Zwischen den Zahlen:Wie gewonnen ...

Spiel und Realität sind manchmal schwierig auseinanderzuhalten. Davon kann der Franzose Harouna Traoé erzählen, der versehentlich Geld investierte. Mit den Folgen beschäftigen sich nun Juristen in Paris und London.

Von Björn Finke

Es muss der Schock seines Lebens gewesen sein. Später gefolgt von einem großen Glücksgefühl. Und danach von ganz großem Ärger. Harouna Traoré wollte sich etwas als Spekulant hinzuverdienen und belegte in Paris einen Kurs über den Handel mit Aktienderivaten. Das sind Wetten auf Kursentwicklungen. Der Mann aus Frankreich eröffnete auch ein Konto beim Londoner Brokerhaus Valbury Capital; im Seminar nutzte er die Handelsplattform der Firma für seine Geschäfte. Doch das war nur eine Trainings-Version des Handelssystems. Der angehende Spekulant, Vater zweier Kinder, kaufte und verkaufte also nicht wirklich Wertpapiere, alles war simuliert.

Einige Wochen nach dem Kurs wollte er zu Hause weiter üben. Traoré erwarb auf der Plattform für eine Milliarde Euro Aktienderivate. Er ging davon aus, mit der Trainings-Version, der Simulation, zu arbeiten. Dann stellte er fest, die Order auf dem echten Handelssystem abgegeben zu haben. Und es waren bereits mehr als eine Million Euro an Verlusten aufgelaufen. Um das wettzumachen, investierte er noch mehr - und stand am Ende mit gut zehn Millionen Euro Gewinn dar.

Als er Valbury von seinem unfreiwilligen Abenteuer berichtete, verkündete das Wertpapierhaus, seine Geschäfte im Nachhinein für ungültig zu erklären. Schließlich habe Traoré die von Valbury gesetzten Höchstgrenzen für seinen Einsatz überschritten; er habe gegen Vertragsbestimmungen verstoßen, die Order seien eindeutig irrtümlich getätigt worden. Keine Geschäfte, kein Gewinn.

Traoré verklagte die Firma daraufhin in Paris. Er will die zehn Millionen Euro haben. Das Brokerhaus argumentiert, der Fall solle nicht in Paris, sondern in London gehört werden, wie die Financial Times nun berichtet. Ob auf Traorés Schock, Glück und Ärger wieder Glück folgt oder eine Enttäuschung, liegt jetzt in der Hand der Richter.

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