Zweifel an Analysequalität:EU-Aufsicht knöpft sich erstmals Ratingagenturen vor

Tragen Moody's, Fitch & Co eine Mitschuld an der Krise? Die EU will jetzt erstmals kontrollieren, ob die Ratingagenturen sauber arbeiten. Im Visier der Aufsicht: die massenweise Herabstufung von Banken.

Die EU-Finanzmarktaufsicht names Esma beginnt zum ersten Mal eine Prüfung der drei großen Ratingagenturen. Sie will untersuchen, ob die Methoden von Standard & Poor's (S&P), Fitch und Moody's ausreichend stringent und transparent seien, sagte Esma-Chef Steven Maijoor der Zeitung Financial Times.

Die Agenturen hatten vor kurzem massiv Banken herabgestuft. Das ruft nun die Regulierer auf den Plan. Sie wollen herausfinden, ob die Ratingagenturen über ausreichend analytische Ressourcen verfügten. Die Untersuchung laufe bereits und soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.

"Banken-Ratings sind sehr wichtig, weil es eine Rückwirkung auf die Bewertung von Staaten und Staatsanleihen gibt", sagte Esma-Chef Maijoor der Zeitung. "Wir fordern, dass ihre Entscheidungen ökonomisch Sinn ergeben und logisch sind."

Die Esma wurde nach der Finanzkrise Anfang 2011 gegründet und soll die Finanzmärkte überwachen. Diese Prüfung ist die erste, die die Esma offiziell einleitet. Die Behörde befindet sich nach eigenen Angaben noch im Aufbau. Zurzeit kümmern sich 14 Mitarbeiter um die 17 in Europa registrierten Ratingagenturen, bis Ende des Jahres soll die Zahl der Beschäftigten auf 20 steigen.

S&P kündigte in der Financial Times bereits an, seine Methoden erläutern zu wollen. Die anderen beiden Ratingagenturen lehnten in der Zeitung eine Stellungnahme ab. Moody's hatte in den vergangenen Monaten die Bewertung für eine ganze Reihe europäischer Banken herabgestuft. Zuvor waren die Ratingagenturen auch schon im Zuge der europäischen Schuldenkrise massiv in die Kritik geraten. So hatten sie mehrfach ihre Note für angeschlagene Staaten wie Spanien und Italien heruntergestuft.

Bei der aktuellen Untersuchung der Esma gehe es nicht darum, die Ratings zu beeinflussen, sagte Behördenchef Maijoor. "Wir wollen nicht in die Verfahren eingreifen."

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