Wirtschaftswachstum:Deutschland bewahrt die Euro-Zone vor der Rezession

Europas Konjunktur flaut ab, doch nicht in Deutschland: Die Wirtschaft hierzulande wächst stärker, als Experten erwartet hatten. Damit schrammt die Euro-Zone knapp an der Rezession vorbei.

Die deutsche Wirtschaft hat durch ein überraschend deutliches Wachstum im ersten Quartal eine Rezession verhindert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,5 Prozent zum Vorquartal, teilte das Statistische Bundesamt in einer Schätzung mit. Experten hatten ein kleineres Plus von nur bis zu 0,2 Prozent zum Vorquartal erwartet.

Damit half Deutschland mit, die Euro-Zone knapp vor einer Rezession zu bewahren. Das Bruttoinlandsprodukt in der Währungsunion stagnierte von Januar bis März im Vergleich zum Vorquartal, teilte das Statistikamt Eurostat mit. Ende 2011 war es um 0,3 Prozent zurückgegangen. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge sprechen Ökonomen von Rezession. Von Reuters befragte Analysten hatten einen Rückgang um 0,2 Prozent erwartet.

Die deutsche Wirtschaft wächst durch ihre Ausfuhren. "Nach vorläufigen Berechnungen sind die Exporte, anders als die Importe, zum Jahresbeginn gestiegen", heißt es im Statistische Bundesamt. Außerdem hätten die Deutschen im Inland mehr konsumiert als im Vorquartal. Das habe die sinkenden Investitionen teilweise kompensieren können.

Nach Auffassung von Ferdinand Fichtner, dem Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, dürfte die Belebung weitergehen: "Vor allem die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt stützt die deutsche Wirtschaft: Die Haushalte profitieren von der gestiegenen Arbeitsplatzsicherheit und Lohnzuwächsen, die oberhalb der Inflationsrate liegen werden. Der private Verbrauch wird das Wachstum in Deutschland spürbar anschieben."

Im vierten Quartal 2011 konnte sich die deutsche Wirtschaft der weltweiten Flaute nicht entziehen und schrumpfte um 0,2 Prozent. Für das Gesamtjahr 2011 bestätigte das Statistische Bundesamt ein Wachstum des BIP von 3,0 Prozent.

In Frankreich dagegen wächst die Sorge vor einer möglichen Rezession. Die Wirtschaft des Landes wuchs im ersten Quartal des Jahres nicht, wie das Statistikamt Insee in Paris mitteilte. Ein kleiner Hoffnungsschimmer kommt indes vom Arbeitsmarkt: Die französische Privatwirtschaft schaffte in den Monaten Januar bis März 10.200 neue Arbeitsplätze, gab Insee bekannt. Das entspricht einem Anstieg von 0,1 Prozent. Im letzten Quartal 2011 hatte das Land mehr als 22.000 Jobs verloren. Die Arbeitslosenquote liegt bei zehn Prozent. An diesem Dienstag tritt der neue französische Präsident François Hollande sein Amt an. Der Sozialist hat im Wahlkampf versprochen, die Wirtschaft durch Investitionen in die Infrastruktur und den Mittelstand wieder anzukurbeln. Er kündigte auch an, das Staatsdefizit zu drosseln.

Schlimmer sieht es in den Krisenländern aus: Die spanische Wirtschaft schrumpfte wie schon am Jahresende um 0,3 Prozent und steckt damit wieder in einer Rezession. Ebenso erging es Italien, wo das Bruttoinlandsprodukt sogar um 0,8 Prozent einbrach. Das war der dritte Rückgang in Folge. Auch Portugal findet nicht aus der Rezession. Hier lag das Minus bei 0,1 Prozent. Und in Griechenland bricht die Wirtschaft weiter ein: Das BIP verzeichnete der amtlichen Statistik zufolge einen Rückgang um 6,2 Prozent auf Jahressicht.

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