Archäologie:Die älteste Hose der Welt

Archäologie: Erfanden asiatische Reiter die Hose in ihrer modernen Form?

Erfanden asiatische Reiter die Hose in ihrer modernen Form?

(Foto: Deutsches Archäologisches Institut)

Drei Stück Wolle, sauber zusammengenäht: In der westchinesischen Steppe haben Archäologen die wohl älteste Hose der Welt gefunden. Modischen Zwecken diente sie aber weniger.

Im Prinzip war es wie heute: zuerst das eine Bein hindurchstecken, dann das andere. Hochziehen, Gürtel umschnallen, fertig. Der Mann, der auf diese Weise seine Hosen anzog, lebte vor rund 3300 Jahren in der westchinesischen Steppe. Wissenschaftler des Deutschen Archäologischen Instituts fanden seine wollenen Beinkleider in einem Höhlengrab - es ist der bislang älteste Fund einer modern aussehenden Hose.

"Eine bahnbrechende Errungenschaft in der Geschichte der Kleiderherstellung" nennen die Forscher insbesondere den Mittelteil, der beide Hosenbeine zusammenhält. Sicher, auch Gletschermann Ötzi trug schon 2000 Jahre vorher rudimentäre Beinschoner und einen Lendenschurz. Doch erst die Hose in einem einzigen Stück, die auch das Becken komplett umfasste, "kombinierte maximale Bewegungsfreiheit mit optimalem Körperschutz", schreiben die Archäologen um Mayke Wagner im Fachblatt Quaternary International.

Diesen Schutz brauchten die nomadischen Träger aus der bronzezeitlichen "Subeixi"-Kultur dringend. Diese Männer und Frauen lebten in einer unwirtlichen Umgebung; im Sommer kann es in der Steppe 50 Grad heiß werden, im Winter fallen die Temperaturen auf fast 30 Grad unter null. Um die weiten Ebenen zu durchqueren, ritten die Nomaden auf Pferden. Die Hosen dienten ihnen also weniger zu modischen Zwecken, sondern sollten Reitgeschwindigkeit und Komfort auf dem Rücken der Tiere sicherstellen. "Sie waren Vorläufer moderner Sportkleidung", sind die Archäologen überzeugt.

So viel Luxus hatte wohl schon damals seinen Preis. In der Höhle fanden die Archäologen rund 41 Grabbeigaben aus Bronze, Wolle, Gold und Leder, was auf einen eher wohlhabenden Hosenträger schließen lässt. Auch die Hose selbst nahm er mit ins Grab. Vielleicht wollte der etwa 40-Jährige nicht nur seine irdischen Reichtümer ins Jenseits retten - sondern dort auch bequem gekleidet ankommen.

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