Zwischen den Zahlen:Im Fieber

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VW-Dieselfahrer haben es jetzt schwer. Sie müssen Häme ertragen und Scherze. Ja, auch die können verletzen. Und am Ende droht noch die Trennung von der liebgewonnenen Karosse. Doch es gibt auch Tröstliches.

Von Max Hägler

Man kann diese Krisengespräche beim Abendbrot schon nachvollziehen: Was ist denn jetzt mit unserem VW-Diesel? Der fährt sich so schön, ist doch lieb gewordener Teil unserer Familie. Und jetzt ist alles anders? Dreckig? Wertlos? Was tun?

Der erste Ratschlag: Selbstvergewisserung. Nachspüren bei den Gleichgesinnten, dass man auf der richtigen Seite steht. Also rein ins Internet - wegbleiben allerdings vom hämischen Dieselspott (ein, zugegeben, recht netter zeigt einen Golf an der Tankstelle mit dem Spruch: Schluck, Du Dreckstück) und mal wieder den Helene Fischer-VW-Werbespot anklicken, diesen Ich-will-immer-wieder-dieses-Fieber-spüren-Song, den sie trällert, während sie im Golf fährt, natürlich die Helene-Fischer-Edition, um dann zu erzählen: Von uns, die wir als Kinder auf dem Rücksitz im VW in den Urlaub gefahren sind, die wir als Teen-Ager - so schön mit Synkope sagt Helene das - beim ersten Kuss im Golf . . . Genau! Da ist das Fieber wieder, das den Golffahrer vor der Dieselkrise angenehm wärmte.

Das mag die weniger emotionalen Golfbesitzer vielleicht nicht nachhaltig beruhigen. Denen könnte aber ein Blick auf harte Zahlen helfen: Volkswagen führt, wie übrigens auch der Diesel an sich, bei der härtesten Autowährung: der Diebstahlstatistik. Die zeigt, dass nicht nur Helene auf VW steht, sondern auch die richtig harten Jungs, zusammengefasst also fast alle im Markt. 5308 Volkswagen sind im vergangenen Jahr geklaut worden. Erster Platz im Markenranking, mit weitem Abstand, wenn auch leichtem Rückgang im Vergleich zum Vorjahr; aber das liegt sicher nur an besseren Schlössern und nicht an der Vorausschau der Autoknacker; denn die sind - Ermittler bestätigen das - durchaus markentreu. Beim Detailranking der einzelnen Autos stehen zwar nicht jene aus Wolfsburg ganz oben, aber, hey!, auf Platz eins und zwei: Dieselautos. Nun mag mancher einwenden, dass er nur der Statistik glauben könne, die er selbst gefälscht habe, aber da sei angemerkt: Erstens handhabt nicht jeder Autorankings wie der ADAC und zweitens reicht der Arm der VW-Manipulateure nicht bis zum Versicherungsverband, der diese Statistik zusammengestellt hat. Wenn sie das bezweifeln: einfach Helene Fischer hören!

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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