Artenschutzkonferenz:Gewinner und Verlierer

Tierschützer sprechen von einem Kniefall vor der Fischereiwirtschaft: Meerestiere hatten die schlechtesten Karten bei der Artenschutzkonferenz in Katar. Ein Überblick.

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Zagreb-Molch

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Er gilt als der wohl schönste Molch der Welt und gehört zu den Gewinnern der Artenschutzkonferenz in Katar. Der Zagros-Molch (Neurergus kaiseri) aus dem Iran darf künftig nicht mehr an Reptilien-Sammler im Ausland verkauft werden, wie die Vertragsstaaten des Washingtoner Artenschutzabkommen einstimmig beschlossen.

Vom Zagros-Molch, der wegen seines schönen schwarz-weißen Musters bei den Sammlern sehr begehrt ist, leben in der Natur nur noch weniger als 1000 Exemplare. Der Iran hatte beantragt, das Tier, das bislang vor allem nach Europa, nach Japan und in die USA verkauft wurde, unter besonderen Schutz zu stellen.

Foto: Washington Department of Fish and Wildlife

Rotaugen-Laubfrosch

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Auch Rotaugen-Laubfrösche sind bei Besitzern von Terrarien weltweit beliebt. Die Artenschutzkonferenz hat nun strenge Handelsbeschränkungen für alle fünf Spezies dieser Amphibien beschlossen. Die auffälligen Tiere sind jetzt in Anhang des Washingtoner Artenschutzabkommens aufgeführt. Damit gelten sie als schutzbedürftig und dürfen nur noch kontrolliert gehandelt werden. "Die Zahl der eingefangenen Frösche wird sich dadurch deutlich reduzieren", sagt Sandra Altherr, die für die Organisation Pro Wildlife an der Konferenz in Doha teilnimmt.

Bislang haben allein die USA 20.000 Rotaugen-Laubfrösche pro Jahr aus Zentral- und Südamerika importiert. "Der europäische Markt ist noch größer", sagt Altherr. Ein Exemplar kostet im Tierhandel zwischen 50 und 180 Euro. Der Antrag wäre beinahe an der EU gescheitert. "England und Belgien haben sich gesperrt, da sie Druck von den Händlern exotischer Tiere bekommen haben", sagt Altherr. Rotaugen-Laubfrösche leben hoch oben in Bäumen. Manche Arten haben Häute zwischen den Fingern, die sie ausspreizen, um damit zur Brutzeit zu Boden zu schweben. Das ist der Moment, in dem die Tierhändler die Frösche einsammeln.

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Krokodil

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Das Nilkrokodil darf Ägypten nicht verlassen, weder tot noch lebendig. Auch das entschieden die Vertragsstaaten des Washingtoner Artenschutzabkommens in Katar. Ägypten hatte gefordert, den internationalen Handel mit den einst vom Aussterben bedrohten Krokodilen wieder zu erlauben, von dem es inzwischen wieder mehrere Tausend Exemplare geben soll. Der Antrag Ägyptens wurde jedoch abgelehnt, unter anderem mit den Stimmen Äthiopiens und der EU. Tierschützer hatten erklärt, im Nil gebe es gar keine Krokodile mehr und die Schätzungen zur Zahl der Tiere, die in Oberägypten im Nasser-See lebten, seien sehr ungenau. Bislang seien nur 386 Krokodile gesichtet worden.

Der Antrag Mexikos, den kontrollierten Handel mit dem Beulenkrokodil (Crocodylus moreletii) wieder zuzulassen, wurde dagegen - wenn auch mit Einschränkungen - angenommen. Die Lockerung des Verbots wurde damit begründet, dass sich die Bestände in den vergangenen 30 Jahren erholt hätten, weil es in Mexiko inzwischen ein erfolgreiches Zuchtprogramm für das Beulenkrokodil gibt.

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Wildererei um Elfenbein

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Tansania und Sambia sitzen zusammengerechnet auf über 100 Tonnen Elfenbein, das sie gerne verkaufen möchten. Ihr Antrag auf eine begrenzte Freigabe des Elfenbeinhandels wurde allerdings abgelehnt - zum Schutz der Elefanten vor Wilderern.

Die beiden afrikanischen Staaten hatten geltend gemacht, dass der Bestand der Elefanten steige. Tierschützer bezweifeln dies und verweisen auf die verbereitete Wilderei. Tansania habe den größten illegalen Handel von Elfenbein aller afrikanischen Ländern, weltweit werde es nur von China übertroffen. Das Land erhalte zwar Geld zur Bekämpfung der Wilderei, doch es verschwindet nach Angaben der Organisation Pro Wildlife "offenbar in dunklen Kanälen."

