US-Diskussion um "Assault Weapons":Von Sturmgewehren und Maschinenpistolen

Gun Enthusiasts Gather for Machine Gun Shoot in Rural Arizona

Leuchtspurgeschosse über dem zivilen Schießplatz Big Sandy Machine Gun Shoot in Arizona. Hier können Freizeitschützen mit vollautomatischen Waffen "spielen".

(Foto: dpa)

In der Diskussion um ein Verbot von Handfeuerwaffen in den USA ist meist die Rede von "Assault Rifles". Die Waffenlobby allerdings spricht von "Tactical Rifles". Bei beiden handelt es sich um Schnellfeuerwaffen. In diese Kategorie fallen auch Maschinenpistolen und Maschinengewehre. Worum also geht es eigentlich?

Von Markus C. Schulte von Drach

Bei der Diskussion um Handfeuerwaffen in den USA fallen immer wieder Begriffe wie Sturmgewehr, Maschinengewehr, Schnellfeuergewehr oder sogar Maschinenpistole. In angelsächsischen Medien tauchen die Kategorien "Assault Rifle" oder "Assault Weapon" auf. Sie werden als automatisch, vollautomatisch oder halbautomatisch bezeichnet. Immer wieder kommt es zu Missverständnissen oder sogar falschen Darstellungen, um welche Waffen es hier geht und wie sie tatsächlich genannt werden.

Schnellfeuerwaffe

Schnellfeuerwaffe ist ein Oberbegriff, der neben Sturmgewehren auch andere Waffen bezeichnet, die in der Debatte keine Rolle spielen. Dazu gehören zum Beispiel Maschinengewehre.

Schnellfeuergewehr/Sturmgewehr

Neben Faustfeuerwaffen (Kurzwaffen wie Pistolen oder Revolver, nicht aber Maschinenpistolen) geht es bei dem erwogenen Verbot von Handfeuerwaffen vor allem um Sturmgewehre, die auch als Schnellfeuergewehre bezeichnet werden. Im angelsächsischen Raum spricht man von "Assault Rifle".

Diese Gewehre sind dadurch gekennzeichnet, dass sie eine hohe Feuerrate haben. Die Patronen werden nach jedem Schuss automatisch geladen und müssen nicht einzeln manuell aus dem Magazin befördert werden wie bei sogenannten Repetiergewehren. Das macht sie zu "automatischen" Waffen. Sie verfügen außerdem über einen Pistolengriff, bei manchen lässt sich der Gewehrschaft wegklappen. Geladen werden sie meist mit Wechselmagazinen mit zehn bis 30 Patronen. Außerdem sind sie so konstruiert, dass das Mündungsfeuer und der Rückstoß den Schützen möglichst wenig stören.

US-Diskussion um "Assault Weapons": US-Soldat im Irak. Bei der Waffe handelt es sich um die M4A1-Karabiner-Variante des M16-Sturmgewehrs.

US-Soldat im Irak. Bei der Waffe handelt es sich um die M4A1-Karabiner-Variante des M16-Sturmgewehrs.

(Foto: AFP)

Die Waffen können unterschiedlich eingestellt werden. Halbautomatisch bedeutet, dass beim Betätigen des Abzugs ein einzelner Schuss ausgelöst wird. (Die Waffe ist dabei immer noch eine automatische Waffe, da sie automatisch geladen wird.) Bei der Einstellung auf vollautomatisch feuert das Gewehr so lange, wie der Abzug gehalten wird oder bis das Magazin leer ist. Es gibt auch Waffen, bei denen der Schütze (vollautomatisch) einen kurzen Feuerstoß mit zum Beispiel drei Schüssen auslösen kann.

Beerdigung irakischer Polizisten: Vermummter irakischer Jugendlicher mit Kalaschnikow, 2003

Eines der bekanntesten Sturmgewehre der Geschichte ist die AK-47. Die Kalaschnikow wird seit Jahrzehnten weltweit eingesetzt und nachgebaut.

(Foto: AFP)

Zu den bekanntesten Sturmgewehren gehören die russisch-sowjetische Kalaschnikow AK-47, das G36 von Heckler & Koch, das Galil von IMI (Israel Military Industries) oder das M-16 der US-Firma Colt.

Zivilisten können in den USA zwar solche Gewehre erwerben. Es handelt sich jedoch um modifizierte Versionen, die nicht im vollautomatischen Modus feuern können. So tötete der Amokläufer von Newtown einige seiner Opfer mit einer XM-15 der Firma Bushmaster. Dabei handelt es sich um eine Ausführung der AR-15, der zivilen Version des M-16-Gewehrs des US-Militärs.

Obama Waffengesetz USA

Ein Besucher der Rocky Mountain Gun Show zielt mit einem halbautomatischen Sturmgewehr der Firma Bushmaster. Es handelt sich um eine der zivilen Versionen des M-16 der US-Streitkräfte.

