Alexander der Große:Geheimnis der Brücke von Tyros gelöst

Wie erobert man eine Insel? Im Fall Tyros griff Alexander der Große 332 v.Chr. auf grobe Mittel zurück: Er ließ einen Damm bauen. Forscher haben nun herausgefunden, wieso der Plan tatsächlich aufging.

Es war ein Nervenkrieg: Sechs Monate belagerte Alexander der Große die phönizische Mittelmeerinsel Tyros, ehe er sie einnehmen konnte. Die Eroberung der Inselstadt gilt als frühes Meisterstück des Feldherren - denn Alexander ließ während der Besetzung vom Festland aus einen Damm bauen, um sich Zugang zu Tyros zu verschaffen.

Lange war unklar, wie Alexanders Ingenieure das ein Kilometer lange Bauwerk konstruierten. Französische Wissenschaftler haben das Geheimnis nun gelüftet: Eine natürliche Sandbank half den Eroberern beim Bau.

Wie ein Forschertrio des französischen Geologieinstituts CEREGE-CNRS in den Proceedings of the National Academy of Science berichtet, gab es acht- bis sechstausend Jahre vor der heutigen Zeit ein flaches Meeresbecken zwischen dem Inselrücken und dem nahegelegenen Festland. Für ihre Studie hatten die Wissenschaftler die Gesteinszusammensetzung rund um die Insel analysiert und daraus ein Computermodell entwickelt, das die Veränderung über die Jahrtausende zeigt.

Der Damm war zeitweise 60 Meter breit

Als das Schmelzwasser der Eiszeit versiegte und der Meeresspiegel kaum noch anstieg, konnten sich durch Wellenströme langsam Sandbänke herausbilden. So kam Alexander quasi zur rechten Zeit:

"Das Wasser war damals nur ein bis zwei Meter tief", erklärt Christophe Morhange von der Forschergruppe. "Aus naturwissenschaftlicher Sicht war Alexander sehr clever, sich das flache Meer zunutze zu machen." Durch Aufschüttungen konnte er den Damm errichten, der ihm Zugang nach Tyros bot.

Die Hafenstadt galt als wichtiger Handelsknotenpunkt. "Er bot eine ideale Verbindung nach Nordafrika und Sizilien", erklärt Montagne sueddeutsche.de. Nach der Einnahme befahl Alexander deshalb, die Anbindung der Insel zum Festland zu verstärken. Der Damm wurde dafür wahrscheinlich mit Trümmern aus den durch die Besetzer zerstörten Stadtvierteln verstärkt. Das Bauwerk sei zeitweise, so schätzen die Forscher, bis zu 60 Meter breit gewesen.

Auch das heutige Tyros, die südlibanesische Stadt Sur, ist demnach ein Produkt des Alexander-Dammes. Denn an den Aufschüttungen setzte sich mit der Zeit Schwemmland an - inzwischen ist Sur eine Halbinsel.

Und auch für ein anderes Projekt war Tyros nach Morhanges Ansicht die ideale Generalprobe: "In Alexandria wurde genau dieselbe Technik angewendet, um das Festland mit der Insel Pharos zu verbinden." Die künstliche, 1,3 Kilometer lange Landbrücke war allerdings nicht die größte Attraktion von Pharos: Auf der Insel wurde später der Leuchtturm von Alexandria errichtet - eines der sieben Weltwunder.

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