Zeichnungsspanne:Postbank-Aktie kommt teurer als erwartet

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Die Postbank-Aktie, die am 21. Juni erstmals an der Börse gehandelt werden soll, wird von diesem Montag an in einer Spanne von 31,50 bis 36,50 Euro zur Zeichnung angeboten. Darauf verständigten sich am Sonntagnachmittag der Verkäufer Post mit den Vertretern des zuständigen Bankenkonsortiums.

Von Gerhard Hennemann

Postchef Klaus Zumwinkel, der in den zurückliegenden Monaten mehrfach den Börsenwert der Postbank auf rund sechs Milliarden Euro beziffert hatte, zeigte sich nach Bekanntgabe der Preisspanne erfreut über die nach seiner Einschätzung "gute Resonanz" seitens der Investoren, mit denen die Mitglieder des Konsortiums unter der Führung von Deutscher Bank und Morgan Stanley im Rahmen der Vorvermarktung des Angebots Gespräche geführt hatten.

Zumwinkel: "Die Rückmeldungen überzeugen uns, dass die nun gefundene Preisspanne die richtige ist." Die Postbank sei ein "solides und wachstumsorientiertes Investment", unterstrich Zumwinkel.

Diese Einschätzung sei der Post in den vergangenen Wochen eindrucksvoll durch das Vor-Marketing, die Marktforschung und durch die Research-Berichte der Analysten bestätigt worden.

Starker Preisdruck

Nach den Turbulenzen, die die Deutsche Bank durch ihr eigenes Übernahmeinteresse ausgelöst hatte, war die Festsetzung des Kaufangebots mit Spannung erwartet worden.

Die "Schmerzgrenze" der Post, so hatten die meisten Analysten getippt, werde bei einem Preis zwischen 29 und 30 Euro liegen, was einem Börsenwert von 4,7 bis 4,9 Milliarden Euro und damit in etwa dem derzeitigen Buchwert der Postbank entsprochen hätte.

Bei der Fixierung des unteren Punktes war von einer Spanne zwischen 25 und 28 Euro die Rede. Beobachter glauben, institutionelle Anleger hätten auf diese Weise den Preis für die neuen Aktien zu drücken versucht.

Maximal 82 Millionen Aktien

Insgesamt veräußert die Post mit maximal 82 Millionen Aktien rund die Hälfte des Aktienkapitals der Postbank.

Privatanleger, die diesmal nicht im Fokus des Verkäuferinteresses stehen, müssen dabei mindestens 20 Stück für etwa 600 Euro zeichnen. Gegenüber institutionellen Anlegern werden Privatanleger jedoch bevorzugt berücksichtigt, sofern sie am 5. Mai und an dem Tag, an dem sie ihr Kaufangebot abgeben, ein Wertpapierdepot bei der Postbank geführt haben.

Gleichermaßen in den Genuss einer bevorrechtigten Zuteilung kommen Aktionäre der Deutschen Post AG. In beiden Fällen kann die bevorrechtigte Zuteilung jedoch auf eine noch festzulegende Höchstzahl von Aktien je Order begrenzt werden. Schließlich können inländische Mitarbeiter der Post die Aktien im Gegenwert von bis zu 5270 Euro zeichnen, deren Zuteilung garantiert wird.

Schon am Samstag hatte die Post den Börsenprospekt der Postbank im Internet veröffentlicht. Die Postbank bestätigt darin unter anderem die seit Tagen kursierende Meldung, wonach sie im ersten Quartal dieses Jahres einen Überschuss von 92 Millionen Euro nach 60 Millionen Euro im entsprechenden Vorjahresquartal erzielen konnte.

Zwar werde der Zinsüberschuss auf Grund des weiterhin niedrigen Zinsniveaus voraussichtlich "erheblich unter dem Vorjahr liegen". Das Handels- und Finanzanlage-Ergebnis werde diesen Rückgang aber ganz oder zumindest teilweise ausgleichen können, heißt es dazu.

Risiken der Postbank-Aktie

Eine positive Entwicklung erwartet die Postbank auch beim Provisionsüberschuss, vor allem in ihrem Wertpapiergeschäft.

Ausführlich nimmt die Postbank zu den Risiken ihrer Aktie Stellung. So macht sie einen Hinweis darauf, dass die von der Postbank gezahlte Vergütung für die Nutzung des Filialnetzes der Post eine unerlaubte staatliche Subvention im Sinne des europäischen Beihilferechts sein könnte.

Genannt werden auch Risiken, die sich aus dem Umstand ergeben, dass Post und deren Mehrheits-Eigentümer Bund einen beherrschenden Einfluss auf die Postbank ausüben könnten.

Unter Hervorhebung des Vorstandsvorsitzenden Wulf von Schimmelmann, der nach dem Vorstand der Deutschen Post AG angehört, wird außerdem auf die Gefahr von Interessenkonflikten hingewiesen.

© SZ vom 07. Juni 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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