Zahl der Arbeitslosen:Eine Zwei vor dem Komma!

Weniger als drei Millionen Arbeitslose - die Zahl ist ebenso erfreulich wie die ihr zugrundeliegende Entwicklung. Doch Wirtschaftsminister Brüderle müsste dringend mit einer "Erblast" aufräumen.

Detlef Esslinger

Die Anzahl der Arbeitslosen ist also um 86.000 gesunken - was nicht der Anlass dafür war, dass die Bundesministerin für Arbeit und Soziales höchstselbst die Verkündigung übernommen hat. Wäre die Anzahl auf 3.031.000 Arbeitslose gesunken: Die Bekanntgabe wäre der Bundesagentur für Arbeit überlassen worden, wie immer zum Monatsende. Sie sank zwar um 86.000, aber auf einen Wert, der haarscharf unter drei Millionen lag.

Kabinett will Hartz-IV-Reform beschließen

Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat ein Etappenziel erreicht, die Zahl der Arbeitslosen fällt unter drei Millionen.

(Foto: dpa)

Eine Zwei vor dem Komma! Die niedrigste Zahl seit 18 Jahren! Und das auch noch zum Jahrestag der Koalition. Klar, dass Ursula von der Leyen eine solche Nachricht selbst verbreiten will; klar, dass Rainer Brüderle, der Kollege aus dem Wirtschaftsministerium, ihr die Show nicht alleine überlässt.

Es gibt ja auch nichts daran zu deutlen, dass die Zahl ebenso erfreulich ist wie die ihr zugrundeliegende Entwicklung. Wer einen Job hat, dem geht es alles in allem besser als jemandem, der keinen hat, und jeder neue Arbeitsplatz kurbelt die Konjunktur vergleichsweise stärker an, als jede Tariferhöhung um zwei oder drei Prozent dies zu leisten vermag. Bemerkenswert ist aber auch, dass Minister Brüderle die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt "stabil" nennt.

Bemerkenswert deshalb, weil er jetzt etwas tun könnte. Wäre es nun nicht an der Zeit, den Arbeitgebern zu helfen - der Versuchung zu widerstehen, im Aufschwung vor allem Leiharbeiter einzustellen oder neue Jobs nur befristet zu vergeben? Das sind alles instabile Jobs, allenfalls geeignet für instabile Zeiten, ermöglicht durch Gesetze, die zu ebenjener Versuchung führten. Neue Regierungen sprechen ja gern von der "Erblast", die frühere ihnen hinterlassen hätten. Hier wäre so eine.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: