Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden Euro eingenommen, indem er Schulden machte: Die Anleger kauften seine Bundesanleihen, liehen ihm also Geld und zahlten dafür noch Zinsen. Es ist nicht mehr so wie früher, dass derjenige Zinsen bekommt, der Geld verleiht. Nun ist es derjenige, der Geld aufnimmt. Das Phänomen heißt Negativzins.
Im Bundesfinanzministerium finden sie diese Entwicklung ganz toll. Man kann es ja mal weiterdenken: Warum nicht die Verschuldung massiv ausweiten und Deutschland auf diese Weise binnen kurzer Zeit komplett schuldenfrei machen? Der Bund müsste dann nur Bundesanleihen mit fünf Jahren Laufzeit im Wert von 400 Billionen Euro ausgeben, also 400 000 Milliarden Euro (zum Vergleich: Der jährliche Bundeshaushalt liegt bei rund 300 Milliarden Euro). 400 Billionen also, darauf eine Rendite von minus 0,5 Prozent, dann würde der Bund mit einem Schlag zwei Billionen Euro einnehmen. Das ist exakt die Summe, mit der Bund, Länder und Gemeinden verschuldet sind. Noch zu klären wäre die Frage, woher die Anleger kommen sollen. 400 Billionen Euro sind schließlich kein Pappenstiel. Aber irgendjemand wird sich schon finden, Deutschland ist schließlich in einer Welt voller Unsicherheit einer der zuverlässigsten Schuldner. Auch zu klären wäre, was der Bund mit den 400 Billionen Euro anfangen soll, die ihm die Anleger dann leihen; sie müssten nach fünf Jahren ja zurückgezahlt werden. Das Geld einfach rumliegen lassen? Zu gefährlich. Es kurzfristig bei der EZB parken? Geht auch nicht, weil die einen Strafzins von 0,4 Prozent verlangt. Trotz der noch offenen Fragen sollte man im Finanzministerium schnell zu einer Lösung kommen. Schließlich besteht die Gefahr, dass die Zinsen wieder steigen. Und dann funktioniert der Trick nicht mehr. Abgesehen davon: Ist natürlich alles ein großer Quatsch.