Sie galten als Greise aus dem Eis. 10.000 Jahre hätten Samen der Arktischen Lupinen im gefrorenen Boden des kanadischen Nordens geschlummert, berichteten Richard Harrington und Kollegen 1967 im Fachmagazin Science.
Eine Lupine im Botanischen Garten in Heilbronn.
(Foto: Foto: ddp)Die Sensation folgte im selben Beitrag: Man habe die Samen tatsächlich wieder zum Keimen gebracht. Seitdem galten die dunklen Körnchen als älteste Samen, aus denen jemals wieder eine gesunde Pflanze gewachsen war. Der Rekord wurde in Lehrbüchern und Fachpublikationen angeführt - obwohl eine nicht geringe Zahl von Forschern Kritik anmeldete.
Nun bekommen die Zweifler offenbar recht. Grant Zazula, der für das Yukon Palaeontology Program arbeitet, hat das Alter von Samen aus der Fundstätte mit der Radiokarbonmethode neu bestimmt. Dabei stellten sich die vermeintlichen Methusalem-Lupinen als Teenager heraus, die Samen waren höchstens 13 Jahre alt, als sie keimten. Der Fund sei mit Körnern aus der Gegenwart kontaminiert worden, schreibt Zazula im Fachmagazin New Phytologist (Bd. 182, S. 788, 2009).
1954 hatte ein Goldsucher im kanadischen Yukon Territory den Schädel eines Lemmings und weitere Überreste aus einem Bau der Nager entdeckt. 1966 übergab er die Funde an Richard Harrington, der sie im Kanadischen Nationalmuseum in Ottawa untersuchen ließ.
Die Stücke stammten aus einer Erdschicht, die ein Alter von mindestens 10.000 Jahren nahelegte. Nur waren die Samen zu klein, um sie mit der Radiokarbonmethode zu untersuchen - das gelang erst, als die Methode verfeinert wurde.
Der neuen Untersuchung zufolge ist der Lemmingschädel zwar 23.000 Jahre alt, doch die Samen müssen nachträglich unter die Fundstücke geraten sein. Sie stammen aus der Zeit von 1955 bis 1957.
Der älteste Samen, aus dem je eine gesunde Pflanze gewachsen ist und der zweifelsfrei datiert wurde, steht somit in einem Blumenkübel in Israel. Darin wächst eine Dattelpalme aus einem rund 2000 Jahre alten Kern.