Archäologie:Bauern in der Wüste

Nein, es waren nicht die Ameisen, die vor 10 000 Jahren 200 000 Getreidesamen in einer Felsnische in der libyschen Sahara versteckten - wie vermutet worden war. Es waren Menschen. Für die Archäologie ist es der früheste Nachweis von Landwirtschaft in Afrika.

Von Christian Weber

Die 200 000 Getreidesamen in einer Felsnische in der Ausgrabungsstätte Takarkori in Libyen am Rande der Wüste kannte man schon länger, auch ihr Alter. Vor ungefähr 10 000 Jahren wurden sie dort abgelegt. Unklar war allerdings, wer dafür verantwortlich war: Waren es Menschen, oder hatten Ameisen die Körner dort hingebracht? Der forensische Entomologe Stefano Vanin von der University of Huddersfield hat diese Frage nun nach der Analyse einer größeren Zahl von Proben endgültig geklärt: Es waren Menschen, die in der damals noch grünen Sahara lebten.

Damit ist nun zum ersten Mal belegt, dass bereits in so früher Zeit auch in Nordafrika wildes Getreide kultiviert und aufbewahrt wurde. So berichtet jetzt das Forschungsteam um Vanin und die Botanikerin Anna Maria Mercuri von der Universität Modena & Reggio Emilia im Fachmagazin Nature Plants. Die neue Analyse deckt sich mit anderen Funden, die schon früher in Takarkori gemacht wurden. So fanden sich dort unter anderem Überreste von Körben, in denen womöglich Getreide gelagert worden war sowie Keramikgefäße, die chemischen Analysen zufolge der Käseherstellung dienten.

Sicherlich streiten kann man über eine weitere kühne Folgerung der Forscher. "Die gleichen Eigenschaften, die es diesen Pflanzen erlaubte, in einer sich verändernden Umgebung in einer fernen Vergangenheit zu überleben, macht sie auch zu den besten Kandidaten für ein Grundnahrungsmittel in der Zukunft des Klimawandels", schreiben die Studienautoren. "Da sie auch heute noch in Afrika erfolgreich angebaut und genutzt werden, erregen sie das Interesse von Forschern, die nach neuen Lebensmittelressourcen suchen."

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