Klimaschutz in Deutschland:Kyoto-Ziel schon jetzt erreicht

Erfolg für den Klimaschutz: Vier Jahre vor Ablauf der Frist sind die Kyoto-Vorgaben in Deutschland bereits erfüllt. Die Treibhaus-Emissionen sind um 22,4 Prozent geringer als 1990.

Michael Bauchmüller

Vier Jahre vor dem Stichtag hat die Bundesrepublik ihre Vorgaben für den Klimaschutz bereits übererfüllt.

Deutschland hat Kyoto-Ziele erreicht; AP

Wermutstropfen trotz des Erfolgs des deutschen Klimaschutzes: Deutsche Kraftwerke stoßen mehr Kohlendioxid aus.

(Foto: Foto: AP)

Im vergangenen Jahr stießen Haushalte, Unternehmen und Verkehr 22,4 Prozent weniger Treibhausgase aus als 1990. Das geht aus den jüngsten Zahlen des "nationalen Treibhausgasinventars" hervor, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen.

Damit hätte Deutschland als eines von wenigen Ländern seine Verpflichtungen im internationalen Klimaschutz theoretisch schon erfüllt. Die Bundesregierung hatte 1997 im Kyoto-Abkommen zugesagt, bis 2012 die Emissionen um 21 Prozent gegenüber 1990 zu vermindern.

Grund für den Rückgang sei neben dem milden Winter 2006/07 auch der Ausbau erneuerbarer Energien, heißt es in einem 572-seitigen Regierungsbericht, der seit Donnerstag unter den Ressorts abgestimmt wird. Auch habe die Erhöhung der Mehrwertsteuer Spuren hinterlassen: Sie hatte Ende 2006 viele Haushalte veranlasst, den Kauf von Heizöl vorzuziehen.

Weil die Emissionen auf Grundlage der eingesetzten Brennstoffe ermittelt werden, schlugen sich diese Käufe noch in der Bilanz des Jahres 2006 nieder. Die Experten sehen aber auch einen Einfluss des privaten Verbrauchs. So seien die klimaschädlichen Emissionen der deutschen Haushalte seit Jahren rückläufig. Sie gehen vor allem auf die Heizwärme zurück. Auch im Straßenverkehr sind die Emissionen seit 1999 rückläufig.

Mehr Kohlendioxid stießen dagegen die deutschen Kraftwerke aus. Hohe Gaspreise ließen sie im vergangenen Jahr stärker auf Stein- und Braunkohle ausweichen, die wesentlich mehr CO2 freisetzen als Erdgas. Auch standen im vergangenen Jahr fünf Atomkraftwerke still, deren Energieerzeugung zum Teil Kohlekraftwerke übernahmen.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) äußerte sich am Donnerstag besorgt über den Anstieg in den Kraftwerken. "Hier zeigt sich erneut, dass wir mehr für Effizienz tun müssen". Der Stromverbrauch müsse sinken. Abgesehen davon aber belegten die Zahlen "den Erfolg der deutschen Klimaschutzpolitik". Deutschland werde "eines der wenigen Länder sein, die ihr Kyoto-Ziel erreichen", sagte Gabriel.

Zuletzt hatte das UN-Klimasekretariat Zahlen vorgelegt, nach denen die Emissionen in den meisten Industriestaaten seit dem Jahr 2000 wieder ansteigen. Von Montag an verhandeln die Staaten im polnischen Posen über weitere Schritte im internationalen Klimaschutz. Sie sollen 2009 in ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll münden. Mitte Dezember beraten die EU-Staats- und Regierungschefs über neue Klimaziele für die Union. Sie würden für Deutschland nach jetzigem Stand die Vorgabe enthalten, die Emissionen bis 2020 auf minus 30 Prozent gegenüber 1990 zu drücken.

Nach Auffassung von Experten dürften die Emissionen in Deutschland im nächsten Jahr wieder leicht steigen. "Nach allem, was wir bisher an Zahlen kennen, werden die Emissionen um ein Prozent nach oben gehen", sagte Felix Matthes, Energieexperte beim Öko-Institut in Berlin, der SZ. Hauptgrund seien die gesunkenen Preise für Heizöl. Viele Tanks würden wieder aufgefüllt, entsprechend verschlechtere sich die Klimabilanz. Allerdings stabilisierten sich die Emissionen bei 21 Prozent. Maßgeblich für die Erfüllung der Kyoto-Ziele ist der Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012.

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