Wirtschaft kompakt:Opel: AG statt GmbH

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Der Autohersteller Opel wandelt sich wieder in eine Aktiengesellschaft und erstmals gibt es in Deutschland mehr als eine Million Zeitarbeiter. Das Wichtigste in Kürze.

Der Autohersteller Opel ist wieder eine Aktiengesellschaft. Das Amtsgericht Darmstadt bewilligte den Antrag zur Änderung der Rechtsform von einer GmbH in eine AG, teilte das hundertprozentige Tochterunternehmen des US-Autokonzerns General Motors (GM) in Rüsselsheim mit. "Für Opel ist dies ein ausgezeichneter Start ins neue Jahr und ein weiterer Schritt bei der Umsetzung unseres Zukunftsplans, mit dem wir das Unternehmen wieder zu wirtschaftlichem Erfolg führen wollen", sagte Opel-Chef Nick Reilly, der ab sofort Vorstandsvorsitzender der Adam Opel AG ist.

Opel - wieder AG statt GmbH. (Foto: dpa)

Opel war seit 1929 eine AG und wurde erst 2005 auf Betreiben der damaligen GM-Führung in eine GmbH umgewandelt. Opel-Betriebsratschef Klaus Franz ist überzeugt: "Das war der Anfang vom Niedergang des Unternehmens." 2009 hatte der Hersteller kurz vor der Insolvenz gestanden. Während GM in die Insolvenz ging, konnte die deutsche Tochter nur durch einen staatlichen Überbrückungskredit am Leben gehalten werden.

Der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche hat seine Verkäufe in den USA im vergangenen Jahr deutlich gesteigert. Die Auslieferungen wuchsen 2010 um 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 25.320 Sport- und Geländewagen, wie der Hersteller mitteilte. Im Dezember betrug das Plus 21 Prozent auf 2567 Fahrzeuge. Für das neue Jahr stellte Vertriebsvorstand Bernhard Maier weiteres Wachstum in Aussicht.

Maßgeblich zum Erfolg des vergangenen Jahres trug die neue Baureihe Panamera bei - von dem Viertürer gingen 7741 Exemplare an die Kunden. Auch die erst im Juni gestartete neue Generation des Geländewagens Cayenne kam bei den amerikanischen Kunden gut an. Der Absatz stieg insgesamt im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent auf 8343 Stück. Schleppend verliefen dagegen die Verkäufe des Klassikers 911, von dem mit 5735 Sportwagen 16 Prozent weniger abgesetzt wurden. Die Mittelmotoren-Baureihe mit dem offenen Boxster und dem Coupe Cayman ging an 3499 Kunden.

Chrysler und General Motors, die sich wegen der Krise beide unter den Schutz des US-Insolvenzrechtes flüchten mussten, verbuchten 2010 Zuwächse von 17 beziehungsweise sechs Prozent. Dagegen musste der japanische Hersteller Toyota nach einer beispiellosen Serie von Rückrufaktionen ein Minus von 0,4 Prozent hinnehmen und rutschte von Platz zwei auf Rang drei der größten Anbieter in den USA ab.

Insgesamt legten die US-Autoverkäufe 2010 um 11,1 Prozent auf 11,59 Millionen Fahrzeuge zu, wie Autodata berichtete. Ford setzte dabei 1,94 Millionen Autos ab und kam auf einen Marktanteil von 16,7 Prozent. Dies war Platz zwei hinter General Motors mit 19,1 Prozent und 2,2 Millionen verkauften Fahrzeugen, wobei der in der Krise stark gebeutelte US-Champion dies nun mit vier statt früher acht Konzernmarken erzielte.

Die angestrebte Hochtief-Übernahme durch den spanischen Baukonzern ACS ist nach Einschätzung der Bundesregierung rechtlich sauber. Alle Bestimmungen des Wertpapier- und Übernahmegesetzes seien von ACS eingehalten worden: "Es hat sich nicht um ein Anschleichen gehandelt", sagte Vize-Regierungssprecher Christoph Steegmans.

Er wies Vorwürfe der SPD zurück, die schwarz-gelbe Regierung hätte mit verschärften Gesetzen die bevorstehende Übernahme noch verhindern können. "Wir halten es nicht für vernünftig, dass für Einzelfälle Gesetze geändert werden", sagte Steegmans. Ohnehin wären solche Änderungen für den Essener Baukonzern zu spät gekommen. Auch Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) lehnte eine "Lex Hochtief" ab. Es handele sich um einen marktwirtschaftlich normalen Vorgang.

Hochtief-Aufsichtsrat Klaus Wiesehügel betonte unterdessen, dass er Angebote, in den ACS-Aufsichtsrat zu wechseln, ausschlagen will. "Wenn ich ein solches Angebot bekäme, würde ich es ablehnen. Ich bin nicht käuflich und will auch niemandem Anlass geben, das zu behaupten", sagte der Chef der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt in der Rheinischen Post.

Wiesehügel war während der Übernahmeschlacht um Hochtief wegen angeblicher Geheimverhandlungen mit der ACS-Konzernspitze in die Kritik geraten. In seinem Streit mit Hochtief-Betriebsratschef Siegfried Müller hofft Wiesehügel auf eine baldige Versöhnung. "Ich habe ihm eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch geschickt", sagte er.

Die Zeitarbeitsfirmen in Deutschland rechnen für dieses Jahr erstmals mit mehr als einer Million Leiharbeitern. In fast allen Branchen würden händeringend Fachkräfte gesucht, selbst Hilfskräfte seien in einigen Bereichen knapp, sagte der Präsident des Bundesverbands Zeitarbeit (BZA), Volker Enkerts, dem Hamburger Abendblatt. "Die Krise haben wir längst abgehakt." Nach neuesten Zahlen arbeiteten im Oktober bundesweit 923 000 Menschen in der Branche, dies seien rund 100.000 mehr als zu Vorkrisenzeiten.

Der BZA-Präsident forderte angesichts der für Mai geplanten Öffnung des Arbeitsmarktes für Kräfte aus Osteuropa Lohnuntergrenzen. "Wir brauchen dringend einen Mindestlohn für die Zeitarbeit, um Lohndumping in der Branche zu verhindern."

Es sei wichtig, dass Osteuropäer künftig nicht zu deutlich schlechteren Konditionen ihre Arbeitskraft in Deutschland anbieten und damit den gesamten Markt schädigen. Der Mindestlohn sollte sich an den Zeitarbeitstarifen orientieren, die mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) ausgehandelt wurden: Das wären 7,79 Euro in Westdeutschland und 6,89 Euro im Osten, schlägt Enkerts vor.

Die Aufspaltung des US-Handyherstellers Motorola in zwei unabhängige Firmen ist bei den Anlegern gut angekommen. Die Aktien der auf Smartphones und TV spezialisierten Motorola Mobility legten an ihrem ersten offiziellen Handelstag um mehr als acht Prozent zu, während sich die Titel der auf Firmenkunden spezialisierten Motorola Solutions um gut fünf Prozent verteuerten.

Einige Investoren wie der Milliardär Carl Icahn hatten sich lange für die Aufspaltung Motorolas in zwei Teile eingesetzt. Sie wollten Anlegern die Wahl zwischen dem volatilen aber schnell wachsenden Handy-Geschäft sowie dem langsameren aber stetigen Wachstum der Sparte Solutions lassen. Solutions stellt zum Beispiel Strichcode-Lesegeräte her.

Der führende südkoreanische Mischkonzern Samsung will die Investitionen in diesem Jahr auf die Rekordhöhe von 43,1 Billionen Won (etwa 28,9 Milliarden Euro) steigern. Damit will die Gruppe um den Elektronikhersteller Samsung Electronics nach eigenen Angaben neue Geschäftsfelder entwickeln und ihre weltweit führende Stellung in Technologiebereichen wie Speicherchips und Flachbildschirme untermauern. Trotz "weiter bestehender Unsicherheiten in der Weltwirtschaft" habe Samsung entschieden, in diesem Jahr so viel wie noch nie investieren zu wollen.

Die geplanten Ausrüstungs- und Forschungsinvestitionen dienten dem Ziel, "die globale Marktdominanz in den wichtigsten Geschäftsbereichen zu zementieren". Zugleich sollen "künftige Wachstumsmotoren" durch Investitionen in neue Aktivitäten gestärkt werden. Die Höhe der geplanten Anlagen bedeutet ein Anstieg um 18 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr. Auch erwartet die Samsung-Gruppe für das laufende Jahr 25.000 Neueinstellungen und damit um elf Prozent mehr als 2010.

