Ifo-Index: Stärkstes Plus seit 1990:"Die Wirtschaft ist wieder in Partylaune"

Unerwartet positives Signal für die Konjunktur: Der Ifo-Geschäftsklimaindex kommt im Juli auf den stärksten Anstieg seit der Wiedervereinigung. Selbst der ewige Mahner Hans-Werner Sinn ist entzückt.

Positive Überraschung: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli deutlich aufgehellt, obwohl praktisch alle Beobachter mit einer leichten Eintrübung der Stimmung gerechnet hatten.

Ifo-Praesident Sinn fuer Steuersenkungen auf Pump

Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn kann mit einer positiven Überraschung aufwarten. 

(Foto: ag.ddp)

Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg insgesamt von 101,8 auf 106,2 Punkte, wie das Ifo Institut für Wirtschaftsforschung in München mitteilte. Diese Zunahme sei der größte Sprung nach vorne seit der deutschen Wiedervereinigung. "Die deutsche Wirtschaft ist wieder in Partylaune", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Die Experten hatten diese jähe Stimmungsverbesserung überhaupt nicht auf der Rechnung und hatten vielmehr mit einer leichten Verschlechterung insbesondere der Geschäftserwartungen gerechnet.

"Die deutsche Konjunkturlokomotive rollt weiter"

Der deutliche Anstieg kam daher vollkommen unerwartet. Die befragten 7000 Unternehmen berichteten demnach von einer erheblich verbesserten aktuellen Geschäftslage: Der entsprechende Teilindex stieg von 101,2 Punkten im Juni auf jetzt 106,8 Punkte. Auch die Erwartungen an das kommende halbe Jahr schätzen die Unternehmen deutlich besser ein als im Juni. Nach 102,5 Punkten im Vormonat fiel der Anstieg auf jetzt 105,5 Punkte aber nicht so deutlich aus wie bei der Lagebewertung.

Volkswirte hatten bei der aktuellen Geschäftslage lediglich mit einem leichten Anstieg auf 101,8 Punkte gerechnet. Bei den Erwartungen der Unternehmen hatten die Experten hingegen ein Rückgang auf 101,4 Punkte prognostiziert.

In ersten Kommentaren äußerten sich die Beobachter erfreut: Die deutsche Konjunkturlokomotive rolle weiter, hieß es bei der DekaBank. "Die Daten zeigen, in welch guter Verfassung Deutschland ist", sagte ihr Experte Andreas Scheuerle. Die deutsche Konjunktur brumme richtig.

Etwas überzeichnet sei die Entwicklung im Juli allerdings durch die Hitzewelle, die Fußballweltmeisterschaft und verkürzte Werksferien. Auch mit der zu erwartenden Abschwächung des Wachstums im 3. und 4. Quartal stehe die Wirtschaft unter Dampf.

Schwächerer Eurokurs hilft

Für einen selbst tragenden Aufschwung sei aber entscheidend, dass auch der Konsum anspringe. Hier hätten sich die Perspektiven zuletzt global eher eingetrübt. Scheuerle warnte deshalb vor zu großer Euphorie.

Auch Commerbank-Volkswirt Ralph Solveen zeigte sich positiv überrascht: Der Geschäftsklimaindex deute auf eine starke Gewinnentwicklung der Unternehmen hin. Getrieben werde die Erholung der Konjunktur vor allem durch das starke Wachstum der Weltwirtschaft. Auch der schwächere Eurokurs helfe hier.

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