Zehn Folgen des warmen Winters:Pünktliche Bahn, billiges Ischgl

Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 gab es nur drei Winter, die noch wärmer waren als der aktuelle. Den Wintersportorten macht das zu schaffen. Andere Branchen hingegen profitieren enorm. Was der milde Winter für Konsequenzen hat - in Zahlen und Bildern.

Von Charlotte Dietz und Nakissa Salavati

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Quelle: SZ

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Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 gab es nur drei Winter, die noch wärmer waren als der aktuelle. Den Wintersportorten machte das zu schaffen. Andere hingegen profitierten enorm. Was der milde Winter für Konsequenzen hat - in Zahlen und Bildern.

Von Charlotte Dietz und Nakissa Salavati

So warm war es selten in den Wintermonaten. In Zahlen: Bei 3,3 Grad lag die Durchschnittstemperatur in Deutschland von November bis Februar. Damit war es 2,3 Grad wärmer als im Schnitt zwischen 1981 und 2010. Die Sonne schien 190 Stunden - im vergangenen Jahr waren es nur 94. Außerdem schneite und regnete es weniger: Der Deutsche Wetterdienst meldete an 49 Tagen Niederschläge, an zwölf Tagen Schneefall. Normal ist, wenn an der Hälfte der Tage mit Niederschlag Schnee fällt - so wie im vergangenen Winter, in dem es an 37 von 62 Niederschlagstagen vom Himmel rieselte.

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5300 Tonnen Salz streuten die Einsatzkräfte in München von November bis Februar, im vergangenen Jahr waren es 16.600 Tonnen. Ähnlich beim Splitt: 4800 Tonnen wurden verbraucht - im Vorjahreszeitraum war es mehr als das Fünffache. Entsprechend günstig war bisher der Winter. Er habe 7,8 Millionen Euro gekostet, gibt das Münchner Baureferat an. 2012/2013 waren es 19,5 Millionen. Trotz milder Temperaturen sei aber der Winterdienst im Einsatz, sagt eine Sprecherin des Referats: Die Mitarbeiter streuen bei Nacht, wenn die Temperatur wie zurzeit unter null Grad Celsius fällt, und entfernen den Dreck, der auch ohne Schnee und Eis in der Stadt anfällt.

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96 Prozent aller Züge der Deutschen Bahn waren im Januar 2014 pünktlich - also nach Definition der Bahn höchstens fünf Minuten verspätet. Der Fernverkehr schneidet mit 85,5 Prozent etwas schlechter ab. Trotzdem: So pünktlich wie derzeit ist die Bahn selten - im Januar 2013 fuhren gerade mal 76 Prozent der Fernzüge nach Fahrplan. Warum ist das diesen Winter anders? Schnee und Eis gab es kaum, die Fahrzeuge wurden nicht aufgehalten oder beschädigt - laut Bahn konnten sich die ICE-Werke deswegen auch um größere Reparaturen kümmern und Züge wieder in Betrieb nehmen.

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Zwölf Prozent weniger Umsatz machte Intersport diese Saison mit Wintersportartikeln. Besonders Ausstattung für Langläufer sei wegen der milden Temperaturen in den Regalen geblieben, auch, weil gerade in den Mittelgebirgen wenig bis gar kein Schnee lag. Dafür gingen die Kunden lieber joggen: Im Laufbereich verzeichnete die Sporthandelsgruppe ein Plus von 20 Prozent. Ausgleichen kann das die Verluste beim Wintersport nicht ganz. Skier sind eben teurer als Laufschuhe.

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14 Prozent weniger Buchungen nach Österreich vermeldet Reiseveranstalter Tui Deutschland für die Wintersaison. Dafür reisten die Deutschen lieber in die Sonne. Die Lieblingsinsel Mallorca verbuchte ein Plus von 18 Prozent. Im Bereich Sommerreisen profitiert Österreich allerdings vom vielversprechenden Frühlingsbeginn: Laut Tui gibt es für das Land hier mehr Reisebuchungen als vor einem Jahr.

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327 Euro kostete eine Übernachtung im Standard-Doppelzimmer durchschnittlich im Nobel-Skiort Ischgl. Das sind 30 Euro weniger als noch im vergangenen Jahr. Bis zu 35 Prozent weniger mussten Urlauber in den deutschen, österreichischen und Schweizer Skiorten zahlen, hat das Online-Reiseportal Trivago herausgefunden.

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20 Prozent betrugen im Schnitt die Einbußen in den eher tiefer gelegenen Skigebieten Brauneck/Lenggries und Spitzingsee bei München. "Die künstliche Beschneiung hat geholfen, Schlimmeres zu verhindern", sagt Peter Lorenz. Er ist als Geschäftsführer für diese Gebiete zuständig. Derart warme Winter kämen eben immer wieder vor, "damit rechnen wir", sagt Lorenz. Vor sieben Jahren sei es ähnlich gewesen. Auf die Zahl der Beschäftigten im Skigebiet hatte der warme Winter nach den Angaben von Lorenz keinen nennenswerten Einfluss. Allerdings habe in diesem Jahr ihr Einsatz früher geendet.

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An neun Tagen bewirtete der Münchner Hofbräukeller in diesem März seine Gäste schon im Biergarten. Im Vorjahr gelang dies im gesamten Monat nur an drei Tagen. "Das war der beste März seit 2001", sagt Geschäftsführer Friedrich Steinberg. Der Umsatz liege bereits 18 Prozent über dem Vorjahresniveau.

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Vier Millionen Euro mehr Umsatz als 2013 könnten die Spargelbauer in Baden dieses Jahr machen. Das liegt am frühen Erntestart - der begann dieses Mal schon am 10. März und damit zehn Tage früher als im vergangenen Jahr. Weil der Spargel in der Region unter so genannten Sonnentunneln wächst, bedeuten warme Tage auch frühere Ernte - und bares Geld: In zehn Tage werden 1000 Tonnen Spargel gestochen und zu einem Durchschnittspreis von vier Euro pro Kilo verkauft. Insgesamt summiere sich das Plus auf vier Millionen Euro, rechnet ein Sprecher des Marktkontors Obst und Gemüse in Baden vor. Der frühe Erntestart ist auch deswegen so wichtig für den Umsatz, weil sich die Saison nicht verlängern lässt. Sie endet traditionell am 24. Juni.

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40 Prozent der deutschen Baufirmen mussten im Februar wegen des Wetters zwischenzeitlich ihre Produktion stoppen, heißt es beim Branchenverband Deutsche Bauindustrie. Ein extrem geringer Anteil verglichen mit 2013, damals seien es 77 Prozent gewesen. Winter bedeutet für die Baubranche eigentlich: Häufige Arbeitsausfälle oder sogar kompletter Baustopp. Dieses Jahr hingegen wurden 60 Prozent der Maschinen genutzt - der beste Wert seit 1991. Und die Bauproduktion lag knapp 24 Prozent über der des Vorjahrs.

© Süddeutsche.de/hgn
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