Zusammensetzung des Leitindex Dax:Auf und Ab in Frankfurt

Wer wird in den Kreis der 30 wichtigsten börsennotierten Unternehmen aufgenommen? Wer scheidet aus? In der kommenden Woche entscheidet die Deutsche Börse darüber, wie sich der Dax künftig zusammensetzen wird. Für zwei Konzerne stehen die Chancen gut.

Helga Einecke und Markus Zydra, Frankfurt

Es ist ein Aufstieg in die Bundesliga des deutschen Finanzmarkts. Die Aktien der Unternehmen Continental und Lanxess könnten im September Mitglied im Deutschen Aktienindex (Dax) werden. Der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse wird am 5. September darüber entscheiden. Ausscheiden aus dem erlauchten Kreis der 30 wichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland könnten der LKW-Hersteller MAN sowie der Handelskonzern Metro.

Börse Frankfurt

Händler arbeiten an der Börse in Frankfurt am Main. Die Aufnahme in den Dax folgt festen Regeln. Wer wird Mitglied? Wer steigt aus? Darüber entscheidet der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse am 5. September. (Symbolbild)

(Foto: dpa)

Die Aufnahme in den Dax, den es seit 1988 gibt, folgt festen Regeln. Die Marktkapitalisierung eines Unternehmens ist relevant - also der Börsenwert des Konzerns. Hierzu werden die Anzahl der gehandelten Aktien mit dem Aktienkurs multipliziert. In die Rechnung fließt allerdings nur der Streubesitz der Aktien ein - Aktiengroßpakete, die von langfristigen Investoren gehalten und nicht gehandelt werden, bleiben außen vor. Gerade der geringe Streubesitz ist das Manko von MAN.

Außerdem kommt es auf den Aktienumsatz an - je häufiger die Wertpapiere eines Konzerns gehandelt werden, desto höher die Chancen für den Aufstieg in den Dax. Der Arbeitskreis Aktienindizes entscheidet jedes Vierteljahr, ob sich die Zusammensetzung der großen Indizes ändern muss. Für die kommende Entscheidung werden die Daten per Ende August zugrunde gelegt - es handelt sich um Jahresdurchschnittswerte, so dass der Aufstieg von Continental und Lanxess auf Basis der aktuellen Daten sehr wahrscheinlich ist.

Conti hat wechselhafte Zeiten hinter sich

Der Autozulieferer Continental, meist kurz Conti genannt, hat wechselhafte Zeiten hinter sich. Die Übernahme durch Schaeffler brachte das Unternehmen an den Rand der Pleite und den Ausstieg aus dem Dax, in dem es von 2003 bis 2008 bereits war. Doch nun hat die Firma erneut die Wende geschafft, sich für ein breites Anlegerpublikum geschmückt. Reifen stellen selbst in Krisen ein relativ stabiles Geschäft dar, deshalb nimmt man in Hannover den Abschwung der Autobranche gelassen.

Zu den Reifen kommen Elektronik für die Mobilität, Systeme für Sicherheit, Informationen, Steuerung und Bremsen. Marken wie Teves-Bremsen, VDO, Barum und Temic sorgen für ein umfassendes Programm. Mit den Zahlen zum Halbjahr überraschte der Vorstandsvorsitzende Elmar Degenhart Börse und Analysten. Umgehend hoben einige das Kursziel für die Aktie auf 100 Euro an. Gut, der alte Höchststand von 105,63 Euro wird damit noch nicht erreicht. In diesem Jahr soll der Umsatz (2011: 30,5 Milliarden Euro) um sieben Prozent steigen, die Rendite bei zehn Prozent verharren. Belastend wirken steigende Rohstoffpreise, natürlich bei Kautschuk, auch bei Seltenen Erden.

700 Millionen Euro für Investitionen eingeplant

Die Chemiefirma Lanxess gehörte bis 2004 noch zum Bayer-Konzern. Seit der Abspaltung aber hat Vorstandschef Axel Heitmann weniger lukrative Bereiche abgestoßen, sich auf Kunststoffe und Spezialchemikalien konzentriert, die Rendite in den Vordergrund gestellt. 2012 soll der Gesamtumsatz um neun Prozent auf 9,42 Milliarden Euro steigen. Analysten nennen Kursziele für die Aktie von 80 bis 85 Euro. Wachstumstreiber sind ganz allgemein die Mobilität, Urbanisierung und Wasser. Die Nachfrage nach hochwertigen Kunststoffen und synthetischem Kautschuk ist trotz Krise hoch, da überschneiden sich Analysen mit Conti. Aber Lanxess kann auch bei Agrochemikalien punkten. 2011 lag der operative Gewinn vor Sondereinflüssen (Ebitda) bei 1,1 Milliarden Euro.

Sollte dieser Wert dieses Mal übertroffen werden, verspricht der Firmenchef eine steigende Dividende. Er sieht weiterhin Spielräume für Zukäufe, um die Firmenpalette abzurunden. Für Investitionen sind 700 Millionen Euro in diesem Jahr eingeplant. Lanxess will seine Firmenzentrale nächstes Jahr in das ehemalige Lufthansa-Hochhaus nach Köln-Deutz verlegen und damit endgültig Abstand von seiner Vergangenheit in Leverkusen gewinnen.

Lohnenswerter Aufstieg

Für Anleger kann der Aufstieg eines Unternehmens in den Dax lohnenswert sein: Fondsmanager und andere Investoren, die mit ihren Produkten den Leitindex nachbilden, müssen auf die Entscheidungen des Arbeitskreises reagieren, da sie an ihre Anlageregeln gebunden sind und Aktien der betreffenden Kandidaten nachkaufen müssen. Die Kurse könnten steigen.

Der Arbeitskreis setzt sich zusammen aus Mitarbeitern der Deutschen Börse sowie Vertretern "von führenden nationalen und internationalen Finanzinstituten" und tagt "jeweils am dritten Arbeitstag im März, Juni, September und Dezember". Unter den Abgängern des Dax tauchten viele Finanzinstitutionen auf (Hypo-Vereinsbank, Hypo Real Estate, Postbank, Hannover Rück), die teils erst kurz vorher aufgenommen wurden. Auch im Bereich Pharma gab es einige Bewegung. Schering und Altana verschwanden, Merck, Fresenius kamen beim Dax hinzu.

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