Als Elizabeth Dunkel 1990 ihren Roman "Der Fisch ohne Fahrrad" veröffentlichte, waren die Leute vom Titel derart begeistert, dass sie allerorten im jungen Einigvaterland Fisch-ohne-Fahrrad-Partys feierten. Meist mit dem Ziel, Männlein und Weiblein einander näher zu bringen. Party, Party, Party war sowieso angesagt, weil Ost und West sich gerade in den Armen lagen. Dabei hatte der Titel des Münchner Knaur-Verlages durchaus etwas Subversives, denn der volle Text lautete: Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad. Mit anderen Worten: Brauch' ich nicht. Das entsprach durchaus dem Lebensgefühl mancher Menschen in der alten Bundesrepublik: Ein Wessi ohne Ossi war für manchen auch wie ein Fisch ohne Fahrrad.
Inzwischen ist weitgehend zusammengewachsen, was zusammengehören sollte. Der Fisch sitzt fest im Sattel. München leuchtet über Dunkeldeutschland. Und noch andere vordergründige Widersprüchlichkeiten fanden zusammen. Wer hätte aber gedacht, dass ausgerechnet die Handelsbranche unter Beweis stellen sollte, wie vollkommen die deutsche Einheit im Jahr 25 ist? Rotkäppchen, die Sektkellerei und mit Abstand bekannteste Marke aus dem Osten, teilte pünktlich zu den bevorstehenden Feierlichkeiten mit, fortan mit der Dildofee zu kooperieren. Die Dildofee wiederum ist ein aufstrebendes Unternehmen aus Cremlingen im Westen, das nach eigenen Angaben in einer Garage entstanden ist. Die Anspielung auf andere erfolgreiche Unternehmen wie Apple, Barbie, Hewlett & Packard oder Disney lässt noch Großes von Gründerin Petra Zwanzig erwarten.
Gegenwärtig beschäftigt Dildofee 3500 Beraterinnen, die in ganz Deutschland und Österreich Verkaufspartys durchführen, auf denen sie Sexspielzeuge anbieten. Zwanzig ist überzeugt, dass sie und Rotkäppchen die gleiche Kundschaft ansprechen. "Sie stehen für hochwertige Produkte aus deutscher Produktion und deren Marken gleichermaßen für besondere, schöne Augenblicke." Die Party geht also weiter. Rotkäppchen und der Fee sei gedankt.