Zwischen den Zahlen:Hallo du

In modernen Unternehmen duzen sich die Mitarbeiter - und manchmal auch die Kunden. Nicht mal Bushido findet das cool.

Von Caspar Busse

Die Digitalisierung ändert derzeit ja angeblich vieles. Jeder will plötzlich jung, modern, hip sein. Krawatten sind schon lange out, sogar bei so traditionellen Unternehmen wie dem schwäbischen Autozulieferer Robert Bosch kommt der Chef jetzt schon mal im offenen Hemd zu den Journalisten. Auf einmal gibt es Obst und Säfte für die Angestellten und bunte Büromöbel. Als Nächstes duzen sich dann alle Mitarbeiter. Du statt Sie - das soll Vertrautheit, Nähe, Kumpelhaftigkeit, Hierarchieferne vermitteln, und fertig ist das Silicon-Valley-Feeling eines erfolgreichen Start-ups, ein bisschen kalifornische Sonne für alle.

Dabei gibt es ja viele Arten des Duzens. Zunächst ist da das Ikea-Du. In dem trostlosen schwedischen Möbelhaus wird der ehrenwerte Kunde schon immer ganz offen und penetrant geduzt, soll heißen: Wir sind doch eine große Familie, die alles selbst macht, Unterschiede gibt es nicht. Daneben gibt es das SPD-Du, also quasi das Sie der Sozialdemokraten. Gerhard Schröder duzte einst ziemlich gerne fast jeden. Streng davon zu unterscheiden ist das amerikanische Geschäfts-Du. In den USA wird man immer mit "you" und oft mit Vornamen angesprochen - Nähe gibt es dafür aber trotzdem nicht.

Die Wärme des Du statt der Kälte des Sie - nicht alle finden das toll. Der deutsche Rapper Bushido hat gerade mächtig Ärger mit der Deutschen Telekom. Schon seit Monaten warte er auf einen Internetanschluss für seine "Riesenvilla", beschwerte er sich jetzt öffentlich per Twitter. "Gerne helfen wir dir bei der Lösungssuche. Teile mir einfach mit, was genau los ist", schrieb daraufhin das Telekom-Service-Team zurück. Da war es wieder, das kumpelhafte Du. Doch bei dem für seine rüpelige Art bekannten Bushido verfing das nicht. "Seit wann duzen wir uns?", fragte er empört, fügte später dann an: "Ihr seid doch alle zusammen derselbe Haufen Kacke." Auf den Punkt gebracht hat es aber der legendäre SPD-Mann Herbert Wehner. Als ein einfacher Genosse ihn mal nach dem Du fragte, soll er geantwortet haben: "Das können Sie halten, wie du willst."

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