Ägyptens Altertumsminister:Ein Jahr Haft für Hawass

Sein Auftreten hatte ihm den Spitznamen "Pharao" eingebracht, der Medienrummel, den er um seine Arbeit veranstaltete, wurde heftig kritisiert. Nun ist die Karriere des Herrn über Ägyptens antikes Erbe vorbei.

Ein Strafgericht im Kairoer Stadtteil Giza hat Ägyptens Chef-Archäologen und Minister für die Altertümer, Zahi Hawass, wegen Missachtung eines früheren Gerichtsurteils in einem Landstreit zu einem Jahr Zwangsarbeit verurteilt.

Ägyptens Altertumsminister: Der Hut, den Hawass gerne trug, brachte ihm den Vorwurf ein, er wolle sich als eine Art Indiana Jones in Szene setzen.

Der Hut, den Hawass gerne trug, brachte ihm den Vorwurf ein, er wolle sich als eine Art Indiana Jones in Szene setzen.

(Foto: AFP)

Zugleich wurde er seiner Verpflichtungen als Minister enthoben und muss 10.000 ägyptische Pfund (etwa 1600 Dollar) zahlen. Das berichtete das Nachrichtenportal almasryalyoum am Sonntagabend.

Der Landstreit, der den Stein des Anstoßes bildete, reicht in die Zeit zurück, in der Hawass unter dem gestürzten Präsidenten Hosni Mubarak Chef der ägyptischen Altertümer-Verwaltung gewesen war. Aus dem Bericht ging allerdings nicht hervor, ob das Urteil schon rechtskräftig ist.

Damit dürfte aber die Karriere des 63-Jährigen Herrn über Ägyptens antikes Erbe endgültig zu Ende sein. Nach der ägyptischen Revolution war Hawass bereits einmal seinen Job losgeworden, unter anderem, weil er Mubarak zu nahe gestanden hatte. Archäologie-Studenten und Forscher hatten ihn außerdem der Korruption beschuldigt.

Der neue Ministerpräsident Essam Scharaf hatte ihn dann allerdings zum Minister für Altertümer ernannt.

Hawass war es in der Vergangenheit mit auch umstrittenen Aktionen immer wieder gelungen, die Medien auf sich und seine Arbeit aufmerksam zu machen. Es war ihm sogar vorgeworfen woden, die antiken Bauwerke seines Landes nur als Kulisse zu nutzen, um sich selbst in Szene zu setzen. Seit er 2002 ins Amt gekommen war, hatte er über die Arbeitsmöglichkeiten internationaler Archäologen und über Leihgaben entschieden. Seine Art hatte ihm den Spitznahmen "Der Pharao" eingebracht.

Besonders viel Aufmerksamkeit hatte eine Aktion erregt, bei der er einen Roboter in eine Pyramide schickte, live übertragen vom National Geographic Channel und dem ZDF. Allerdings stieß das Gerät nur auf eine weitere Tür. Das ganze Projekt wurde zu einem reinen Medienspektakel.

Auch mit der regelmäßig wiederholten Forderung nach Rückgabe der weltberühmten Nofretete-Büste aus dem Neuen Museum in Berlin hatte Hawass in Deutschland Schlagzeilen gemacht.

Doch selbst Kritiker hielten ihm zugute, dass Hawass viel für die ägyptische Archäologie getan hat.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: