Archäobotanik:Luxus-Obst

Zitronen, 2013

Einst ein Zeichen der Eliten, heute Massenware: die Zitrone.

(Foto: Veronica Laber)

Im alten Rom waren Zitrusfrüchte wahrscheinlich Statussymbole der Reichen und Mächtigen. Zitronen und Limetten kamen zuerst in den Mittelmeerraum. Erst im 15. Jahrhundert folgten Orangen und noch ein paar Hundert Jahre später die Mandarinen.

Von Hanno Charisius

Wer im alten Rom etwas zu sagen hatte, der umgab sich gerne mit Zitronen und Limetten. Dass die beiden Zitrusfrüchte damals mehr Statussymbol als Nahrungsmittel waren, folgert die Archaeobotanikerin Dafna Langgut von der Tel Aviv University aus archäologischen Funden, alten Texten, Kunstwerken und fossilen Pflanzenpollen. Archäologen waren bei Ausgrabungen auf Samen und Überbleibsel von Fruchtschalen gestoßen, deren Ursprung sich zunächst allerdings nur schwer bestimmen ließ. Deshalb sammelte Langgut für ihre Untersuchung Belege aus verschiedenen Bereichen der Antikenforschung zusammen. Im Fachjournal Hort Science beschreibt Langgut nun, wie sich die Früchte im Mittelmeerraum ausgebreitet haben, die ursprünglich aus dem südostasiatischen Raum stammen.

Zitronen und Limetten waren demnach im ersten Jahrhundert n. Chr. die ersten Zitrusfrüchte, die von Händlern nach Rom gebracht wurden. Weitere Zitrusfrüchte folgten wahrscheinlich erst tausend Jahre später. Im Mittelalter hatte das zuvor seltene Obst zwar als Statussymbol längst ausgedient, doch als Handelsware war es noch immer lukrativ.

"Erst im 15. Jahrhundert landeten die ersten süßen Orangen auf europäischen Tellern", sagt Langgut. Mandarinen gelangten sogar erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Mittelmeerraum. "Da waren Zitrusfrüchte schon lange keine Luxusgüter mehr, sondern Massenware."

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