Wirtschaft kompakt:Erkannt, aber nicht gebannt

Ein später Rückruf: Seit zwei Jahren weiß Toyota-Luxustochter Lexus um Probleme mit ihren Motoren - informiert hat sie die Kunden aber erst jetzt. Außerdem: SPD-Chef giftet gegen Wirtschaftsminister Brüderle.

Die Motorprobleme bei der Toyota-Luxustochter Lexus waren dem Konzern schon seit zwei Jahren bekannt. Der Autobauer änderte damals die Konstruktionspläne und verstärkte ein zu schwaches Teil des Ventilsystems. Eine Rückrufaktion hielt Toyota damals aber nicht für gerechtfertigt, wie ein Firmensprecher sagte.

Wirtschaft kompakt: Läuft er oder läuft er nicht? Die Edelmarke Lexus hat Probleme mit dem Motor. Der Mutterkonzern Toyota wusste das schon seit zwei Jahren, ruft aber erst jetzt 270.000 Fahrzeuge zurück.

Läuft er oder läuft er nicht? Die Edelmarke Lexus hat Probleme mit dem Motor. Der Mutterkonzern Toyota wusste das schon seit zwei Jahren, ruft aber erst jetzt 270.000 Fahrzeuge zurück.

(Foto: afp)

Nachdem sich inzwischen aber hunderte Kunden über ausgehende Motoren beklagt haben, änderte der Hersteller seine Einschätzung und rief 270.000 Autos in die Werkstätten. In den Ventilen der betroffenen Motoren wurde minderwertiges Material eingebaut, wie Toyota mitteilte. Im August 2008 wurde das betroffenen Ventilteil, die Feder, verstärkt.

Toyota hat in letzter Zeit wegen Qualitätsproblemen wie fehlerhaften Gaspedalen, Bremsen und störenden Bodenmatten weltweit acht Millionen Autos zurückgerufen. Wegen schlechter Informationspolitik über die Pannenserie zahlte der Autobauer zudem in den USA eine Rekordstrafe von 16,4 Millionen Dollar (13,4 Millionen Euro).

Erst vergangene Woche hatte Toyota 17.000 Lexus-Hybrid-Modelle zurückgerufen, weil bei einem Auffahrunfall Benzin auslaufen kann. Allerdings können die Qualitätsprobleme das Wachstum von Toyota offenbar nicht stoppen: Von Januar bis Mai produzierte Toyota 3,62 Millionen Wagen, ein Plus von 55 Prozent.

Viel Lärm um Karstadt

Der Streit um die Rettung des Warenhauskonzerns Karstadt ist abermals auf der politischen Ebene gelandet. SPD-Parteichef Sigmar Gabriel warf Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) vor, er gefährde mit der Ablehnung einer Vermittlerrolle in der Auseinandersetzung zwischen dem Investor Nicolas Berggruen und dem Vermieterkonsortium Highstreet den Kauf.

"Es ist eine Schande, dass Herr Brüderle tatenlos zusieht, wie die Karstadt-Rettung zu scheitern droht", sagte Gabriel der Frankfurter Rundschau. "Es geht hier nicht um Staatshilfen, sondern um eine vom Investor Herrn Berggruen erbetene Vermittlerrolle", ergänzte er.

Brüderle hatte zuvor erklärt, es sei nicht Aufgabe des Staates, Preisverhandlungen zu führen. Er gehe davon aus, dass die beiden Streitparteien alleine und in Verantwortung für die vielen Beschäftigten bei Karstadt eine Lösung finden.

Anders hatte sich allerdings Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) geäußert. Sie erklärte: "Ein fairer Makler kann helfen." Wenn es um eine Einigung in schwierigen Finanzierungsfragen unter hohem Zeitdruck gehe, müsse und solle sich der Staat auf die Seite der Arbeitnehmer stellen.

Berggruen hatte zuvor wegen des nicht enden wollenden Streits zwischen ihm und den Vermietern des Highstreet-Konsortiums gebeten, sich für eine Vermittlerrolle bereitzuhalten. Er hatte auch schon mit Brüderle gesprochen. Hinter Highstreet stehen die Finanzinstitute Goldman Sachs und Deutsche Bank. Bei Karstadt stehen bundesweit 25.000 Arbeitsplätze in 120 Warenhäusern auf dem Spiel.

Air France streicht 4100 Stellen

Die französische Luftfahrtgesellschaft Air France will nach Gewerkschaftsangaben in den kommenden drei Jahren gut 4000 Arbeitsplätze einsparen. Die Mitarbeiterzahl werde bis März 2013 um "etwa 4100 Stellen" auf rund 47.700 sinken, sagte ein Vertreter der Gewerkschaft CGT nach einer Gesamtbetriebsratssitzung in Paris.

Kündigungen seien aber nicht geplant. Die Stellen sollten dadurch eingespart werden, dass Mitarbeiter in Rente gingen oder das Unternehmen von sich aus verließen und nicht ersetzt würden. Zudem sollten Jobs eingespart werden, indem in bestimmten Bereichen ein Einstellungsstopp verhängt werde und Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens versetzt würden, sagte ein Vertreter der Gewerkschaft CFDT. Eine neue Bestandsaufnahme werde es im November geben.

Chamartin Meermann sagt Börsengang ab

Die Immobilienfirma Chamartin Meermann sagt den für Mittwoch geplanten Börsengang ab. Der Grund liege in der schwachen Nachfrage, teilte das Unternehmen mit. Die Ursache des enttäuschenden Echos sieht Chamartin Meermann in der mit den Aktivitäten eines Immobilienentwicklers verbundenen Unsicherheit. Chamartin Meermann prüft nun eine Notierungsaufnahme mit einer Kapitalerhöhung zu einem späteren Zeitpunkt.

Der Autohersteller Daimler gibt seinen Mitarbeitern zum WM-Halbfinalspiel zwischen Deutschland und Spanien am Mittwochabend fußballfrei. In allen deutschen Werken würden die Spät- und Nachtschichten so gelegt, dass die Beschäftigten das Spiel sehen könnten, teilte das Unternehmen mit.

In der Belegschaft sei die Begeisterung riesig und deshalb sollten alle mit der Nationalmannschaft mitfiebern können, erklärte Vorstandschef Dieter Zetsche. Daher endet zum Beispiel im größten Werk in Sindelfingen die Spätschicht bereits um 19.30 Uhr statt um 22 Uhr. Die Nachtschicht beginnt erst um ein Uhr statt um 22 Uhr.

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