Yahoo und Microsoft:Dramatische Wende im Milliarden-Poker

Der Internet-Konzern Yahoo verbündet sich mit AOL und Google, um eine Übernahme durch den Softwaregiganten Microsoft abzuwenden. Dieser hingegen holt sich Beistand bei Medienmogul Rupert Murdoch.

Der Kampf um Yahoo führt zu neuen Bündnissen in der Medienlandschaft. Laut US-Medien verhandelt Yahoo mit dem Konkurrenten AOL über eine Allianz, um die drohende Übernahme durch den Softwareriesen Microsoft zu verhindern.

Doch auch Microsoft fährt schwere Geschütze auf. Mehrere US-Zeitungen berichten, dass der Softwaregigant den Medienmogul Rupert Murdoch als Partner für einen gemeinsamen Kauf von Yahoo gewinnen wolle. Aus dem Tauziehen um den Suchmaschinenkonzern könnte so eine komplette Neuordnung unter einigen der größten Internet-Angebote weltweit werden.

Der Suchmaschinenkonzern jedoch lehnt das Angebot von Microsoft bislang als zu niedrig ab - und sucht fieberhaft nach Alternativen. Am Mittwoch erst kündigte Yahoo an, ausgerechnet mit dem Rivalen Google eine Kooperation bei Online-Werbeanzeigen zu testen.

Microsoft in der Defensive

Die zunächst befristete Aktion gilt als Probelauf für eine mögliche weitergehende Zusammenarbeit, teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit. Eine enge Kooperation mit Google könnte Yahoo bei der Abwehr einer bislang unerwünschten Übernahme durch Microsoft helfen.

Dort hat man bereits auf den Flirt zwischen Google und Yahoo reagiert: Microsoft kritisierte die geplante Kooperation scharf. In einer Stellungnahme warnte das Unternehmen, eine dauerhafte Zusammenarbeit der beiden Unternehmen brächte Google bei Suchanzeigen einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent.

Ein solches Abkommen würde den Wettbewerb daher dramatisch einschränken. Im Gegensatz dazu würde die angestrebte Übernahme von Yahoo durch Microsoft für mehr Wettbewerb sorgen, betonte der Softwarekonzern erneut.

Laut Yahoo soll der Test bis zu zwei Wochen dauern und sich auf einen kleinen Teil der Suchanzeigen auf der US-Website von Yahoo beschränken.

Maximal drei Prozent aller Suchanfragen, so lässt der Suchmaschinenanbieter verlauten, seien in den Versuch einbezogen. Beide Seiten wollen damit das Geschäftspotenzial einer umfassenderen Auslagerung der suchbasierten Werbeanzeigen von Yahoo zu Google abschätzen. Googles Netzwerk und Technologie hinter den Werbeanzeigen bringt bisher höhere Umsätze als bei Wettbewerbern wie Yahoo und Microsoft.

Rückkauf eigener Aktien?

Microsoft werde nun alle seine Optionen genau prüfen. Der Konzern will mit dem Kauf die bereits bestehende Dominanz von Google bei der Internet-Suche und der Online-Werbung brechen. Microsoft hatte Yahoo erst vor wenigen Tagen ein Ultimatum für eine gütliche Einigung noch im April gestellt.

Andernfalls drohe eine feindliche Übernahme zu einem niedrigeren als dem bisher gebotenen Preis. Yahoo lehnte daraufhin die Offerte von ursprünglich knapp 45 Milliarden Dollar (29 Milliarden Euro) erneut als zu niedrig ab.

Neben der Zusammenarbeit mit AOL ist für Yahoo auch noch eine weitere Option denkbar: ein massiver Rückkauf eigener Aktien.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: