Wirtschaft kompakt:Absturz in die Pleite

Der Ferienflieger Hamburg International muss Insolvenz anmelden. China wird Deutschlands zweitgrößter Exportmarkt. Burger King fällt in brasilianische Hände. Und: Alstom stänkert gegen Siemens. Das Wichtigste in Kürze.

Die Ferienfluggesellschaft Hamburg International ist pleite. Die Charterairline, die für Reiseveranstalter wie Thomas Cook und Tui fliegt, habe einen Insolvenzantrag gestellt, teilten das Unternehmen und das Amtsgericht Hamburg mit (AZ: 67b IN 258/10).

Hamburg International stellt Insolvenzantrag

Das Luftfahrt-Bundesamt verbietet der Fluggesellschaft Hamburg International, weitere Flüge anzubieten.

(Foto: dpa)

Das Luftfahrt-Bundesamt untersagte der Hamburger Fluggesellschaft daraufhin ab Mittwoch Mitternacht, mit ihren neun Maschinen weitere Flüge anzubieten. Damit die Urlauber nicht an Flughäfen stranden, haben Tui und Thomas Cook kurzfristigen Ersatz von anderen Fluggesellschaften organisiert. Damit kämen voraussichtlich alle Urlauber - möglicherweise mit kleinen Änderungen der Flugzeiten - an ihr Ziel.

Hamburg International fliegt die Gäste der Reiseveranstalter meist von kleineren deutschen Flughäfen Richtung Mallorca, Kanaren und Griechenland. Das Unternehmen gehört vor allem den Geschäftsführern Norbert Grella, Klaus Schlichtmann und Christoph von Saldern.

Der vorläufige Insolvenzverwalter, der Hamburger Anwalt Sven-Holger Undritz von der Kanzlei White & Case, sieht für Hamburg International die Chance auf einen Neustart. Derzeit sei er auf der Suche nach Investoren für das Unternehmen, die dann - eventuell gemeinsam mit dem bestehenden Management - Teile des alten Unternehmens kaufen und daraus eine neue Firma gründen, sagte er zu Reuters. "Aus heutiger Sicht könnte das ein gangbarer Weg sein", sagte Undritz.

Es gebe bereits eine "knappe Handvoll" Interessensbekundungen von außen. Eine Lösung wolle er in den kommenden sechs bis acht Wochen erarbeiten. Bis dahin sei das Unternehmen "in konstruktiven Gesprächen" mit dem Luftfahrt-Bundesamt (LBA), das für die Erteilung von Betriebsgenehmigungen zuständig ist. Die Behörde habe signalisiert, eine Fortführung des Betriebs wohlwollend zu begleiten, sagte Undritz. Die rund 320 Mitarbeiter des vor zwölf Jahren gegründeten Unternehmens bekommen ihre Gehälter zunächst von der Arbeitsagentur weitergezahlt.

China überholt die USA

China steigt voraussichtlich bereits 2011 zum zweitgrößten Absatzmarkt für die deutsche Wirtschaft auf, wie die Financial Times Deutschland (FTD) berichtet. Erstmals würde das Land damit Handelspartner wie die USA, Großbritannien und die Niederlande überholen.

Deutsche Waren sind in China gefragt: 2011 steigt das Land zu Deutschlands zweitgrößtem Exportmarkt auf.

Deutsche Waren sind in China gefragt: 2011 steigt das Land zu Deutschlands zweitgrößtem Exportmarkt auf.

(Foto: ddp)

Dem Münchner Ifo-Institut zufolge werden deutsche Firmen 2011 Waren im Wert von 66 Milliarden Euro nach China exportieren - fast doppelt so viel wie 2009, als es noch 36,5 Milliarden Euro waren. "Die Dynamik in Fernost hat zuletzt noch zugenommen", sagte Ifo-Außenhandelsexperte Steffen Elstner der FTD. China macht damit in der Rangliste der wichtigsten Exportmärkte einen gewaltigen Satz um fünf Plätze nach vorn - auch wenn der Vorsprung gegenüber den USA laut Ifo nur eine Milliarde Euro ausmacht.