(Foto: Bloomberg)

Da diese Waffen nur über den Halbautomatik-Modus verfügen, spricht die Waffenlobby in den USA von "Tactical Rifles" oder "Modern Sporting Rifles", da sie eigentlich nur von Sportschützen oder auch zur Jagd verwendet werden.

Befürworter eines Waffenverbots argumentieren, dass diese Sturmgewehre zwar nur halbautomatisch feuern können, alle anderen Eigenschaften der Waffen ebenfalls dazu dienen, möglichst schnell möglichst viele Menschen zu töten.

US-Präsident Barack Obama fordert, dass es Zivilisten verboten sein sollte, Sturmgewehre "im Militärstil" zu kaufen. Damit bezieht sich Obama auf Merkmale wie den Pistolengriff oder die Vorrichtungen zum Verbergen des Mündungsfeuers. Außerdem sollen keine Magazine mit mehr als zehn Kugeln zu erhalten sein. 1994 hatte der Kongress bereits ein entsprechendes Verbot erlassen und den Verkauf einer Reihe von bestimmten Waffen an Zivilisten untersagt. Das Verbot ist jedoch 2004 ausgelaufen. Auch während der Einschränkungen in diesen zehn Jahren wurden modizifierte Versionen der verbotenen Waffen unter einem neuen Namen verkauft.

Maschinengewehr und -pistole

US-Diskussion um "Assault Weapons": Ein US-Soldat zielt mit einem leichten Maschinengewehr des Typs M249 in einem Dorf bei Kandahar in Afghanistan.

Ein US-Soldat zielt mit einem leichten Maschinengewehr des Typs M249 in einem Dorf bei Kandahar in Afghanistan.

(Foto: AFP)

Als Maschinengewehr wird ein vollautomatisches Schnellfeuergewehr bezeichnet, dessen Munition meist ein größeres Kaliber hat als das von Sturmgewehren oder Maschinenpistolen.

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Mit einem mittleren Maschinengewehr auf der Schulter patrouilliert ein Soldat in den Straßen der Stadt Kidal in Mali.

(Foto: AFP)

Leichte Maschinengewehre sind etwas schwerer als Sturmgewehre, bei manchen handelt es sich um Varianten derselben, die etwa mit einem schwereren Lauf und einem Zweibein ausgestattet sind. Sie werden mit Magazinen, Munitionsgurten und neuerdings auch aus sogenannten Softpacks (im Bild) geladen.

U.S. Black Hawk helicopter gunman checks his heavy machine gun while leaving Camp Nathan Smith in Kandahar City

Schweres Maschinengewehr an der Seite eines UH-60-Black-Hawk-Hubschraubers der US-Streitkräfte in Kandahar, Afghanistan.

(Foto: REUTERS)

Mittlere Maschinengewehre sind deutlich schwerer als Sturmgewehre und feuern mit Patronen größeren Kalibers, die über einen Munitionsgurt zugeführt werden.

A member of Free Syrian Army open fire from his machine gun during clashes with Syrian Army forces in Aleppo

Ein Kämpfer der "Freien Armee Syriens" feuert mit einem schweren Maschinengewehr von einem "Technical" aus.

(Foto: REUTERS)

Mit schweren Maschinengewehren, die nicht mehr zu den Handfeuerwaffen gehören, werden in der Regel Kampfhubschrauber, Panzer oder befestigte Stellungen ausgerüstet.

Vor allem von Milizen werden weltweit seit einigen Jahren auch "Technicals" verwendet, Pickups, auf deren Ladefläche ein schweres Maschinengewehr montiert wurde.

Maschinenpistolen ("Submachine Gun") sind Schnellfeuerwaffen, die sich von Sturmgewehren im Prinzip durch eine kompaktere Bauweise, ein kleineres Kaliber (Pistolenmunition) und einen kürzeren Lauf unterscheiden. Sie werden vor allem auf kurze Distanz eingesetzt. Bekannte Waffen dieser Kategorie sind die israelische Uzi oder die MP5 von Heckler & Koch. Als vollautomatische Waffen ist der Besitz für Zivilisten genauso untersagt wie der von vollautomatischen Sturmgewehren. Halbautomatische Nachbauten der Uzi, Tec-9 oder der MP5 sind erlaubt.

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Uzi-Maschinenpistole.

(Foto: AFP)

Von einigen Schnellfeuerwaffen existieren zwei Versionen, eine Maschinenpistole und ein Sturmgewehr. Heckler & Koch etwa stellt mit dem HK33 ein Sturmgewehr mit einer Lauflänge von 39 Zentimetern her. Das HK53 ist dagegen eine Maschinenpistole mit einer Lauflänge von 21,2 Zentimetern. Beide Waffen feuern allerdings mit dem gleichen Kaliber.

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