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Roter Thun

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Das Schicksal des Roten Thuns - auch Blauflossen-Thunfisch genannt - wurde zum Symbol für das Scheitern der Artenschutzkonferenz bei einer Reihe von Meerestieren. Es war eines der wichtigsten Themen bei dem Treffen der 175 Staaten. Die Bestände des Meeresräubers sind stark überfischt.

Dennoch stimmten 68 Länder gegen den Vorschlag Monacos, den Fisch auf die Liste der besonders bedrohten Tierarten zu setzen. Lediglich 20 Länder befürworteten den Vorschlag, den unter anderem die EU und die USA unterstützt hatten.

Während Tierschützer darin eine Kapitulation vor der Fischereiindustrie sehen und den baldigen Tod der Art befürchten, reagierte Japan erfreut. "Das war gut", sagte Ministerpräsident Yukio Hatoyama. Finanzminister Naoto Kan fügte hinzu, er esse sehr gerne Roten Thun und freue sich, dass dies weiter möglich sei.

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Korallen

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Auch Schmuckkorallen bekommen keinen besonderen Schutz. Ein entsprechender Antrag der Europäischen Union und der USA scheiterte. Der internationale Handel mit den in der Schmuckindustrie begehrten Roten Edelkorallen und den Rosa Korallen bleibt damit unreguliert.

"Nachdem es die Staaten bereits abgelehnt haben, den Handel mit Blauflossen-Thunfischen zu verbieten, ist dies bereits der zweite Kniefall vor den Interessen der Fischereilobby. Es findet ein Ausverkauf des Mittelmeeres statt", kritisierte WWF-Artenschutzexperte Volker Homes die Entscheidung. Nach seiner Einschätzung droht den Korallen ein drastischer Rückgang. "Die Rote Koralle ist innerhalb weniger Jahre durch Übernutzung in die Gefährdung gerutscht." Die derzeit abgefischten Edelkorallen seien in der Regel nicht größer als sieben Millimeter und somit nicht älter als elf Jahre. Die Regeneration von Korallenkolonien dauere aber Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte.

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Hammerhai

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Noch ein Verlierer: Tierschützer versuchen seit Jahren, das Image des Hais als blutrünstiger Menschenfresser zu korrigieren. Mit wenig Erfolg. Auch die Artenschutzkonferenz zeigte kein Herz für die Raubfische. Die teilnehmenden Staaten lehnten einen Antrag der USA ab, die ab 2012 Handelsbeschränkungen zum Schutz des Hammerhais gefordert hatten. Auch ein entsprechender Antrag für den Schutz des Weißspitzen-Hochseehais verfehlte die erforderliche Mehrheit. Die Raubfische werden von den Fischereiflotten quer durch alle Weltmeere gejagt. Die Fischer interessieren sich vor allem für ihre Flossen, die in der chinesischen Küche als Zutat für die berühmte Haifischflossensuppe begehrt sind. Aus Sicht der Tierschützer ist auch diese Entscheidung ein Einknicken vor der Fischereiindustrie.

Auch der Heringshai, dessen Schutz eigentlich schon beschlossen war, ist nun wieder schutzlos. Am letzten Konferenztag kippten die Teilnehmer in geheimer Abstimmung ihren zwei Tage zuvor gefassten Beschluss. Tierschützer werteten die neue Abstimmung als Sieg Japans, das von Anfang an gegen jegliche Handelsbeschränkungen für Fische gekämpft hatte.

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Eisbär

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Der Eisbär sieht ebenfalls keiner rosigen Zukunft entgegen. Nicht nur der Klimawandel, sondern auch Großwildjäger und Pelzhändler werden dem Polarbewohner in den nächsten Jahren weiter zusetzen. Die Teilnehmer der Artenschutzkonferenz lehnten es ab, den internationalen Handel mit Eisbärfellen und anderen Jagdtrophäen zu verbieten.

Den Antrag hatten die USA gestellt, die EU-Staaten aber stimmten geschlossen dagegen. Ihre Ablehnung begründeten sie damit, dass der Eisbär schon jetzt genug geschützt sei, weil der Handel nur mit Einschränkungen erlaubt ist. Außerdem sei es zwar richtig, dass der Lebensraum der großen Bären schrumpft. "Das Eis schmilzt aber nicht so schnell, als dass dies die Eisbärenpopulation gefährdet", hieß es aus der EU-Delegation.

Tierschützer sprachen dagegen von einem "schwarzen Tag für den Eisbären". Eine Vertreterin der Organisation Pro Wildlife sagte: "Die Eisbären sind durch den Klimawandel akut gefährdet. Jedes zusätzlich abgeschossene Tier bedeutet einen unverantwortlichen Blutzoll".

Foto: AP

(sueddeutsche.de/dpa/AFP/SZ/beu/holz)

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