Zusammenschluss in der IT-Branche:IBM greift nach Sun Microsystems

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IBM will Sun Microsystems schlucken - und ist offenbar bereit, doppelt so viel zu zahlen, als Sun derzeit wert ist. Sun-Aktien legen um fast 60 Prozent zu.

Inmitten der Rezession bahnt sich in der Computerbranche offenbar erstmals seit langem wieder eine Milliarden-Übernahme an. IBM verhandelt dem Wall Street Journal zufolge über den Kauf des Server-Herstellers Sun Microsystems - für mindestens 6,5 Milliarden Dollar in bar.

Übernahmekandidat: IBM will für Sun angeblich mehr als sechs Milliarden Dollar zahlen, schon in den kommenden Tagen könnte eine Entscheidung fallen. (Foto: Foto: dpa)

Damit würde IBM rund doppelt so viel zahlen, als Sun aktuell an der Börse wert ist. Die Übernahme könne noch diese Woche verkündet werden, hieß es. Allerdings, so schränkten mit dem Vorgang vertrauten Personen ein, könne das Geschäft auch noch in letzter Minute platzen. Sun und IBM lehnten Stellungnahmen ab.

Frankfurter Aktienhändler nahmen den Zeitungsbericht ernst: Die dort gehandelten Sun-Papiere stiegen um fast 60 Prozent. Weltweit sind Fusionen wegen der Wirtschaftskrise seit vielen Monaten eher rar.

Sich selbst der Konkurrenz angedient

Dem Wall Street Journal zufolge hat sich Sun in den vergangenen Monaten selbst mehreren Technologiefirmen zum Kauf angeboten. Der IBM-Rivale Hewlett-Packard habe das Angebot abgelehnt.

Beide Konzerne stellen Großrechner und die passende Software her, beide sind beim offenen Betriebssystem Linux engagiert und beide sind wenig abhängig vom Prozessorenprimus Intel.

IBM hat allerdings durch sein starkes Dienstleistungsgeschäft die Wirtschaftsflaute wesentlich besser wegstecken können als Sun. IBM bietet unter anderem Technologieberatung und die Auslagerung von IT an. Diese Services versprechen hohe Profite, weshalb IBM in diesem Jahr trotz der Rezession mit einem neuerlichen Rekordergebnis rechnet.

Auch Sun hat sein Dienstleistungsangebot deutlich ausgebaut, das Hauptgeschäft macht das Unternehmen allerdings immer noch mit seiner Hardware. Das hat in der Vergangenheit immer wieder zu roten Zahlen geführt, ist der Markt doch heißumkämpft und darüber hinaus anfällig für konjunkturelle Schwankungen. Alleine im vergangenen Jahr fiel ein Verlust von 209 Millionen Dollar an. Sun streicht deshalb jeden fünften seiner weltweit 33.000 Arbeitsplätze. Bei IBM arbeiten mehr als 400.000 Menschen.

In Deutschland beschäftigt Sun 1450 Mitarbeiter. Hier hat der Konzern seine Zentrale in München und weitere Niederlassungen unter anderem in Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg. Der Name Sun entstand aus der Abkürzung für Stanford University Network. Die Firma wurde in den neunziger Jahren mit Hightech-Computern berühmt, die oft auch in der Finanzindustrie zum Einsatz kommen.

Kapitalvernichtung im großen Stil

Im vergangenen Jahr hat die Sun-Aktie mehr als 70 Prozent eingebüßt und kostete zuletzt in New York knapp fünf Dollar. Das Rekordhoch erreichte das Papier inmitten des Internet-Booms bei fast 260 Dollar.

Neben Sun und IBM zählen Hewlett-Packard (HP) und Dell zu den größten Server-Herstellern der Welt. Zum Einsatz kommen die Rechner in Computernetzen großer Unternehmen. Über Server läuft auch der Datenverkehr im Internet. Durch den Sun-Kauf würde IBM seine Stellung in all diesen Bereichen ausbauen, schreibt das Wall Street Journal.

Der Markt war zu Wochenbeginn jedoch noch ein Stück enger geworden. Der Netzwerkausrüster Cisco Systems hatte seinen Einstieg ins Server-Geschäft bekanntgegeben und will die Konkurrenz mit einem Rundumangebot aus einer Hand angreifen. Cisco hat sich dafür unter anderem mit Intel und dem Windows-Hersteller Microsoft verbündet. Mit seinem neuen Angebot dringt Cisco direkt in ein Geschäftsfeld vor, das bislang von IBM und HP dominiert wird.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/mel/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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