Artenschutzkonferenz:Nur im Prinzip gegen den Raubbau

Auf der Bonner UN-Konferenz zur Artenvielfalt gibt es bei allen wichtigen Themen bislang noch erhebliche Blockaden. Nun richten sich die Hoffnungen auf die Umweltminister.

Wolfgang Roth

Bonn - Wohlmeinende Beobachter, vor allem aus der deutschen Delegation, sehen immer wieder mal Bewegung, aber im Wesentlichen kommen die Verhandlungen auf der Bonner UN-Konferenz zur Artenvielfalt nicht von der Stelle.

Artenschutzkonferenz: Waldrodung in Ecuador. Die Länder im artenreichen Tropengürtel der Erde sperren sich gegen eine verbindliche Verpflichtung für  Schutzgebiete.

Waldrodung in Ecuador. Die Länder im artenreichen Tropengürtel der Erde sperren sich gegen eine verbindliche Verpflichtung für Schutzgebiete.

(Foto: Foto: ddp)

Bei allen wichtigen Themen gibt es noch erhebliche Blockaden, sodass sich die Hoffnungen nun auf den Mittwoch richten, wenn ungefähr 120 Umweltminister oder deren Stellvertreter in das Geschehen eingreifen werden, um wenigstens einen Fahrplan, also verbindliche Vorgaben für das 2010 in Japan stattfindende Folgetreffen zu erreichen.

Vor allem von der Rede der Bundeskanzlerin Angela Merkel wird einiges erwartet, weil Deutschland als Gastgeberland Erfolge vorweisen will. Optimisten rechnen damit, dass sie nicht mit leeren Händen kommt und einen nennenswerten Betrag zur Finanzierung globaler Schutzgebiete mit großem Artenreichtum in Aussicht stellt.

Ob so das Eis gebrochen werden kann, ist fraglich, es wäre aber bitter nötig. In früheren Verhandlungen über die 1992 in Rio begründete Konvention CBD (Convention on Biological Diversity) war vereinbart worden, bis 2010 ein weltweites Netz von Schutzgebieten an Land und bis 2012 in den Weltmeeren zu knüpfen.

Streit um Ausgleichszahlungen

Dieses Ziel ist nicht annähernd in Sicht. Die Länder im artenreichen Tropengürtel der Erde sperren sich auch in Bonn dagegen, eine verbindliche Verpflichtung für solche Reservate einzugehen. Dies würde aus ihrer Sicht auch bedeuten, eigene Pflichten zum Schutz des Weltklimas anzuerkennen, obwohl das Kyoto-Protokoll ausdrücklich nur den Industriestaaten eine Reduzierung der Treibhausgase auferlegt. Vor allem Brasilien ist bei diesem Thema nicht zu Zugeständnissen bereit.

Den Vertretern der Europäischen Union ist es bisher nicht gelungen, eine einheitliche Linie zur Finanzierung solcher Schutzgebiete zu finden. Besonders vehement wehrt sich Großbritannien gegen Ausgleichszahlungen, auch Italien ist strikt dagegen. Deutschland hat im vor Konferenzbeginn 40 Millionen Euro in Aussicht gestellt, eine Summe die möglicherweise am Mittwoch noch einmal aufgebessert wird.

Nicht weniger als sechs Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit einem besonders schwierigen Kapitel der Konvention: der kommerziellen Nutzung von Pflanzen und Tieren sowie einem Regelwerk, das den Ursprungsländern eine Beteiligung am Profit zuspricht. Es handelt sich um einen großen Markt vor allem zur Herstellung von Arzneien und Nahrungsergänzungsmitteln.

Kanada sträubt sich

Ziel der Verhandlungen in Bonn ist es, den Raubbau an solchen Rohstoffen zu beenden und ihre internationale Nutzung nur zu erlauben, wenn ein Zertifizierungsverfahren stattgefunden hat, das zweifelsfrei die Herkunft des Produkts nachweist. Bei einem derart geregelten Prozess könnten die Geberländer ihre Zustimmung von einem angemessenen finanziellen Ausgleich abhängig machen.

Dagegen gibt es starken Widerstand von Seiten der kanadischen Delegation, die bisher zu keinerlei Zugeständnissen bereit ist. Unterstützung bekommt sie von Australien und Neuseeland, ferner von Japan, obwohl dieses Land die nächste Konferenz ausrichtet, auf der sich spätestens das Schicksal dieser Konvention entscheidet.

Derzeit ist in Bonn sogar unsicher, ob sich die 191 Vertragsstaaten darauf einigen können, dass die Zertifizierung rechtsverbindlich sein soll. Kanada plädiert für freiwillige Verfahren, die kaum über die bestehende Praxis hinausgehen würden.

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