Wirtschaft kompakt:Lufthansa-Piloten bereit zum Abheben

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Kein Streik: Die Lufthansa-Piloten bleiben in den Cockpits - zumindest vorerst. Außerdem: miese Stimmung in Island und Jubellaune in der deutschen Industrie.

Im Tarifkonflikt bei der Lufthansa sind auch nach Ablauf der Friedenspflicht am kommenden Montag zunächst keine neuen Pilotenstreiks absehbar. Derzeit laufen Verhandlungen zwischen der Pilotenvereinigung Cockpit und Deutschlands größter Fluglinie. Zum Stand der Gespräche wollte ein Lufthansa-Sprecher zwar keine Angaben machen, zum jetzigen Zeitpunkt seien allerdings keine Streiks zu erwarten.

Vor knapp zwei Wochen hatte Cockpit einen ursprünglich auf vier Tage angesetzten Streik nach einer Auseinandersetzung vor Gericht bereits nach einem Tag abgebrochen. Lufthansa hatte versucht, die Arbeitsniederlegungen mit einer einstweiligen Verfügung unterbinden zu lassen, weil sie den Streik für rechtswidrig hielt.

Der Konzern und die Piloten einigten sich daraufhin vor dem Arbeitsgericht Frankfurt in einem Vergleich darauf, die Tarifgespräche vorläufig wiederaufzunehmen. Die Piloten erklärten sich bereit, bis einschließlich kommenden Montag auf Arbeitsniederlegungen zu verzichten.

Der Pilotenvereinigung will verhindern, dass beim Mutterkonzern Lufthansa in Deutschland weitere Pilotenjobs wegfallen. Die Gewerkschaft fürchtet, dass die Lufthansa zunehmend Verbindungen von ausländischen Tochtergesellschaften bedienen lässt, deren Piloten weniger verdienen.

Für eine Arbeitsplatzgarantie war die Gewerkschaft bereit, auf die ursprünglich geforderte Lohnerhöhung von 6,4 Prozent für die höher bezahlten Lufthansa-Piloten zu verzichten.

Industrie jubelt über Auftragsplus

Die deutsche Industrie hat zu Jahresbeginn einen kräftigen Zuwachs an Aufträgen erhalten. So sind die Aufträge im Januar um 4,3 Prozent zum Vormonat gestiegen, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Damit fiel der Zuwachs gut zweieinhalb mal so stark aus wie erwartet.

Volkswirte hatten mit einem Plus von 1,7 Prozent gerechnet. Darüber hinaus wurde das Auftragsminus im Vormonat von 2,3 Prozent auf lediglich 1,6 Prozent revidiert. Im Jahresvergleich ergab sich ein starkes Auftragsplus von 16,1 Prozent.

Bankvolkswirte zeigten sich angesichts der robusten Entwicklung überrascht, verwiesen jedoch zugleich auf zeitliche begrenzte Effekte. Mittelfristig dürfte die Entwicklung durch den auslaufenden Lagerzyklus und einen geringeren fiskalischen Impuls gedämpft werden, kommentierte die Großbank Unicredit.

Gleichwohl verspüre die Industrie derzeit einen starken Rückenwind, der zumindest kurzfristig anhalten dürfte. Auch die Commerzbank geht davon aus, dass die Industrie nach dem ersten Quartal schwächer wachsen wird. Nicht zuletzt strukturelle Probleme bei wichtigen Handelspartnern dürften die Nachfrage belasten.

Isländer nicht in Zahllaune

Beim Referendum der Isländer über Milliarden-Zahlungen an Großbritannien und die Niederlande zeichnet sich ein klares Nein ab. Den letzten Umfragen zufolge werden drei Viertel der Wahlberechtigten den sogenannten Icesave-Deal am Samstag ablehnen. Bei der Volksabstimmung wird entschieden, ob umgerechnet 3,9 Milliarden Euro aus der Staatskasse überwiesen werden sollen.

Britische und niederländische Kunden hatten Milliarden bei isländischen Banken angelegt, die auf dem Höhepunkt der Finanzkrise zusammenbrachen. Die Isländer sind mehrheitlich der Ansicht, dass ihnen der Deal von größeren Staaten aufgezwungen wurde. Außerdem fragen sie sich, weshalb sie für die Versäumnisse ihrer früheren Regierung zahlen sollen.

Diese hatte es nicht geschafft, dem Geschäftsgebaren einiger Bankmanager - darunter die der späteren Pleitebank Icesave - einen Riegel vorzuschieben. Das Zusammenbrechen der Banken riss die Insel schließlich in die Krise, aus der sie sich bisher nicht befreien konnte.

Die Wirtschaft des Staates ist im vergangenen Jahr so stark geschrumpft wie noch nie. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) brach 2009 um 6,5 Prozent ein, teilte die nationale Statistikbehörde mit. 2008 war die Wirtschaftsleistung noch um 1,0 Prozent gewachsen, 2007 sogar um 6,0 Prozent.

Sollten die Isländer der Milliarden-Überweisung nicht zustimmen, steht die internationale Bonitätsbewertung des Landes auf dem Spiel. Von der wiederum hängt der Zugang zu Geldern des internationalen Währungsfonds ab - und indirekt auch die angestrebte Aufnahme in die Europäische Union.

Die Verhandlungen zwischen Island, Großbritannien und den Niederlanden brachten in den vergangenen Tagen zumindest Anzeichen für einen Durchbruch. So habe man sich bei der Frage angenähert, welcher Zins künftig für die isländischen Schulden gezahlt werden soll, sagten isländische Gewährsleute. Von 2,75 statt wie ursprünglich 5,5 Prozent Zinken ist nun die Rede. Politiker räumten jedoch ein, dass dieser Erfolg für das Referendum am Wochenende zu spät kommen dürfte.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/jcb/brz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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