Zwischen den Zahlen:Kleine Hände

41 Milliarden

Bund, Länder und Gemeinden können mit weiter sprudelnden Steuereinnahmen rechnen. Optimisten des Arbeitskreises "Steuerschätzung" gehen davon aus, dass die Einnahmen bis 2020 um bis zu 41 Milliarden Euro zusätzlich zur letzten Steuerschätzung steigen werden. Konservative Steuerschätzer rechnen in diesem Zeitraum nur mit zusätzlichen Einnahmen zwischen 20 und 30 Milliarden Euro. Ein endgültiges Ergebnis wird Finanzminister Wolfgang Schäuble am Mittwoch vorlegen. Der Arbeitskreis hatte zuletzt Anfang November 2015 getagt und prognostiziert, dass die Steuereinnahmen auf insgesamt 795,6 Milliarden Euro im Jahr 2020 steigen. Cerstin Gammelin

Eine Studie über das Putzen bringt jede Menge an Informationen. Aber die wichtigsten Fragen werden leider mal wieder nicht gestellt.

Von Harald Freiberger

Es gibt mehrere Strategien, sich vor unangenehmen Aufgaben zu drücken. Eine der erfolgreichsten ist es, die Arbeit so schlecht zu erledigen, dass alle froh sind, wenn man sie nie wieder macht. In Niederbayern gab es in den 1980er-Jahren einen Vorgesetzten namens "Herr Schäck", der am frühen Nachmittag immer Kaffee gekocht haben wollte. Eigentlich war das die Aufgabe der Auszubildenden Trixi, die aber frei hatte. Also sagte Herr Schäck zum anderen Auszubildenden Harry in seinem Egerländer Akzent, in dem das A hell gesprochen wird wie beim Ausruf "Aha": "Harry, mach' an Kaffee."

Harry dräute in diesem Moment, dass der Job an ihm hängenbleiben könnte, wenn er seine Leistung nun voll abriefe. Also tat er in den Filter vier Löffel Pulverkaffee, obwohl nur zwei hineingehörten. Als Herr Schäck einen Schluck davon nahm, rief er mit seinen hellen A-s aus: "Aaaah, is der stark." Am nächsten Tag, Trixi hatte immer noch frei, sagte Herr Schäck am frühen Nachmittag: "Harry, mach' an Kaffee, aber nimma so stark wie gestern." Harry tat, wie ihm geheißen und gab in den Filter einen halben Löffel Kaffee. Als Herr Schäck davon probierte, sagte er nichts mehr und goss es weg. Harry aber musste nie wieder Kaffee kochen.

Wie kommen wir jetzt darauf? Ach ja, es gibt eine neue Studie zum Thema Putzen, in Auftrag gegeben von "Deutschlands führendem Putzportal Helpling". Leider führt sie völlig am Thema vorbei. Sie ermittelt eine Reihe uninteressanter Dinge, zum Beispiel, dass sich 48 Prozent aller Deutschen vorstellen können, eine Reinigungskraft zu beschäftigen, aber nur 15 Prozent wirklich eine haben. Das zeige, "wie unerschlossen der Reinigungsmarkt weiterhin ist". Schön für Helpling.

Unter Gender-Gesichtspunkten fördert die Studie bedenkliche Tendenzen in der Gesellschaft zutage. 70 Prozent der Haushalte, die eine Reinigungskraft beschäftigen, bevorzugen eine Frau, vor allem, weil sie sich bei ihr sicherer fühlen, aber auch, weil sie Männern eine geringere Gründlichkeit zusprechen.

Die entscheidenden Fragen aber stellt die Studie wieder mal nicht: Wie hoch ist der prozentuale Anteil der Frauen, die in ihrem Haushalt putzen, wie hoch der Anteil der Männer? Woran liegt es, dass der Männeranteil immer noch so gering ist? Wie gelingt es Männern immer wieder, sich vor dem Putzen zu drücken? Nicht jedem fällt ja wie Helge Schneider das Argument ein, dass man mit kleinen Händen besser in die Ecken kommt.

Es müsste eine Studie geben, die das Naheliegende herausfindet: In der Mehrheit der Fälle erledigt der Mann den Job - mit Absicht oder weil er es nicht besser kann - so schlecht, dass es die Frau irgendwann aufgibt, ihm hinterher zu putzen und es gleich selber macht, vielleicht ja begleitet von den Worten: "Mach' lieba an Kaffee."

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