Zeitvorsprung bei Finanzdaten:Reuters soll Turbo-Börsenhändler bevorzugt haben

Der Medienkonzern Thomson Reuters soll Hochfrequenzhändlern bevorzugt Finanzdaten übermittelt und ihnen damit einen Zeitvorsprung verschafft haben. Ein ehemaliger Mitarbeiter wandte sich deswegen an das FBI - und wurde entlassen.

Zwei Sekunden können in der Finanzwelt viel Geld wert sein. Hochfrequenzhändler können bereits in Bruchteilen dieser Zeit Millionen verschieben und so die Kurse ins Rutschen bringen. Umso wichtiger ist also für sie, Finanzdaten möglichst schnell zu erhalten, um darauf reagieren zu können.

Diesen bedeutsamen zeitlichen Vorsprung soll der Medienkonzern Thomson Reuters Turbo-Händlern bei der Übermittlung von Finanzdaten verschafft haben. Der ehemalige Mitarbeiter Mark Rosenblum wirft seinem früheren Arbeitgeber vor, damit gegen Geschäftsregeln zu verstoßen, wie die Financial Times berichtet.

Zweimal im Monat veröffentlicht Reuters den Konsumklima-Index der Universität Michigan, der als wichtiger Konjunkturindikator für die USA gilt. Laut Vertrag darf Reuters die Daten um 9.55 Uhr Ostküstenzeit an seine Kunden verschicken, fünf Minuten bevor der Bericht auf der Internetseite der Universität erscheint.

Wie die Financial Times berichtet, beinhaltet der Vertrag aber auch, dass Reuters die Informationen zwei Sekunden früher an Klienten schicken darf, die mehr bezahlen als andere Kunden. Zum Beispiel Hochfrequenzhändler. Sie wären durch den zeitlichen Vorsprung klar im Vorteil. Rosenblum ist der Meinung, Reuters verletze damit die Regeln gegen Insidergeschäfte.

Reuters will sich der Zeitung zufolge nicht zu den Details der Anschuldigungen ihres ehemaligen Mitarbeiters äußern. Rosenblum hatte sich im Juni 2012 an das FBI gewandt und anschließend an seine Vorgesetzten. Dannach war ihm gekündigt worden. Zu Unrecht wie Rosenblum findet. Er reichte vor einem US-Gericht Beschwerde ein und fordet Schadensersatz.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: