Wirtschaft kompakt:Die Bestellung kommt

Die Deutsche Bahn kauft für sechs Milliarden Euro 300 neue Hochgeschwindigkeitszüge. Außerdem: Der Ifo-Geschäftsklimaindex trübt sich ein. Das Wichtigste in Kürze.

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn hat die milliardenschwere Bestellung für bis zu 300 neue Hochgeschwindigkeitszüge von Siemens gebilligt. Bei einer Sondersitzung des Gremiums sei die Order im Wert von mehr als sechs Milliarden Euro beschlossen worden, sagten mit dem Vertragsentwurf Vertraute aus dem Umfeld des Bahn-Aufsichtsrats der Nachrichtenagentur Reuters.

Kinderdienst: Deutsche Bahn will Zuege bei Siemens kaufen

Die Deutsche Bahn kauft 300 Züge bei Siemens.

(Foto: dapd)

Bereits für die ersten 195 Züge sei ein Kaufpreis von rund sechs Milliarden Euro fällig. Damit liegt der Wert des größten Auftrags in der Bahn-Geschichte noch höher als zuletzt bekannt.

Die ersten ICx-Züge sollen ab 2016 im Einsatz sein. Ein Drittel des Auftrags wird auf den kanadischen Bombardier-Konzern entfallen, der wichtigster Zulieferer für das Projekt ist.

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im April den zweiten Monat in Folge eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 110,4 Punkte von 111,1 Zählern im März, teilte das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung mit.

Analysten hatten im Schnitt 110,5 Punkte erwartet. Damit hielt sich das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer aber nahe dem im Februar erreichten Wiedervereinigungs-Rekord von 111,3 Punkten.

"Trotz erheblicher Risiken auf der internationalen Ebene geht es den Unternehmen in Deutschland ausgezeichnet", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn zu der Umfrage unter 7000 Managern. Abgefragt werden Erwartungen und die gegenwärtige Geschäftssituation.

Die aktuelle Lage schätzen sie erneut besser ein als im Vormonat: Dieses Barometer kletterte auf 116,3 von 115,8 Punkten. Die Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate wurden dagegen etwas schlechter bewertet. Dieser Teilindex sank auf 104,7 von 106,5.

Nach Prognose der Bundesregierung hat sich das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal auf rund 0,8 Prozent verdoppelt. Für das laufende Frühjahrsquartal erwarten Analysten ein Plus von 0,5 Prozent. Die meisten Experten trauen der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr ein Wachstum von drei Prozent zu und rechnen für 2012 mit einem Plus von etwa zwei Prozent.

Fiats Übernahme von Chrysler geht voran

Der italienische Autobauer Fiat stockt seine Beteiligung an Chrysler schon in den kommenden Monaten von 30 Prozent auf 46 Prozent auf. Bis zum Ende des Jahres will der Turiner Autobauer den US-Konzern übernehmen. Wie Fiat in Turin mitteilte, werde der Konzern seinen Anteil auf 46 Prozent aufstocken, sobald der in Detroit ansässige US-Hersteller seine Regierungsschulden zurückzahle. Dies werde schon im Laufe des zweiten Quartals 2011 geschehen.

Chrysler ist bei den Regierungen der USA und Kanadas noch mit sieben Milliarden Dollar verschuldet. Die Regierungen hatten den Autobauer 2009 gestützt und vor der Pleite bewahrt.

Fiat-Chef Sergio Marchionne sprach von einem "fundamentalen Schritt" auf dem Weg zum erträumten globalen Automobilkonzern: "Die heute angekündigte Operation wird uns zusammen mit einer planmäßigen Steigerung von fünf Prozent bis zum Ende des Jahres zur Realisierung des Traums eines weltweiten Autoherstellers führen - modern, effizient und wettbewerbsfähig", sagte Marchionne.

Fiat hatte seinen Anteil an Chrysler bereits in der vergangenen Woche planmäßig von 25 auf 30 Prozent aufgestockt. De facto kontrollieren die Italiener den Detroiter Autobauer bereits seit dem Neustart nach der Insolvenz vor anderthalb Jahren.

Marchionne hatte wiederholt erklärt, die Beteiligung an dem US-Autobauer sukzessive bis zur Übernahme der Mehrheit aufstocken zu wollen. Es stand jedoch bislang noch nicht fest, wann genau.

Gerade hatte der Turiner Traditionskonzern nach einem positiven ersten Quartal seine Prognose für das laufende Jahr bekräftigt. Danach sollen die Erlöse 2011 um zwei bis drei Prozent auf rund 37 Milliarden Euro steigen. Beim Betriebsgewinn peilen die Italiener 0,9 bis 1,2 Milliarden Euro an. Bislang hat Fiat kein Geld, sondern italienische Technik in Chrysler investiert.

Lokführer streiken nicht über Ostern

Der 60-stündige Streik der Lokführergewerkschaft GDL bei den deutschen Privatbahnen ist in der Nacht zum Donnerstag zu Ende gegangen. "Die Lokführer fahren wieder", sagte eine GDL-Sprecherin.

Sofern es von Seiten der privaten Bahnanbieter keine Notfahrpläne gebe, führen die Züge wieder regulär. Bis zum 1. Mai und damit auch über Ostern will die GDL vorerst nicht streiken.

Die Bundestarifkommission der GDL hatte am Mittwoch dem Tarifpaket der Deutschen Bahn zugestimmt. Die GDL habe den bestreikten Verkehrsunternehmen sowohl den Rahmentarifvertrag als auch den Betreiberwechseltarifvertrag zur Verfügung gestellt, sagte die GDL-Sprecherin. Die Privatanbieter könnten diese in den kommenden Tagen "genau studieren" und dann Verhandlungsangebote und Terminvorschläge unterbreiten. "Wenn es dann nicht geht, dann wird's natürlich heftig", deutete sie weitere Streiks an.

Die GDL liefert sich mit den privaten Konkurrenten der Deutschen Bahn seit Monaten einen heftigen Arbeitskampf. Mehrfach kam es schon zu Streiks, der letzte hatte am Montagnachmittag begonnen. Dabei geht es um die Einführung eines einheitlichen Tarifvertrags für die gesamte Branche. Mit der Deutschen Bahn wurde bereits eine Einigung erzielt.

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