Artenschutzkonferenz:Sushi geht vor

Monaco und die EU sind mit ihren Versuchen gescheitert, ein Handelsverbot für den gefährdeten Roten Thun zu erwirken. Tierschützer sehen darin ein Todesurteil für den Thunfisch.

M. Kotynek

Für den bedrohten Blauflossen-Thunfisch wird es auch weiterhin kein Handelsverbot geben. Bei der Artenschutzkonferenz in Doha stimmten die Delegierten gegen die beiden Anträge der EU und Monacos, den internationalen Handel mit dem Fisch zu verbieten.

Vor allem Japan, wo mehr als 80 Prozent der gefangenen Tiere landen und zu Sushi verarbeitet werden, sprach sich kategorisch gegen ein Handelsverbot aus. Auch Libyen, Chile, Venezuela, Indonesien und Namibia widersetzen sich dem Verbot; Norwegen, Kenia und die USA unterstützen es.

Umweltschützer zeigten sich entsetzt. "Das Votum der Vertragsstaaten ist eine Schande und setzt den König der Meere dem Untergang aus", sagte Karoline Schacht, Fischereiexpertin des WWF. Daniela Freyer, die für die Umweltorganisation Pro Wildlife an der Konferenz teilnimmt, kritisierte, dass der Blauflossen-Thunfisch, der auch Roter Thun genannt wird, als Sushi ende: "Wir sind sehr enttäuscht, dass die internationale Staatengemeinschaft dem Roten Thunfisch keine Chance gab. Kommerzielle Interessen der Fischerei-Industrie haben über den Schutz der Meerestiere gesiegt."

Das Votum der Vertragsstaaten des Washingtoner Artenschutzabkommens Cites war eindeutig: 43 Staaten unterstützten den Vorschlag der Europäischen Union, 72 stimmten dagegen. Für den schärferen Vorschlag Monacos stimmten 20 Länder, 68 dagegen.

In den vergangenen 50 Jahren sind die Bestände des Roten Thun im Mittelmeer um 74 Prozent zurückgegangen, im westlichen Atlantik gar um 82 Prozent, berichten Meeresbiologen. Kaum ein Speisefisch ist so wertvoll wie der Rote Thun - im Gegensatz zum Weißen Thun, der billig in Dosen verkauft wird. Im Januar haben Händler in Tokio für ein 230 Kilogramm schweres Tier umgerechnet 122.000 Euro erzielt - es war das bisher zweitteuerste Exemplar. Solche Preise führen dazu, dass viele Fischer versuchen, noch mehr Fang einzubringen.

Die Internationale Kommission für die Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik Iccat schätzt, dass doppelt so viel Thunfisch gefangen wird wie erlaubt wäre. Mehrmals erließ die EU-Kommission ein vorübergehendes Fangverbot, da die Verstöße gegen die Quotenbeschränkungen überhand nahmen.

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