Asteroiden:Aus der Bahn!

Asteroid fliegt an Erde vorbei

Kam 2013 auf 28 000 Kilometer heran: Asteroid 2012 DA14. Bild: Nasa Science/DPA

Wenn sich die Menschheit zuvor nicht selbst umbringt, dann könnte der Einschlag eines Asteroiden das Ende der Welt bedeuten. Astronomen beschäftigen sich mit der Frage, wie solche dicken Brocken aus dem All abgewehrt werden können.

Von Kathrin Zinkant

Direkt hinter der Eingangstür warten schon die Opfer: Haushoch ragt das Skelett des Pflanzenfressers Giraffatitan in die Halle, daneben stehen die Überreste der Stachelechse Kentrosaurus, weiter hinten lauert die Furcht einflößende Raubechse Tristan, ein Vertreter der Spezies Tyrannosaurus rex - das Naturkundemuseum in Berlin beherbergt viele dieser Ungeheuer. Sie alle waren einst lebendig, bis ein zehn Kilometer großer Gesteinsbrocken aus dem Weltall in Mittelamerika einschlug. Und vorbei war das Leben auf der Erde, wie es zuvor existiert hatte.

Es ist zwar umstritten, ob der "Big Impact" von Chicxulub allein zum Aussterben der Dinosaurier führte. Fest steht aber, dass die Erde seit Anbeginn so wie jeder andere Himmelskörper dem Beschuss von Kometen, Asteroiden oder Meteoriten ausgesetzt ist - und auch in Zukunft sein wird. Davor warnen jetzt mehr als 100 Planetenforscher in einem Brief, der am Montag im Berliner Naturkundemuseum vorgestellt wurde. Nach Aussage der Wissenschaftler wird die Erde derzeit von 1700 Asteroiden in der Nähe bedroht, dazu kommt ein Reservoir von Millionen Asteroiden, die als Gürtel zwischen Mars und Jupiter um die Sonne kreisen und die durch Kollisionen in Richtung Erde abgelenkt werden können. Nicht jeder Asteroid hat dabei das Kaliber eines Dinosaurierkillers, aber auch kleinere Asteroiden können erhebliche Schäden verursachen. "Denken Sie an Tscheljabinsk", sagt Alan Harris vom Berliner Institut für Planetenforschung. In der russischen Stadt war 2013 ein 20 Meter großes Asteroidenfragment vom Himmel gestürzt und kurz vor dem Einschlag in einen See zerborsten. Die Druckwelle beschädigte mehrere Tausend Häuser, fast 1500 Menschen wurden verletzt, einige schwer. "Wir wissen, dass es in den nächsten 100 bis 120 Jahren nicht zu einem Einschlag von einem sehr großen Asteroiden von einem Kilometer Durchmesser oder mehr kommen wird", sagt Harris. Das Problem seien aber gerade die kleineren Objekte, mit denen jederzeit zu rechnen ist. "Asteroiden von 50 bis 100 Metern im Durchmesser würden wir dann schon ablenken wollen", sagt der Planetenforscher. Ein solcher Asteroid wäre zum Beispiel in der Lage, eine Stadt wie Berlin zu zerstören.

Asteroiden-Abwehr aber will gelernt sein. Die Kundgebung im Museum war insofern auch der Versuch, für eine Mission unter Beteiligung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrttechnik zu werben. Dazu soll eine Sonde zum elf Millionen Kilometer entfernten Asteroiden Didymos entsendet werden. Das besondere an Didymos: Er besitzt einen kleinen Mond namens Didymoon. Er hat einen Durchmesser von 160 Metern und soll von der Sonde genauer untersucht werden, bevor eine zweite, amerikanische Sonde den Mond durch einen gezielten Aufprall aus der Bahn lenkt.

Astronomen bezeichnen diese Schubstechnik als "kinetischen Impaktor". Im Ernstfall müsste die Sonde, je nach Größe und Beschaffenheit des auf die Erde zusteuernden Asteroiden, sehr schnell oder sehr schwer sein. Ob die Ablenkung mit ausreichend Wumms gelingt, ist aber nicht garantiert. Es bräuchte deshalb wohl ein paar weitere Missionen, um den Umgang mit widerspenstigem Weltraumgestein zu erlernen.

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