Ex-Vorstände der Deutschen Bank:Das süße Los der Arbeitslosigkeit

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Hugo Bänziger und Hermann-Josef Lamberti müssen nach dem Führungswechsel aus dem Vorstand der Deutschen Bank ausscheiden. Der Abschied bedeutet für sie allerdings viel Geld. Die "Süddeutsche Zeitung" hat ihre Ansprüche zusammen mit Vergütungsexperten hochgerechnet. Das Fazit: Beide sind aus dem Gröbsten heraus.

Harald Freiberger, Frankfurt

Zwei Vorstände der Deutschen Bank erleben gerade, was es heißt, nicht mehr gebraucht zu werden: Risikochef Hugo Bänziger und Personalchef Hermann-Josef Lamberti wurden vor zwei Wochen von der künftigen Führungsspitze abserviert. Von 1. Juni an arbeiten sie nicht mehr für ihr Unternehmen. Das bittere Los der Arbeitslosigkeit wird ihnen finanziell allerdings versüßt: Lamberti hat Anspruch auf Leistungen im Gegenwert von mehr als 26 Millionen Euro. Das ermittelte die SZ zusammen mit Vergütungsexperten aus Angaben des jüngsten Geschäftsberichts für 2011. Bänzigers Ansprüche summieren sich auf rund 15 Millionen Euro.

Der neue starke Mann bei der Deutschen Bank und der abservierte Risikochef - Anshu Jain (li.) und Hugo Bänziger. (Foto: Bloomberg)

Die Summen ergeben sich aus bisherigen und künftigen Gehalts- und Pensionsansprüchen sowie weiteren vertraglichen Leistungen. Wird der Arbeitsvertrag des Vorstands einer großen Aktiengesellschaft aufgehoben, ist es üblich, ihm soviel Geld auszuzahlen, wie er verdient hätte, wäre der Vertrag bis zum Ende der Laufzeit erfüllt worden. Bänziger und Lamberti haben beide Verträge bis 2014. "In der Regel werden dabei alle festen und variablen Gehaltsbestandteile auf die Zukunft hochgerechnet", sagt ein Vergütungsexperte.

Im Detail handelt es sich um eine komplizierte Rechnung, da die Deutsche Bank ihre Vergütungsstrukturen nach der Finanzkrise wegen politischer Vorgaben verändern musste. So wird nur noch ein kleinerer Teil der Bezüge sofort ausbezahlt. Bei Bänziger und Lamberti waren das 2011 jeweils 1,15 Millionen Euro. Darüber hinaus gibt es vom Erfolg der Bank abhängige feste Bestandteile, die sofort ausgezahlt werden, 2011 jeweils 100.000 Euro. Hinzu kommen noch bar oder auch als Aktien vergütete Boni, die vom künftigen Erfolg abhängig sind und schrittweise über die kommenden vier Jahre verteilt ausbezahlt werden. Alles in allem gibt der Geschäftsbericht die Bezüge von Bänziger und Lamberti für 2011 jeweils mit 4,2 Millionen Euro an. Wird dies wie üblich auf die zweijährige Restlaufzeit ihrer Verträge hochgerechnet, haben sie allein daraus Anspruch auf 8,4 Millionen Euro. Dazu gerechnet werden noch Aktienanwartschaften, bei beiden für fast 45 000 Stück. Multipliziert mit dem aktuellen Kurs von rund 38 Euro sind das 1,7 Millionen Euro.

Ein anderer wichtiger Posten sind die Pensionsansprüche. Sie machen bei Lamberti, der seit 13 Jahren im Vorstand der Deutschen Bank sitzt, 12,5 Millionen Euro aus, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Bei Bänziger, der dem Gremium erst seit 2006 angehört, sind es 2,8 Millionen Euro. Pensionsansprüche für die Jahre 2013 und 2014 kommen bei beiden noch dazu, je rund eine Million Euro. Zu beachten ist allerdings, dass die Pensionszusagen nicht ausgezahlt werden. Sie funktionieren wie eine Rentenversicherung, bei der mit Eintritt ins Rentenalter ein fester Betrag "verrentet", das heißt in eine monatliche Betriebsrente umgerechnet wird.

Lamberti bekommt 44 Monate lang 29.400 Euro

Damit nicht genug, der Geschäftsbericht führt noch weitere Positionen auf. So steht Bänziger und Lamberti nach ihrem Ausscheiden eine Übergangszahlung von je 1,15 Millionen Euro zu. Lamberti hat darüber hinaus Anspruch auf ein zusätzliches monatliches Ruhegeld von 29.400 Euro. Dieses war bei älteren Arbeitsverträgen üblich, heute wird es in der Regel nicht mehr gezahlt. Es soll als Absicherung bis zum Ruhestand dienen, falls der Ausscheidende keinen Job mehr findet. Für diesen Fall fließt es so lange, bis die Zahlung der Betriebsrente einsetzt, bei der Deutschen Bank das 60. Lebensjahr. So alt wird Lamberti im Februar 2016. Er hat demnach 44 Monate lang Anspruch auf 29.400 Euro, macht weitere 1,3 Millionen Euro.

Gehaltsansprüche, Aktienanwartschaften, Pensionsansprüche, Übergangsgeld und Ruhegeld summieren sich bei Lamberti auf 26,05 Millionen Euro, bei Bänziger auf 15,05 Millionen Euro.

"Man kann sagen, beide sind aus dem Gröbsten heraus", kommentiert ein Vergütungsexperte. Er gibt allerdings zu bedenken, dass der größte Teil des Geldes für die Deutsche Bank keine zusätzliche Kosten bedeutet. Nur Übergangs- und Ruhegeld würden wegen der Aufhebung der Verträge fließen, alles übrige seien erworbene oder künftige Ansprüche, die die Bank auch so gezahlt hätte. Nur arbeiten müssen Lamberti und Bänziger dafür nicht mehr.

© SZ vom 23.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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