Aquakultur in China:Der Fisch-Sparplan

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Chinas Fischfarmen verfüttern jedes Jahr Millionen Tonnen Wildfische in Form von Fischmehl. Das muss nicht sein, meinen Forscher: Es gibt durchaus Möglichkeiten für eine sparsamere Zucht.

Von Marlene Weiss

Chinas Fischfarmen, aus denen mehr als die Hälfte der weltweiten Zuchtfisch-Produktion stammt, könnten deutlich ressourcenschonender arbeiten. Ein Großteil des für die Fütterung verbrauchten Fischmehls, schreiben Forscher um Ling Cao und Rosamond Naylor von der Stanford University in Science, ließe sich mit Abfällen aus der Fischverarbeitung decken.

Den Forschern zufolge hat sich Chinas Fischproduktion aus Aquakultur seit den 1990er-Jahren vervierfacht. Damit steigt auch der Fischmehl-Verbrauch, was zur Überfischung der Meere beiträgt: Gut ein Viertel der weltweiten Wildfänge sind laut der Gruppe um Cao Meerestiere, die - oft als Beifang ins Netz gegangen - zu Fischmehl und Fischöl verarbeitet und verfüttert werden. China ist der größte Fischmehl-Importeur der Welt. Auch gibt man sich dort offenbar wenig Mühe, Beifänge der eigenen Flotten einzudämmen, statt sie zu Fischmehl zu machen: Kontrollen seien lasch, fast ein Drittel der gefangenen Fische würden nur als "Sonstige" erfasst.

Fast sieben Millionen Tonnen Fisch werden, so die Wissenschaftler, jährlich in Form von Fischmehl und -öl in chinesischen Zuchtfarmen verfüttert. Schon heute stammt etwa ein Sechstel davon aus Abfällen, die in der Fischverarbeitung anfallen - was auch daran liegt, dass Fischmehl immer teurer wird. Nach Berechnungen der Forscher könnte es jedoch weit mehr sein: Die Produktion aus Abfällen ließe sich mindestens verdoppeln, möglich sei ein Anteil von bis zu zwei Dritteln.

China müsse Fischerei und Fischmehl-Importe stärker kontrollieren, sonst werde die chinesische Aquakultur die Wildfischbestände im Meer weiter belasten, schreiben die Forscher. Die Voraussetzungen für eine weniger verschwenderische Fischzucht sind dabei nicht schlecht. "Chinas Aquakultur ist prädestiniert für alternative Futtermittel, weil vor allem Süßwasserfische erzeugt werden", sagt Werner Kloas, Leiter der Abteilung Ökophysiologie und Aquakultur am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei. Karpfen oder Tilapia etwa, die auch Pflanzen oder Insekten fressen, und nicht wie Lachs und andere Raubfische andere Fische als Futter brauchen. Auch mit Mehl aus Fliegenmaden ließe sich der Eiweißbedarf von Allesfresser-Zuchtfischen decken. "Vermehrt Beifang zu Fischmehl zu machen, ist keine nachhaltige Verwertung, die Fische fehlen im Ökosystem als Nahrungsgrundlage", warnt Kloas.

© SZ vom 09.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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