Wichtigster Geschäftspartner der deutschen Wirtschaft und uneinholbar auf Platz eins bleibt auch im kommenden Jahr Frankreich. Der Nachbar soll im Jahr 2011 Waren im Wert von 94 Milliarden Euro abnehmen. Nach Einschätzung von Experten ist es aber nur noch eine Frage der Zeit, bis China das größte Exportziel für deutsche Waren ist.

Burger King wird brasilianisch

Ein brasilianischer Finanzinvestor hat Burger King aufgekauft. Für vier Milliarden Dollar inklusive Schulden schlug die Beteiligungsgesellschaft 3G Partners bei der Nummer zwei der Buletten-Brater zu. Burger King steht für den "American way of life", hinter 3G Partners stehen allerdings mehrere wohlhabende Brasilianer. Unter ihnen ist Milliardär Jorge Paulo Lemann, Nummer 48 auf der Forbes-Liste der Superreichen mit einem geschätzten Vermögen von 11,5 Milliarden Dollar.

Der neue Firmenchef Bernardo Hees will nun vor allem die Menschen in Asien und Lateinamerika auf den Whopper-Geschmack bringen - eine schwierige Herausforderung. Denn Burger King hinkt dem zehnmal so großen Konkurrenten McDonald's hinterher. Zuletzt gingen Umsatz und Gewinn zurück, während McDonald's ungebremst wuchs, vor allem mit Kaffee- und Kuchen-Angeboten Erfolge feierte und aus der Fast-Food-Nische ausbrach.

Burger King und seine Geschäftspartner dagegen betreiben weltweit 12.000 Fast-Food-Restaurants. Bis 2006 war das Unternehmen schon einmal in den Händen von Finanzinvestoren.

Eurostar unterstützt Siemens

Im deutsch-französischen Streit um die Bestellung von Siemens-Zügen für den Eurotunnel hat der Auftraggeber Eurostar nun deutlich Stellung für den deutschen Konzern bezogen. Kritik des französischen Siemens-Wettbewerbers Alstom, der die Entscheidung gerichtlich anfechten will, wies der Tunnel-Betreiber am Mittwoch in einer Mitteilung mit klaren Worten zurück. Die Kritik des früheren französischen Staatskonzerns habe keine Grundlage. Das Hauptargument der Franzosen sei, dass nur ihre Züge unter dem Ärmelkanal fahren könnten.

Mit Kritik habe sich Alstom erst zu Wort gemeldet, als Siemens zum bevorzugten Bieter für den rund 600 Millionen Euro umfassenden Zugauftrag ernannt wurde, erklärte Eurostar. Der französische Konzern wolle nun den Vertrag mit Siemens mit seiner Klage hinauszögern. Eurostar, der französisch-britische Betreiber der Züge durch den Eurotunnel, hatte sich am 7. Oktober entschieden, seine neuen Hochgeschwindigkeitszüge bei Siemens zu ordern.

Nach der Entscheidung war heftige Kritik in Frankreich laut geworden, auch führende Politiker sprachen sich gegen die Entscheidung aus. Alstom führt in seiner Kritik die Technik der Siemens-Züge an. Sie haben mehrere unterflurig verteilte Motoren. Im Gegensatz dazu ist bei den Alstom-Zügen jeweils am Anfang und Ende des Zuges ein Motor angebracht. Laut Eurostar hat Alstom bei seinem Gebot allerdings selbst Modelle mit mehreren verteilten Motoren angeboten.

Das Thema sei von Alstom erst aufgebracht worden, als das Unternehmen den Bieterwettbewerb verloren habe, erklärte Eurostar. Der Eurotunnel-Betreiber gehört zu 55 Prozent der französischen Staatsbahn SNCF und zu 40 Prozent der London and Continental Railways. Die restlichen 5 Prozent liegen beim belgischen Bahnbetreiber SNCB.

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