Wirtschaft kompakt:Zwei Milliarden Euro, bitte!

In verklausulierter Form bittet die deutsche Autoindustrie den Staat um Milliardenhilfen für die Entwicklung des E-Autos. Außerdem: Daimler und VW klopfen beim russischen Autohersteller Gaz an. Das Wichtigste in Kürze.

Heimlich, still und leise fordert die deutsche Autoindustrie nun doch staatliche Milliardensubventionen, um im Geschäft mit Elektroautos den Rückstand auf französische und asiatische Hersteller aufzuholen. Dies gehe zumindest aus dem Zwischenbericht der Nationalen Plattform Elektromobilität hervor, wenn auch nur zwischen den Zeilen, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).

Wirtschaft kompakt: "Betankung" eines Elektroautos. Die deutsche Autoindustrie will ihre Investitionen in die neue Technologie forcieren. Der Staat soll dabei mithelfen.

"Betankung" eines Elektroautos. Die deutsche Autoindustrie will ihre Investitionen in die neue Technologie forcieren. Der Staat soll dabei mithelfen.

In der etwa 40 Seiten starken Abhandlung stehe: "Industrie und Wissenschaft schlagen Aktivitäten mit einem Gesamtprojektvolumen von circa vier Milliarden Euro bis 2013 vor. Die Industrie leistet einen signifikanten Beitrag dazu."

Nicht explizit beschrieben werde, in welcher Höhe sich die von der Autoindustrie dominierte Plattform den staatlichen Anteil daran vorstelle, schreibt die FAZ weiter. Wenn jedoch verfahren würde wie bei dem in diesem Jahr angelaufenen Subventionsprogramm für die neue Antriebstechnik über 500 Millionen Euro, dann müsste sich der Staat an jedem Projekt jeweils zur Hälfte beteiligen.

Das entspräche der FAZ zu Folge einer Fördersumme von etwa zwei Milliarden Euro. Weitere Forderungen in dem Zwischenbericht seien eine Verringerung oder sogar der gänzliche Verzicht auf die Dienstwagenbesteuerung für Elektroautos sowie die Förderung von Batteriefabriken.

Die Forderung nach staatlichen Subventionen kommt offenbar nicht ohne Grund so verschämt daher. Denn weitere staatliche Hilfe für jene Branche, die derzeit mit spritfressenden Oberklassefahrzeugen viel Geld verdient, gilt derzeit als politisch nicht durchsetzbar.

Das Verkehrs- und Wirtschaftsministerium haben sich bereits von Fördergeldern in dieser Höhe distanziert, und zwar mit guten Argumenten: Im vergangenen Jahr profitierte die Branche von Abwrackprämien in einer Höhe von insgesamt fünf Milliarden Euro.

Daimler zahlt Boni früher

Der Autobauer Daimler zieht wie erwartet die Entgelterhöhung für seine 120.000 Tarifbeschäftigten vor. "Der Einsatz unserer Mitarbeiter in Deutschland ist ein ganz wesentlicher Grund dafür, dass Daimler nach der Wirtschaftskrise so schnell wieder so erfolgreich ist", begründete Personalvorstand Wilfried Porth den Schritt.

Betriebsratschef Erich Klemm betonte: "Die Belegschaft hat durch Verzicht und enormen Einsatz einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, die schwierigen Zeiten gut zu bewältigen." Ursprünglich sollte die Erhöhung der Entgelte um 2,7 Prozent für die Tarifbeschäftigten in Deutschland im April nächsten Jahres erfolgen. Nach dem Beschluss kommt die Erhöhung nun zwei Monate früher.

In welcher Höhe die Mitarbeiter an dem deutlichen Ergebnissprung ihres Arbeitgebers beteiligt werden, soll Anfang nächsten Jahres feststehen. Die Schwaben peilen einen operativen Gewinn von sieben Milliarden Euro 2010 an.

2009 hatten die Beschäftigten wegen eines Milliardenverlusts keine klassische Ergebnisbeteiligung, sondern eine Sonderzahlung von 500 Euro bekommen. Über die bisher höchste Prämie von 3750 Euro durften sich die Mitarbeiter für das Geschäftsjahr 2007 freuen.

Hochtief erleidet Schlappe im Abwehrkampf gegen ACS

Im Abwehrkampf gegen die feindliche Übernahme durch den spanischen Baukonzern ACS hat Hochtief eine weitere Schlappe eingesteckt: Die australische Übernahmeaufsicht lehnte den Berufungsantrag des größten deutschen Baukonzerns ab.

Das teilte die Behörde auf ihrer Homepage mit. Damit muss der spanische Hochtief-Großaktionär ACS im Zuge der geplanten Übernahme von Hochtief kein Zwangsgebot für Hochtiefs australische Tochter Leighton abgeben. Der Baukonzern aus dem Ruhrgebiet wollte über den Umweg Leighton die Übernahme für ACS unerschwinglich machen. Der Punkt ist, dass Leighton an der Börse mehr wert ist als der gesamte Mutterkonzern.

Die Essener wehren sich schon seit Wochen mit allen Mitteln gegen eine Übernahme durch den spanischen Konkurrenten und Großaktionär aus Spanien. Noch am Montag wird auch die Entscheidung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) bezüglich des Übernahmeangebots von ACS erwartet. Der spanische Konzern hatte die Übernahmeofferte für Hochtief am 11. November bei der deutschen Behörde vorgelegt.

Daimler und VW werden gemeinsam bei Russen vorstellig

Daimler und VW klopfen derzeit gleichzeitig bei einem potenziellen russischen Partner an: Die zwei deutschen Autohersteller seien jeweils für sich an einer Allianz mit dem angeschlagenen russischen Konkurrenten Gaz interessiert, der für die Marke Wolga bekannt ist. Das berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf Branchenkreise.

