Wirtschaftsminister Glos umwirbt Algerien:Buhlen um schwarzes Gold

Deutschland will seine Abhängigkeit von russischem Öl und Gas verringern und sucht nach neuen Verbündeten. Doch die Chinesen wollen ein Wörtchen mitreden.

Bereits Anfang November wollte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) nach Algier fliegen. Die algerische Regierung sagte kurzfristig ab. Dahinter steckten die Chinesen.

Wirtschaftsminister Glos umwirbt Algerien: Chinesischer Expansionsdrang: Nach dem Einstieg der Chinesen in Kasachstan versucht Peking nun auch in Algier Verbündete zu gewinnen.

Chinesischer Expansionsdrang: Nach dem Einstieg der Chinesen in Kasachstan versucht Peking nun auch in Algier Verbündete zu gewinnen.

(Foto: Foto: AFP)

Asiens Wirtschaftsmacht, die immer größeren Einfluss auf den rohstoffreichen afrikanischen Kontinent nimmt, hatte die Algerier zeitgleich nach Peking eingeladen. Die Episode zeigt, wie begehrt das nordafrikanische Land dank seiner gewaltigen Öl- und Gasvorräte ist.

Nun ist Glos im zweiten Anlauf am Zug. Am Mittwoch beginnt er seine zweitägige Reise, um der deutschen Wirtschaft wichtige Türen zu öffnen. Auf dem Programm stehen Gespräche mit Regierungsmitgliedern und Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika. Glos vertritt als EU- Ratsvorsitzender die Europäer, die in den nächsten Jahren versuchen wollen, ihre Abhängigkeit von russischen Gasimporten zu verringern.

Lukrativ, aber gefährlich

Für deutsche Unternehmen gilt Algerien als ein "Markt im Kommen" - lukrativ, aber schwierig. Zu den Risiken zählen die Anschlaggefahr durch islamistische Terroristen, der marode Finanzsektor und eine Verwaltung, die westlichen Ansprüchen nicht genügt.

Der verlockende Rohstoff- und Devisenreichtum sorgt aber dafür, dass internationale Investoren milliardenschwere Projekte angestoßen haben. Nach aktuellem Stand sollen bis 2015 rund 70 Milliarden US- Dollar allein in die Erschließung, Förderung und Weiterverarbeitung von Öl- und Gasvorkommen gesteckt werden.

Neben China wirbt verstärkt Russland um die Gunst der Algerier. Die Russen bieten ihr Knowhow im Energiesektor an, auch zur friedlichen Nutzung der Atomkraft. Im Januar gab Moskau bekannt, dass die Staatskonzerne Rosneft und Stroitransgas im algerischen Öl- und Gassektor zusammen vier bis fünf Milliarden Dollar bereitstellen wollen.

Geschäfte für BASF-Tochter

Die spanischen Energiekonzerne Repsol und Gas Natural errichten bis 2009 für zwei Milliarden Dollar eine Gasverflüssigungsanlage. Bereits gebaut wird die neue Pipeline "Medgaz", die Gas nach Spanien transportieren wird. Ende des Jahrzehnts kommt die Pipeline "GALSI" von Algerien nach Italien dazu. Am Konsortium der 1470 Kilometer langen und zwei bis drei Milliarden Dollar teuren Rohrleitung ist die BASF-Tochter Wintershall beteiligt.

Erklärtes Ziel der algerischen Regierung ist aber die Verringerung der Abhängigkeit vom Öl- und Gasgeschäft, das 2005 rund 70 Prozent der Staatseinnahmen ausmachte. Um die Lebensverhältnisse (Wohnungen, Schulen, Krankenhäuser, Strom- und Wasserversorgung) und die Infrastruktur (Straßen, Bahn, Flughäfen) zu verbessern, will Präsident Bouteflika bis 2009 über 100 Milliarden Dollar investieren.

Viele deutsche Firmen rechnen sich Chancen auf lukrative Geschäfte aus. An Bord der Regierungsmaschine von Glos sind knapp 50 Manager, darunter Vorstandsmitglieder von Siemens, MAN und Wintershall. Mit von der Partie sind die Anlagenbauer Lurgi und Linde, die Versorger RWE und EnBW und der Baukonzern Bilfinger Berger. Eine Lanze für den Mittelstand wird neben Glos der Generalsekretär des Handwerksverbandes, Hanns-Eberhard Schleyer, brechen.

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