Witzig oder unseriös?:Antworten von Doktor Z

Der Chef wirbt selbst - DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche spielt die Hauptrolle in der neuen Werbekampagne für Chrysler-Autos.

Michael Kuntz

Das hat vor ihm noch kein Vorstandsvorsitzender eines im Deutschen Aktien-Index notierten Konzerns jemals so gemacht. DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche gibt den Hauptdarsteller in der neuen Werbekampagne des US-Ablegers Chrysler.

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Nur keine Scheu: Dr. Z, alias Dieter Zetsche beantwortet alle Fragen. Auch die, wie man seinen Namen korrekt-amerikanisch ausspricht.

(Foto: Foto: www.askdrz.com)

Im Sechzig-Sekunden-Spot sieht das so aus: Vor einem DaimlerChrysler-Technologie-Center fragt ein Reporter mit Notizblock Zetsche, was der Zusammenschluss von Daimler-Benz und Chrysler für Vorteile gebracht hat. Zetsche ("Dr. Z.") schaut kurz auf die Uhr und deutet Eile an.

Beide Männer in blauen Anzügen, blauen Hemden, blauen Krawatten steigen in einen Dodge Charger R/T und fahren los. Zetsche am Steuer erklärt seelenruhig, dass einige der wichtigsten Bauteile des amerikanischen Autos in Deutschland entwickelt worden sind. Der Charger rast über die Teststrecke, der Reporter wird nervös.

Bisher warben nur Mittelständler-Chefs selbst

Die Fahrt geht weiter in einem Jeep. Danach bietet ein Dodge Caliber das Ambiente für den Gedankenaustausch über Treibstoffverbrauch. Die beiden wechseln in einen Chrysler Pacifica. "Sind Sie wirklich ein Doktor?", fragt der Reporter.

In diesem Moment fährt Zetsche den Geländewagen krachend gegen eine Wand, die Luftsäcke öffnen sich, beide steigen unverletzt aus und der Manager fragt seinen mitgenommen wirkenden Beifahrer: "Haben Sie noch Fragen?"

Dieser Werbestreifen ist nur einer von fünf Fernsehspots, mit dem der Vorstandsvorsitzende des größten deutschen Industrieunternehmens Neuland betritt. Zwar warben immer wieder einmal bodenständige Mittelständler für Strickware aus deutschen Landen, Orangensaft oder hochprozentige Getränke.

Doch die Geschichten, mit denen Chefs von Dax-Konzernen Furore machten, waren nicht unbedingt als Werbung für die Produkte der eigenen Firma geeignet. So zerlegte vor Jahren der Vorstandsboss eines Autoherstellers bei der Umrundung des Chiemsees ein Luxusmodell, jedoch geschah dies keineswegs kalkuliert für Filmaufnahmen und noch dazu mit einem fremden Fabrikat.

Witzig oder unseriös?

Beim jungen Siemens-Sanierer Kleinfeld wird bereits als Gipfel der Ausgelassenheit kolportiert, wie er ein von der Konkurrenz fabriziertes Handy im Wasserglas versenkte, ein Los, das ähnlich freilich später die eigene Produktion ebenfalls traf.

In diesem Umfeld klarer Erwartungen an deutsche Vorstandsvorsitzende ist es nicht überraschend, dass im Voting-Center der Zeitschrift Auto, Motor und Sport jeder fünfte Teilnehmer Dieter Zetsche als Hauptfigur einer Werbekampagne "unseriös" findet (22 Prozent). Vielleicht setzt hier aber doch ein leichtes Umdenken ein, denn jeweils immerhin ein Drittel finden Zetsche als Werbestar "mutig" oder "witzig".

Dabei ist die Werbekampagne vor allem eines, nämlich "nötig" für Chrysler. Der amerikanische Teil des Unternehmens mit den zwei Zentralen in Auburn Hills und Stuttgart-Untertürkheim hat nämlich im Juni deutlich weniger Autos seiner Marken Chrysler, Dodge und Jeep verkauft als vor einem Jahr; genau gesagt war es ein Minus von 13 Prozent.

Da kommt die Werbung mit "Dr. Z." im Mittelpunkt gerade richtig. Zumal sie flankiert wird von einer neuen Runde in der Rabattschlacht, die auf dem amerikanischen Automarkt seit den Anschlägen von New York im September 2001 tobt.

Antworten von Doktor Z

Die nach General Motors und Ford Nummer drei unter den amerikanischen Autoherstellern tritt zur Zeit am aggressivsten auf. Chrysler verkaufte den Geländewagen Dodge Durango zuletzt mit bis zu 5000 Dollar Nachlass. Mit durchschnittlich 4000 Dollar gab Chrysler fast doppelt so hohe Rabatte wie die Branche, ermittelten Marktforscher. So kommen die Gewinnmargen wieder unter Druck.

Nun soll Dieter Zetsche das Ruder wieder einmal persönlich herumreissen, nachdem er nach Meinung vieler aus Branche, Politik und Medien in den USA bei der Sanierung von Chrysler seine Sache gut gemacht hat. Damals hat er nicht nur Personal abgebaut, sondern den verbliebenen Mitarbeitern klare Perspektiven gezeigt, indem er Ziele setzte, die mit einer Palette neuer Automodelle auch erreicht worden sind.

Werbung mit dem Chef hat Tradition bei Chrysler, seit Unternehmenschef Lee Iacocca vor zwanzig Jahren die Produkte persönlich anpries. Parallel zu den Werbefilmen und gedruckten Anzeigen gibt es eine Internet-Seite, auf der man Fragen an Dr. Z. richten kann: Ich weiß, was ein Chrysler ist, aber was ist ein Daimler? Oder: Wie spricht Dieter Zetsche seinen Namen aus? Die humorvolle Antwort: Dieter, klingt wie Peter. Zetsche kling wie "You betcha", was soviel heisst wie: Darauf kannst du wetten.

Chrysler-Chef Tom LaSorda sagt daher über seinen Vorgänger in Auburn Hills: "Dieter ist der ideale Botschafter für das Unternehmen, das wir jetzt sind."

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