Die Überlegungen gingen von Kooperationen in der Produktion von Autos und Nutzfahrzeugen über die Nutzung der russischen Fabriken bis hin zu einer Kapitalbeteiligung. Beiden deutschen Konzerne könnte eine solche Allianz den Marktzutritt in Russland erleichtern.

Gaz hätte eigentlich mit Opel kooperieren sollen, aber der Einstieg einer russischen Bank bei Opel scheiterte an der Mutter General Motors. Der Zeitung zufolge steht Gaz mit VW in Verhandlungen über Pkws, mit Daimler in Gesprächen über Nutzfahrzeuge. In den Gaz-Werken könnte der Mercedes Sprinter gebaut werden. Der russische Lada-Hersteller Avtovas hat Renault als westlichen Partner, die Firma Sollers Fiat.

Milliarden-Übernahme in der Kosmetikbranche

Mit einer Milliarden-Übernahme will offenbar der Kosmetikriese Coty weiter wachsen. Coty, weltweit führend bei der Herstellung von Parfüm für den Massenmarkt, wolle für eine Milliarde Dollar (rund 750 Millionen Euro) den US-Nagellack-Hersteller OPI übernehmen, berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf Verhandlungskreise.

Die Übernahme soll demnach noch am Montag verkündet werden, sie könne aber auch in letzter Sekunde scheitern. Das in den achtziger Jahren gegründete Unternehmen OPI ist einer der führenden Nagellack-Hersteller und befindet sich bisher in Familienbesitz.

Coty gilt offiziell als US-Unternehmen, ist mehrheitlich aber in deutschem Besitz. Das Unternehmen wurde 1904 von François Coty, dem Vater der modernen Parfümerie, in Paris gegründet. 1992 war es von der deutschen Benckiser-Gruppe gekauft worden, die bis dahin vor allem im Geschäft mit Reinigungsmitteln tätig war.

Coty steht hinter den Parfümmarken vieler bekannter Modeschöpfer wie Calvin Klein oder Karl Lagerfeld. Auch die bekannten Marken Davidoff, Adidas oder Joop! gehören zur Coty-Gruppe.

Die Porsche-Dachgesellschaft schreibt wieder schwarze Zahlen. Nach den ersten drei Monaten des Rumpfgeschäftsjahres 2010 standen unter dem Strich 155 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Im ersten Quartal des Vorjahres verbuchte die Porsche Automobil Holding SE noch einen Verlust nach Steuern von minus 431 Millionen Euro. Für das Rumpfgeschäftsjahr 2010 (August bis Ende Dezember) rechnet Porsche mit einem ausgeglichenen Konzernergebnis. 2011 soll wieder ein Nettogewinn erzielt werden.

Einen Tag vor der für die Verschmelzung von Porsche und Volkswagen entscheidenden Hauptversammlung wurde eine weitere wichtige Personalentscheidung verkündet: Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Dürheimer verlässt die Schwaben und wird von Februar an Chef der VW-Konzernmarken Bentley und Bugatti. Er folgt auf Franz-Josef Paefgen, der sich in den Ruhestand verabschiedet. Neuer Vorstand Forschung und Entwicklung der Porsche AG wird der VW-Motorenentwickler Wolfgang Hatz. Mit der Entscheidung setzt sich die Personalrochade zwischen den beiden Autoherstellern fort: Zuvor waren bereits der neue Porsche-Lenker Matthias Müller von Wolfsburg nach Stuttgart und im Gegenzug Ex- Vorstandschef Michael Macht in den VW-Vorstand gewechselt.

Iberia und BA: Aktionäre stimmen Fusion zu

Der vorletzte Schritt auf dem Weg zur Fusion der Airlines British Airways (BA) und Iberia ist gemacht: Die Aktionäre der Gesellschaften stimmten bei Versammlungen in London und Madrid dem seit längerem geplanten Zusammenschluss zu. Damit sei die letzte Bedingung vor dem gemeinsamen Börsengang erfüllt, teilten die Briten und Spanier mit. Offiziell gehören BA und Iberia aber erst zusammen, wenn die Aktien der neuen International Airline Group (IAG) Ende Januar an der Börse in den Handel gehen.

Die Fusion der Airlines war seit Monaten vorbereitet worden. Beide Gesellschaften werden ihre Markennamen erhalten, als IAG aber bilden sie gemeinsam die drittgrößte Fluggesellschaft der Welt. Sowohl BA als auch Iberia haben Finanzprobleme und wollen sich mit dem Schritt gemeinsam für die Zukunft absichern. Durch die Fusion werde sichergestellt, dass BA auf Dauer mit Billigfluganbietern konkurrieren könne, sagte BA-Chef Willie Walsh am Montag nach der Aktionärsversammlung in London. Die fusionierte Airline wird 408 Flugzeuge haben und jährlich rund 57 Millionen Passagiere fliegen. Die neue Gesellschaft wird rund 57.000 Menschen beschäftigen und mehr als 250 Ziele weltweit anfliegen.

BDI-Präsident Keitel abermals gewählt

Hans-Peter Keitel ist für weitere zwei Jahre zum Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) gewählt worden. Der 63-Jährige werde seine zweite Amtszeit am 1. Januar 2011 antreten, teilte der BDI mit. Keitel war von 1992 bis 2007 Vorsitzender des Vorstands des Baukonzerns Hochtief, anschließend wechselte er in den Aufsichtsrat. Keitel hatte den Posten an der Verbandsspitze am 1. Januar 2009 von Jürgen Thumann übernommen; seine zweite Amtszeit beginnt am 1. Januar 2011.

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