Wohnungsbau:Bauboom wird schwächer

Einfamilienhaus in Egenhofen, 2017

Wenn der Hauskredit ausläuft, haben viele Eigentümer noch Restschulden und müssen entscheiden, wie es mit der Finanzierung weitergeht.

(Foto: Johannes Simon)

Im ersten Halbjahr wurden in Deutschland sieben Prozent weniger Wohnungen genehmigt als im Vorjahr, zeigt die neueste Statistik.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

In Deutschland werden in diesem Jahr weniger neue Wohnungen geplant als im Boom-Jahr 2016. Im ersten Halbjahr 2017 haben Bauämter knapp 170 000 neue Wohnungen bundesweit genehmigt. Das sind sieben Prozent weniger als im Vorjahr, teilt das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit.

Dabei zeigen sich jedoch große Unterschiede zwischen Stadt und Land. So wurden von Januar bis Juni gut 82 000 neue Wohnungen in Mehrfamilienhäusern genehmigt. Dies ist der höchste Wert in einem ersten Halbjahr seit dem Bau-Boom nach der Wiedervereinigung vor 20 Jahren. Mehrfamilienhäuser entstehen vor allem in dichter bebauten Städten.

In der Fläche wurden hingegen neun Prozent weniger neue Einfamilienhäuser genehmigt, obwohl die Zinsen für Baukredite weiter sehr niedrig sind. Hier zeigt sich, dass seit Jahren viele junge Menschen in die Städte ziehen, den Arbeits- und Studienplätzen hinterher. Der Wohnungsbau reagiert auf diesen hohen Zuzug aus dem In- und Ausland.

Dass die Baugenehmigungen nun insgesamt zurückgehen, liegt auch an schärferen Energie-Auflagen, die Anfang 2016 für Neubauten in Kraft getreten sind. Viele Bauherren haben ihre Anträge Ende 2015 eingereicht, um noch nach der alten Energieeinspar-Verordnung (EnEV) bauen zu dürfen. Die Bauämter stellten die entsprechenden Genehmigungen Anfang 2016 aus. Auch deshalb fallen die Zahlen in diesem Jahr geringer aus.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass jährlich mindestens 350 000 neue Wohnungen gebaut werden müssten, um die hohe Nachfrage in den Ballungsräumen decken zu können. Im vergangenen Jahr wurden allerdings nur knapp 278 000 neue Einheiten fertiggestellt. Und das, obwohl es die niedrigen Zinsen sowohl für Privatleute als auch für Investoren attraktiv machen, in Immobilen zu investieren. Zumal der hohe Zuzug die Mieten in den Ballungsräumen steigen lässt.

Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) kritisiert, es fehle an bezahlbarem Bauland in den Ballungsräumen. Von der nächsten Bundesregierung fordert GdW-Präsident Axel Gedaschko, den Bau preisgünstiger Wohnungen zu fördern. Die Länder könnten die Grunderwerbsteuer senken oder steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten erhöhen, etwa für Bauherren im bezahlbaren Segment. "Wohnungsbau ist das einzig wirksame Mittel gegen die angespannte Lage auf den Wohnungsmärkten in einigen Großstädten", sagt Gedaschko. Leider dauere es immer länger, bis genehmigte Wohnungen auch wirklich gebaut werden. Gedaschko führt dies auf die vielen Auflagen, häufige Streitigkeiten mit Anwohnern sowie die hohe Auslastung der Handwerksbetriebe zurück.

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen überdies, dass im ersten Halbjahr 31 Prozent weniger neue Wohnheime genehmigt wurden als im Vorjahreszeitraum. Die Städte planen offensichtlich weniger neue Unterkünfte für Geflüchtete. Stattdessen ziehen immer mehr anerkannte Asylbewerber aus den Gruppen-Unterkünften in ganz normale Mietwohnungen um.

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