Deren Flaggschiff Samsung Electronics ist der weltweit größte Produzent von LCD-Flachbildschirmfernsehern, Speicherchips sowie die Nummer zwei auf dem Handy-Markt. Den Angaben zufolge sollen 10,3 Billionen Won in den Aus- und Neubau von Anlagen für Halbleiter sowie jeweils 5,4 Billionen Won in die Produktion von LCD-Panels und organischen Leuchtdioden (OLED) gesteckt werden. Dem Forschungs- und Entwicklungsbereich sollen 12,1 Billionen Won zugeführt werden.

Samsung hatte im vergangenen Jahr angekündigt, in den nächsten zehn Jahren insgesamt 23,3 Billionen Won in neue Geschäftsfelder in den Bereichen Gesunheitsindustrie und grüne Technologien zu investieren. Neben Solarzellen und Biopharmazeutika sollen dazu wiederaufladbare Zellen für Hybrid-Elektrofahrzeuge, Leuchtdioden-Technologien (LED) sowie medizinische Geräte gehören.

Die türkische Mediengruppe Dogan Yayin stellt Kreisen zufolge ihr Massenblatt Hürriyet zum Verkauf. Die US-Bank Goldman Sachs habe den Prozess dafür eingeleitet, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Erste Gebote müssten bis zum 1. Februar vorliegen.

Der Schritt von Hürriyet sei unabhängig vom geplanten Verkauf weiterer Geschäftsteile, die beispielsweise zum TV-Bereich von Dogan gehörten. Dogan Yayin war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Hürriyet-Aktien legten nach Bekanntwerden der Verkaufsabsichten mehr als fünf Prozent zu. Der deutsche Medienkonzern Axel Springer ist an der Fernsehtochter von Dogan beteiligt. Dogan muss Einzelteile des Konzerns versilbern, um Steuerstrafen bezahlen zu können.

Eine Affäre um mutmaßliche Betriebsspionage erschüttert den französischen Autohersteller Renault. Das Unternehmen suspendierte drei Führungskräfte, die Informationen zum Elektroauto verraten haben sollen. Renault hat die Entwicklung von Elektroautos ins Zentrum seiner Strategie für die kommenden Jahre gestellt. Nähere Angaben machte das Unternehmen zunächst nicht. Es handele sich um "ernste Vorgänge", sagte eine Konzernsprecherin. Bisher habe der Konzern keine Anzeige erstattet, fügte sie hinzu. Den Angaben zufolge gab es bereits im vergangenen August einen ersten internen Hinweis. Die anschließenden Nachforschungen hätten das Unternehmen veranlasst, drei Führungskräfte zu suspendieren. Konzernkreisen zufolge waren sie an dem Elektroauto-Programm beteiligt - einem der Vorzeigeprojekte des Unternehmens.

Einer der verdächtigten Manager gehört demnach zu den 30 Mitgliedern des Direktoriums, die unmittelbar Konzernchef Carlos Ghosn unterstellt sind. Die Manager wurden den Konzernkreisen zufolge am Montag suspendiert und mussten unverzüglich ihre Büros räumen. Eine solche Maßnahme kann ein Unternehmen beschließen, wenn das Verhalten eines Mitarbeiters den Betrieb zu beeinträchtigen droht. Der Arbeitsvertrag wird dann ausgesetzt und die Gehaltszahlungen werden gestoppt. Anschließend können eventuelle disziplinarische Maßnahmen oder eine Strafanzeige beschlossen werden.

Für den mit dem japanischen Nissan-Konzern verbündeten französischen Autohersteller steht viel auf dem Spiel: Die Entwicklung von Elektroautos steht für Renault im Zentrum seiner Strategie der kommenden Jahre. Mitte dieses Jahres will das Unternehmen zwei Modelle mit Elektromotoren auf den Markt bringen, das Familienauto Fluence und das kleine Nutzfahrzeug Kangoo Express. Bis spätestens Mitte 2012 sollen zwei weitere Elektro-Modelle folgen, der Kleinwagen Twizy und die zur unteren Mittelklasse gehörende Limousine Zoe. Renault setzt auf eine wachsende Nachfrage nach Elektroautos, die nach seiner Einschätzung bis zum Jahre 2020 zehn Prozent der Marktanteile ausmachen könnten. Renault-Nissan investiert jährlich rund 200 Millionen Euro in die Entwicklung von Elektroautos. Nissan hat sein erstes elektrisches Auto für den Massenmarkt, den Leaf, in den USA und Japan bereits auf den Markt gebracht.

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