Zahnersatz:Ärzte ärgern sich

Zahnersatz: Gebiss als Geldanlage: Zahnarztpraxen sind bei Finanzinvestoren besonders beliebt.

Gebiss als Geldanlage: Zahnarztpraxen sind bei Finanzinvestoren besonders beliebt.

(Foto: imago)

Die Zusammenarbeit mit 2te-Zahnarztmeinung.de hat Ergo Direkt neue Kunden und diesen niedrigere Kosten gebracht. Die Bundeszahnärztekammer protestiert.

Von Ilse Schlingensiepen , Köln

Niemand freut sich, wenn er Zahnersatz benötigt. Die Behandlung beim Zahnarzt ist nicht nur aufwendig und unangenehm, sie ist auch häufig teuer. Die Krankenkasse oder der private Krankenversicherer übernehmen meist nur einen Teil der Kosten. Auf Auktionsportalen im Internet können Patienten nach günstigen Alternativen suchen. Die Zusammenarbeit mit dem Portal 2.te-Zahnarztmeinung hat der Ergo Direkt jetzt Ärger mit der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) beschert.

Die Ergo Direkt, die Ende 2015 rund 2,6 Millionen Zahnzusatzpolicen im Bestand hatte, kooperiert seit August 2012 mit dem Portal. Seitdem haben es 23 000 Versicherte genutzt. Sie haben ihre Eigenbeteiligung um 22 Prozent gesenkt und 4,3 Millionen Euro eingespart. In einem offenen Brief fordert BZÄK-Präsident Peter Engel den Vorstandsvorsitzenden Peter Stockhorst jetzt auf, "dieses vergiftete Serviceangebot kritisch zu hinterfragen und im Ergebnis einzustellen". Er wirft dem Versicherer vor, Informationen aus dem Heil- und Kostenplan von Kunden ungefragt in dem Portal einzustellen.

Die Patienten profitieren - aber nur, wenn sie auch bereit sind, den Zahnarzt zu wechseln

Ergo Direkt weist den Vorwurf zurück. "Ist der Eigenanteil bei den Behandlungskosten sehr hoch oder halten wir die Kosten für überhöht, weisen wir unsere Versicherten auf unseren Zahnkosten-Optimierer hin", schreibt Stockhorst in der Antwort an Engel. Die Entscheidung liege beim Kunden. Nur mit seiner Zustimmung stelle der Versicherer den anonymisierten Heil- und Kostenplan in das Auktionsportal ein, betont Stockhorst.

Die BZÄK lehnt Auktionsportale aber grundsätzlich ab. Für das Einholen einer zweiten Meinung seien sie ungeeignet. Die Wahl der richtigen Therapiealternative hänge von vielen subjektiven und objektiven Faktoren ab, erläutert er. "Sogenannte Auktionsportale für Zahnersatz reduzieren zahnmedizinische Versorgung allein auf den Preis und sind damit nicht geeignet, den Patienten Hilfestellung zu geben", findet Engel.

Natürlich sei die Behandlung mehr als die Summe eines Heil- und Kostenplanes, antwortet Stockhorst. Der Zweitzahnarzt erstelle den alternativen Heil- und Kostenplan erst dann, wenn er den Patienten eingehend untersucht habe. Ergo Direkt wird an dem Angebot festhalten, kündigt er an.

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hält Auktionsportale wie 2te-Zahnarztmeinung für eine gute Möglichkeit, Heil- und Kostenpläne einem Preisvergleich zu unterziehen. "Hier ergeben sich deutliche Unterschiede, unter anderem in Abhängigkeit von den Laborkosten und auch den Kosten für die zahnärztliche Behandlung", sagt Regina Behrendt, Referentin Gesundheitsmarkt. Da die Auktion die Patienten zu nichts verpflichte, könne man sie empfehlen. Sie könnten schließlich frei entscheiden, ob sie zu einem günstigeren Zahnarzt wechseln oder mit Hilfe des Preisgebots mit dem behandelnden Zahnarzt ins Gespräch kommen wollen.

Aus Sicht von Behrendt gibt es aber auch Nachteile. So müssten Patienten bereit sein, den Zahnarzt zu wechseln. Außerdem sieht die Verbraucherschützerin ein Risiko darin, dass der bietende Dentist den Patienten noch nicht untersucht hat. Und das heiße: "Bei der Vorstellung beim neuen Zahnarzt kann es also auch noch zu einer Veränderung der geplanten Behandlung kommen."

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