten von Apollo 8 sowie Apollo 10 bis 17 bestimmt: Zwölf von ihnen haben die staubige Oberfläche betreten, der Rest hat sie durch die Fenster der Raumkapseln gesehen. Und für jeden der Männer war der Flug ein Wendepunkt im Leben.

Den größten Ruhm haben die beiden Pioniere geerntet - und sind damit sehr unterschiedlich umgegangen. Neil Armstrong, der am 21. Juli 1969 deutscher Zeit als Erster den Mond betrat, hat seine Rolle als Held niemals akzeptiert.

Er verließ die Nasa und arbeitete als Professor für Raumfahrttechnik an einer eher unbedeutenden Universität. Zu seinem Ärger rückten dort Studenten mit Leitern an, um in sein Büro im ersten Stock zu spähen.

Dann übernahm Armstrong Posten in der Raumfahrtindustrie. Als der Spaceshuttle Challenger 1986 beim Start explodierte, wurde er stellvertretender Leiter der Untersuchungskommission. Ansonsten mied und meidet der Mondfahrer die Öffentlichkeit.

Die Position als Doyen der Mondfahrer und Vorzeigeastronaut hat stattdessen Buzz Aldrin eingenommen, der neben Armstrong auf dem Mond stand. Er war nach der Rückkehr in eine Lebenskrise geraten und Alkoholiker geworden; wegen schwerer Depressionen kam er in eine psychiatrische Klinik.

Nach einer Therapie nahm er seinen Spitznamen Buzz offiziell als Vornamen an, hat seither sechs Bücher geschrieben und viele hochbezahlte Vorträge gehalten. Er propagiert den Weltraumtourismus und hat einmal einen Kritiker verprügelt, der ihm ins Gesicht sagte, die Mondlandung sei im Filmstudio inszeniert worden.

Überraschende Wendungen

Etliche der 24 Mondmänner haben nach der Nasa-Karriere öffentliche Ämter übernommen, so etwa Michael Collins, der bei Apollo 11 im Mondorbit blieb: Er wurde Gründungsdirektor des National Air & Space Museum in Washington.

Harrison Schmitt, mit Apollo 17 als einziger Wissenschaftler auf dem Mond, ließ sich zum republikanischen Senator für New Mexico wählen. William Anders, der bei Apollo 8 das berühmte Foto vom Erdaufgang schoss, leitete die Behörde für nukleare Sicherheit, bevor er Botschafter in Oslo wurde.

Fast alle der 24 Astronauten haben nach der Reise zum Mond lukrative Posten in der Privatwirtschaft übernommen. Oft war es, sehr erwartbar, die Luft- oder Raumfahrtindustrie. Doch die Liste enthält auch ein Abschleppunternehmen, ein Football-Team, einen Biervertrieb, eine Cadillac-Vertretung, ein Planungsbüro für Shopping Center und ein Feinschmecker-Restaurant.

Drei der Mondfahrer haben ihrem Leben eine überraschende Wendung gegeben. Alan Bean (Apollo12) machte sein Hobby zum Beruf und malt nun Astronauten auf dem Mond in Acryl. James Irwin (Apollo 15) wurde evangelikaler Priester und suchte auf mehreren Expedition in der Türkei nach Resten der Arche Noah.

Und Edgar Mitchell (Apollo 14) wandte sich der Esoterik zu und erklärte die Gerüchte um Ufo-Sichtungen und den angeblichen Absturz von Aliens in Roswell für wahr. Sechs der 24 Männer, die alle zwischen 1923 und 1936 geboren wurden, sind mittlerweile gestorben.

Nur fünf der Mondfahrer sind ins All zurückgekehrt. Der prominenteste ist John Young, Kommandant von Apollo16, der 1981 den Jungfernflug des Shuttles Columbia kommandierte und zwei Jahre später Ulf Merbold mitnahm, den ersten westdeutschen Astronauten.

Aufsehen erregte auch die Leistung von Fred Haise, dem 1970 die Beinah-Katastrophe an Bord von Apollo 13 den Mondspaziergang vermasselt hatte: Er ist der einzige der 24 Astronauten, der ein Raumschiff namens Enterprise steuerte - den Shuttle-Prototypen, mit dem in der Atmosphäre das Gleiten und Landen getestet wurde.

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