Zeitschriften:Abenteuerlich

Zeitschriften: Das Foto eines afghanischen Flüchtlingsmädchens ist eins der bekanntesten Titelbilder von "National Geographic". Es erschien 1985.

Das Foto eines afghanischen Flüchtlingsmädchens ist eins der bekanntesten Titelbilder von "National Geographic". Es erschien 1985.

(Foto: Steve McCurry/National Geographic)

Der konservative Medienmilliardär Rupert Murdoch übernimmt die Mehrheit an "National Geographic". Der Deal ist umstritten.

Von Björn Finke, London

"Abenteuer Elbe: unser letzter wilder Strom und seine Geheimnisse", ist die Titelgeschichte in der aktuellen deutschen Ausgabe von National Geographic. Das Monats-Magazin setzt auf Reportagen aus Natur, Wissenschaft und exotischen Ländern, oft bebildert mit großartigen und großformatigen Fotos. Doch nicht nur die Elbe steckt offenbar voller Abenteuer. Auch National Geographic selbst steht vor einem gewaltigen Abenteuer. Bislang gibt das Heft die National Geographic Society in Washington heraus, eine gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Forschungsexpeditionen. Aber nun übernimmt der US-Medienkonzern 21st Century Fox die Mehrheit am Magazin - und damit der umstrittene Milliardär Rupert Murdoch.

Die Wissenschafts-Organisation und 21st Century Fox gründen eine Gemeinschaftsfirma namens National Geographic Partners, an der das Medienunternehmen mit 73 Prozent die klare Mehrheit hält. In das Joint Venture bringt die Society ihr berühmtes Magazin sowie verwandte Geschäfte ein, etwa mit Büchern und Landkarten. Dafür zahlt 21st Century Fox den Washingtoner Forschungsförderern 725 Millionen Dollar. Auch um die Fernsehsender von National Geographic kümmert sich demnächst die neue Firma - die Kanäle werden bereits seit 18 Jahren von 21st Century Fox und der Society gemeinsam betrieben. Diese Partnerschaft war Vorbild für die Übernahme der Zeitschrift.

Diese Fernsehsender erreichen weltweit mehr als eine halbe Milliarde Haushalte. Das Magazin, das 1888 als Mitgliederzeitschrift gegründet wurde, hat in den Vereinigten Staaten 3,5 Millionen Abonnenten. Die Ableger im Ausland kommen zusammen auf drei Millionen Bezieher. In Deutschland erscheint National Geographic seit 1999, Verleger ist die Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr in Hamburg.

Wie andere Zeitungen und Zeitschriften auch verlor National Geographic in den vergangenen Jahren Leser und Anzeigenerlöse. Daher erschien es der Wissenschafts-Organisation National Geographic Society als zu heikel, das Magazin alleine weiterzuführen. Society-Chef Gary Knell sprach von "existenziellen Risiken", die das Geschäft abwende. "Es war uns klar geworden, dass es eines kühnen Schrittes bedarf, um die Zukunft der Society zu sichern", sagte er etwas pathetisch. Der Geldsegen aus dem Murdoch-Reich erhöht das Stiftungskapital auf eine Milliarde Dollar - die Society könne damit ihre Zuwendungen an Forscher und für Bildungsprojekte verdoppeln, hieß es.

Doch viele Journalisten bei der Zeitschrift und Mitglieder der altehrwürdigen Society dürften die Zusammenarbeit mit Murdoch skeptisch sehen. So gab es in der Vergangenheit schon Kritik an Sendungen der Fernsehkanäle von National Geographic. Bei dieser Partnerschaft hat der Medienkonzern bereits das Sagen - und manche Programme fielen arg boulevardesk aus, was gut für die Quote ist, aber nicht zum hehren Anspruch der Society und dem seriösen Journalismus des Magazins passt.

Zudem verkündete der Erzkonservative Rupert Murdoch kürzlich auf Twitter, er sei ein "Skeptiker des Klimawandels" und beklagte den Alarmismus rund um das Thema. Dass er nun eine der profiliertesten Wissenschafts-Zeitschriften kontrolliert, kann Umwelt- und Klimaschützern nicht gefallen. Allerdings versicherte Society-Chef Knell, bei den Fernsehsendern habe Murdochs Konzern nie Einfluss auf die politische Linie genommen.

Es ist der erste Kauf, seit Gründer-Sohn James Murdoch das Unternehmen führt

Der Kauf des Magazins ist das erste große Geschäft, seit James Murdoch Vorstandschef von 21st Century Fox ist. Der übernahm den Posten im Juli von seinem 84-jährigen Vater. Der Senior ist nun Chairman. Allerdings begannen die Verhandlungen mit der National Geographic Society schon vor Monaten, also vor dem Wechsel an der Spitze.

21st Century Fox umfasst vor allem das Kino-, Fernseh- und Kabelgeschäft des Murdoch-Klans. In Deutschland gehört dem Konzern der Bezahlsender Sky, bei dem James Murdoch einst Aufsichtsratschef war. Die ganzen Zeitungen, die Rupert Murdoch über die Jahrzehnte zusammengekauft hatte, gliederte er in eine andere Firma namens News Corp aus. Auch hier ist er Chairman. News Corp besitzt etwa das Wall Street Journal oder in Großbritannien die Times und die Sun. Der Milliardär mag eben bekannte und starke Medienmarken. So wie National Geographic.

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